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Fernando Alonso

© AFP

Formel 1: Betreff: Geheime Daten

Neues in der Spionage-Affäre der Formel 1: McLarens Alonso soll per E-Mail Informationen über die Ferrari erhalten haben. Die Vorgänge werden immer undurchsichtiger.

Wer sich einen Reim auf die Vorgänge vor dem Großen Preis von Italien machen will, muss schon ein bisschen Fantasie mitbringen. Denn den geneigten Formel-1-Interessenten erwartete in Monza eine kryptische Nachricht. Sie kam vom Automobil-Weltverband Fia und lautete im Kern: Es gibt neue Beweise in der Spionage-Affäre um die beiden Titelrivalen McLaren-Mercedes und Ferrari. Die für den 13. September zu diesem Thema ursprünglich angesetzte Verhandlung vor dem Berufungsgericht der Fia wurde in eine erneute Anhörung vor dem Fia-Weltrat umgewandelt, bei der McLaren Stellung nehmen soll. Wie genau diese Beweise aussehen, dazu hüllte man sich seitens der Fia in Schweigen. Auch McLaren-Mercedes brachte kein Licht ins Dunkel und stellte lediglich fest, man werde selbstverständlich „weiter voll mit der Fia kooperieren“.

Erst im Laufe des Tages gelangten einige Details ans Licht. Bei dem neuen Beweismaterial geht es um private E-Mails zwischen Weltmeister Fernando Alonso und Pedro de la Rosa, dem Testfahrer seines Teams McLaren. Darin soll de la Rosa Alonso erzählen, er wisse einige Abstimmungsdetails des Konkurrenten Ferrari – von Mike Coughlan. Also von jenem inzwischen entlassenen McLaren-Chefdesigner, der vom ebenfalls gefeuerten Ferrari-Techniker Nigel Stepney geheime Daten zugespielt bekommen haben soll. Die bewusste E-Mail soll im März geschickt worden sein, also noch vor der Übergabe des 780-seitigen Dossiers über den neuen Ferrari seitens Stepney an Coughlan im April. Dass Alonso und de la Rosa unter Androhung, ihnen die Formel-1-Lizenz zu entziehen, von der Fia quasi zu einer Bestätigung des Vorfalls gezwungen wurden, wird ebenfalls kolportiert. Alonso, von spanischen Journalisten danach gefragt, wich aus: „Das ist nicht mein Problem, ich kümmere mich nur ums Fahren.“ Ein Dementi klingt anders.

An die Fia herangetragen worden sein sollen die Hinweise von einer dritten Partei, die den E-Mail-Verkehr der beiden Piloten offenbar ausspioniert hat. Dazu passt, dass der Verband vor einigen Tagen alle Teams per Rundschreiben zu einer Meldung aufgefordert hat, falls sie etwas zu dieser Sache wissen. Die Augen richteten sich auf Flavio Briatore, der in der Vergangenheit schon auffällig oft eine Strafe für McLaren gefordert hatte. Damit könnte der Renault-Teamchef seinem Lieblingsfeind, McLaren-Boss Ron Dennis, eins auswischen und zweitens die Chancen erhöhen, Alonso in sein Team zurückzuholen. Denn bei einer Verurteilung McLarens könnte der Weltmeister sicher aus seinem Vertrag aussteigen.

Vorher muss allerdings die Frage geklärt werden: Kann man das McLaren-Team dafür bestrafen, dass ein Ferrari-Angestellter einem McLaren-Mitarbeiter, mit dem er früher lange zusammengearbeitet hat und mit dem er befreundet ist, etwas erzählt? Denn wer glaubt, dass solche Unterhaltungen in der Formel 1 etwas Außergewöhnliches sind, der lebt auch in einer Fantasiewelt.

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