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Vettel feiert, Alonso hängt in den Seilen.

© AFP

Update

Formel 1: Buhrufe als Belohnung

Formel-1-Weltmeister Vettel siegt auch in Monza, im Ferrari-Land Italien, und steuert mit seinem sechsten Saisonsieg unbeirrt auf den vierten Titel zu.

Auf der Auslaufrunde wusste Sebastian Vettel schon, was ihn bei der Siegerehrung in Monza erwarten würde. 2011, bei seinem ersten Sieg für Red Bull im Ferrari-Land Italien, „da haben mich die Pfiffe und Buhrufe noch überrascht“, erzählte der Formel-1-Weltmeister. „Heute habe ich gleich per Funk gesagt: Je mehr Buhs wir heute bekommen, einen umso besseren Job haben wir gemacht.“ Es waren jede Menge Buhs, die Vettel nach seinem Sieg im Königlichen Park auf dem Podest entgegenhallten, neben lauten Jubelrufen für den deutlich geschlagenen Ferrari-Rivalen Fernando Alonso, der vor Vettels Teamkollegen Mark Webber Zweiter wurde. Vettel grinste jedoch nur ob der Anerkennung seiner Leistung.

So cool wie mit dem Pokal hatte sich Vettel auch auf der Strecke gezeigt. Souverän fuhr er seinen sechsten Saisonsieg heraus und zog mit seinem 32. Grand-Prix-Sieg auch noch ausgerechnet mit Alonso gleich. In der WM-Wertung liegt der Deutsche nun schon 53 Punkte vor dem Spanier – der vierte Titel in Folge bei nur noch sieben ausstehenden Rennen.

Eine kleine Schrecksekunde hatte Vettel nur direkt nach dem Start erlebt, als er sich in der ersten Schikane einen sogenannten Bremsplatten geholt hatte. „Das war schon ein bisschen tricky“, sagte er. Ein paar Vibrationen habe er danach durch die Unwucht im Reifen gehabt, „aber das hat sich dann stabilisiert, wir hatten es unter Kontrolle“, betonte Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko. „Dass wir so souverän gewonnen haben, obwohl wir heute ein bisschen mehr auf Schonung gefahren sind als sonst und nicht das Optimale aus dem Auto herausgeholt haben, das ist schon ziemlich befriedigend.“ Am Ende war Vettel ein wenig vorsichtiger gefahren, weil sich an seinem Auto genauso wie bei seinem Teamkollegen Webber ein kleines Getriebeproblem angebahnt hatte. Ein solches hatte Vettel in Silverstone kurz vor Schluss den sicheren Sieg gekostet.

„Es war ein fantastisches Rennen“, sagte Vettel nach der überstandenen Zitterpartie freudestrahlend. „Es ist schon toll, hier zu gewinnen, denn das bedeutet, die Roten auf ihrer Heimstrecke geschlagen zu haben.“

Normalerweise ist das hier ja als reine Hochgeschwindigkeitsstrecke eines der härtesten Rennen für uns, aber diesmal war das Auto einfach fantastisch, so dass ich auch noch ein schönes Polster hatte." Neben ihm stand Fernando Alonso und lächelte säuerlich. Zwar bescheinigte ihm sein Renningenieur nach dem Rennen, wie ein Löwe gekämpft zu haben. Doch der Spanier hatte nie eine echte Siegchance. Zu einem schlechteren Auto kamen unter dem Druck des Heimrennens auch noch deutliche Anzeichen von Nervosität bei Ferrari hinzu. Nachdem Vettel zu seinem Reifenwechsel als erster der beiden hereingekommen war, zeigte sich auf dem Zeitenmonitor ganz schnell, dass er Alonso mit den neuen harten Reifen auf Anhieb eine Sekunde pro Runde abnahm. Aber anstatt daraufhin sofort nachzuziehen, diskutierte man bei Ferrari erst einmal drei Runden lang hektisch an der Boxenmauer. Als Alonso dann schließlich doch in die Box fuhr, hatte sich Vettels Vorsprung von fünf auf zehn Sekunden verdoppelt.

Schon am Samstag hatte es bei den Roten Krach gegeben. Teaminterne Windschattenspiele – Felipe Massa hatte Alonso in der Qualifikation quasi zu einer besseren Zeit ziehen sollen – waren schiefgegangen, Alonso hatte seine Ingenieure und Strategen über Funk daraufhin ironisch als „wahre Genies“ bezeichnet.

Während Alonso den Schaden zumindest in Grenzen hielt, verabschiedeten sich Lewis Hamilton im Mercedes und Kimi Räikkönen im Lotus quasi schon aus dem Titelrennen. Beide hatten schon im Qualifying den Sprung unter die Top Ten verpasst. Auch am Sonntag lief bei den beiden wenig zusammen. Räikkönen beschädigte sich schon am Start den Frontflügel und musste gleich einen zusätzlichen Stopp einlegen. Der blieb als Elfter ganz ohne Punkte. Hamilton erwischte nach 14 Runden ein schleichender Plattfuß. Immerhin schaffte er es mit einigen spektakulären Manövern in den letzten Runden noch auf Platz neun.

Sein Rennen des Jahres fuhr dagegen Nico Hülkenberg. Sensationell hatte er den Sauber auf Platz drei in der Startaufstellung gestellt, das zuletzt auch von finanziellen Sorgen schwer gebeutelte Team hatte erstmals Grund zum Feiern. Auch nach dem Rennen durfte die Party weitergehen, als der Emmericher nach einer starken Leistung mit Rang fünf noch vor Nico Rosberg im Mercedes das beste Saisonergebnis einfuhr. „Ich habe wirklich hart gekämpft“, sagte Hülkenberg. „Wir konnten mit Red Bull und Ferrari ganz gut mithalten, das tut uns allen gut bei Sauber.“ Es war auch eine gute Werbung für Hülkenberg persönlich. Falls ein Wechsel zu Ferrari nicht klappt, weil dort Kimi Räikkönen als Nachfolger für Felipe Massa in der Poleposition steht, böte sich für Hülkenberg immer noch der Platz bei Lotus als Räikkönen-Nachfolger an.

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