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Formel 1: Das letzte Heimrennen?

Vor dem Grand Prix von Japan lässt Toyota kaum Zweifel an einem baldigen Ausstieg aus der Formel 1.

Ein zweiter Platz in Singapur, vor dem Heimrennen in Suzuka – das ist eigentlich ein optimales Bewerbungsschreiben für eine sichere Zukunft in der Formel 1. Im Falle von Timo Glock und Toyota gilt das allerdings eher nur für Ersteren. Glock hat seinen Marktwert durch einen Klasseauftritt zur rechten Zeit mit Sicherheit erhöht. „Ich bin hundertprozentig sicher, dass er auch nächstes Jahr wieder in der Formel 1 dabei sein wird“, sagt sein Manager Hans-Bernd Kamps.

Allerdings eher nicht bei seinem bisherigen Arbeitgeber Toyota. Was weniger daran liegt, dass man dort seine Leistungen nicht zu schätzen weiß, sondern daran, dass der 2010 selbst nicht mehr in der Formel 1 vertreten sein könnte. Auch das gute Ergebnis von Singapur ändert wohl nichts mehr daran, dass das Rennen in Suzuka am Wochenende zum letzten Heimrennen der Japaner wird. Teamchef Tadashi Yamashina vergrößerte am Mittwoch in Tokio die Spekulationen, dass sich der größte Automobil-Hersteller der Welt angesichts der Weltwirtschaftskrise aus der Formel 1 verabschieden wird. „Wir haben mehrere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen und dabei auch die Verbindungen zu unserem Mutterkonzern zu beachten“, erklärte Yamashina. „Wir müssen es schaffen, dass die Formel 1 nicht mehr so viel Geld kostet.“ Toyota hatte sich bereits als Ausrichter des Großen Preises von Japan auf seiner Hausstrecke in Fuji zurückgezogen, wo man vor drei Jahren noch hohe zweistellige Millionenbeträge in den Umbau investierte, und das Rennen für die Zukunft wieder komplett der Strecke von Suzuka überlassen.

Und das Geld stellt nicht das einzige Argument dar. Wie schon beim Rückzug von BMW kommt eine generell stärkere Ausrichtung auf sogenannte grüne Themen und Nachhaltigkeit hinzu. Im Moment, so hört man vor der nächsten großen Vorstandssitzung am 15. November, gebe es im Konzernvorstand von Toyota eine Mehrheit für den Ausstieg, allerdings auch noch eine kleine, hartnäckige Fraktion, die meine, nach so hohen Investitionen über fast ein Jahrzehnt müsse man unbedingt versuchen, das Ganze durchzuziehen und doch noch einmal Erfolg haben. Deshalb hat man auch im Sommer den neuen, drei Jahre gültigen Formel-1-Rahmenvertrag vorsichtshalber einmal unterschrieben, für den schon damals eher weniger wahrscheinlichen Fall, dass man sich doch noch zum Bleiben entscheidet.

Die Tatsache, dass Toyota im Moment auf dem Formel-1-Fahrermarkt nichts unternimmt und die Option auf Timo Glock verstreichen ließ, und ihm mitteilte, sich anderswo umzuschauen, „weil wir im Moment nichts garantieren können“, spricht für einen Ausstieg. Trotz der monatelangen gebetsmühlenartigen Wiederholungen, man werde „natürlich weitermachen“, weiß wohl auch der europäische Toyota-Formel-1-Boss John Howett genau, was die Stunde für das in Köln angesiedelte Team geschlagen hat.

Timo Glock träumt trotzdem davon, auch in Japan auf dem Podest zu stehen. Zumindest wäre es noch einmal ein schönes Abschiedsgeschenk und ein minimaler Hoffnungsschimmer, in Tokio doch noch einen Stimmungsumschwung zu bewirken. Wenn das nicht gelingen sollte, muss er sich nicht grämen: Laut seinem Manager Kamps haben drei andere Teams Interesse an dem 27-Jährigen. Renault könnte eine Möglichkeit sein, neben Robert Kubica, auch das neue, alte Sauber-Team, wo Glock schon einmal Testfahrer war, und auch einer der Neueinsteiger gehört zu den Interessenten.

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