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Robert Kubica

© AFP

Formel 1: Das Risiko fährt mit

Nach dem Unfall will Formel-1-Pilot Robert Kubica wieder fahren – ist das vernünftig? Die "Macht da oben" soll ihm helfen.

Berlin - Er gibt sich locker, stark, ein bisschen heldenhaft – wie das eben zum Image eines Formel-1-Fahrers gehört. Ein Bluterguss am Arm, einziges sichtbares Zeichen seines Horror-Unfalls von Montreal, macht sich gut fürs Foto. In Polen gebe es schließlich auch dieses Sprichwort: „Was einen nicht umhaut, das macht einen nur härter.“ Viel nachdenken über das, was da letzten Sonntag passiert ist, will Robert Kubica nicht. Er weiß, dass er großes Glück gehabt hat. Aber nicht nur Glück. Die Sicherheitsmaßnahmen sind in der Formel 1 immer weiter verbessert worden. Und dann gab es für den gläubigen Katholiken „auch eine Macht da oben“, die dazu beitrug, dass er nur mit einem verstauchten Knöchel und einer Gehirnerschütterung – „einer leichten“, wie er betont – davonkam.

Wenn er bewusstlos gewesen sei, was von Angehörigen des Rettungsteams bestätigt wurde, „dann aber nur kurz, denn ich kann mich ja an praktisch alles erinnern“. Alles also kein Hinderungsgrund für den 22-Jährigen, so schnell wie möglich wieder ins Auto zu steigen, gleich jetzt in Indianapolis, „denn das ist der beste Weg zurück in die Realität“. Der Unfall habe in seinem Kopf keine Spuren hinterlassen, sagt er und meint damit vor allem die psychische Seite.

Das BMW-Team gab ihm dafür erst einmal volle Rückendeckung. BMW-Physiotherapeut Josef Leberer, wahrscheinlich der beste in diesem Metier in der Formel 1, wurde speziell dafür abgestellt, sich um Kubica zu kümmern, ihn schnell wieder fit zu machen. Der Österreicher, der früher jahrelang Ayrton Senna betreute, gehört eigentlich zu den Vorsichtigen, gerade bei allem, was mit „Kopf und Gehirnerschütterungen“ zu tun hat. Er weiß, dass eine Bewusstlosigkeit medizinisch immer bedeutet, dass das Trauma für das Gehirn nicht ganz unerheblich gewesen sein kann. Und dass das Risiko erhöht ist, wenn so eine Verletzung nicht völlig ausgeheilt ist, besonders dann, wenn noch einmal auch nur eine Kleinigkeit passieren sollte. Aber Leberer kann, wenn überhaupt, nur Ratschläge geben.

Wirklich Einhalt gebieten können Kubica nur die Ärzte des Weltverbandes FIA, nach einem 25-minütigen Check, mit Hirnstrommessung und Reaktionstest, bei dem die Werte mit einer zu Saisonbeginn erhobenen Basis verglichen werden. Gibt es die geringsten Zweifel, werde man ihm den Start verbieten, heißt es.

Vor Jahren wurde da wohl nicht ganz so konsequent getestet und entschieden. Zweimal mussten in den letzten Jahren Fahrer einsehen, dass manches eben trotz Tests und allem Ehrgeiz nicht geht. Sowohl Ralf Schumacher 2003 als auch Nick Heidfeld 2005 – beide in einem Williams-BMW – fühlten sich in Monza nach schweren Testunfällen mit Gehirnerschütterung nach einer Woche fit genug, wieder zu fahren, bekamen am Donnerstag die Freigabe der Ärzte, nur um dann am Freitag nach dem freien Training einsehen zu müssen, dass es doch nicht geht. Die Vibrationen im Auto, die Fliehkräfte in den Kurven – all das führte zu starken Kopfschmerzen und Übelkeit, so dass dann ab Samstag doch ein Ersatzfahrer ins Auto stieg.

Und selbst wenn man das Rennen irgendwie durchsteht: Die Nachwirkungen können übel sein. Nelson Piquet fuhr 1987 nach einem Trainingsunfall in Imola, ebenfalls mit einer Gehirnerschütterung, zwei Wochen später in Spa bereits wieder – gegen den Rat einiger Ärzte. Schließlich kämpfte er um den WM-Titel. Er stand das Wochenende durch, hatte dann aber die restliche Saison immer wieder Probleme mit starken Kopfschmerzen und unerklärlicher Müdigkeit.

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