zum Hauptinhalt
Toyota

© ddp

Formel 1: Der Heimnachteil

Toyota steht beim Formel-1-Rennen in Fuji unter Druck. Nach einer Katastrophen-Saison muss wenigstens zu Hause ein gutes Ergebnis her.

Es ist nicht nur eine andere Strecke, es ist eine andere Welt. Nach 30 Jahren kehrt die Formel 1 nach Fuji zurück – und der Wechsel des Austragungsorts für den Grand Prix von Japan ist auch ein Wechsel der Konzerne: Suzuka war Honda-Land, Fuji ist Toyota-Land. Künftig werden sich beide Kurse abwechseln, doch dieses Jahr ist Toyota dran. Die Strecke, die ganzen Anlagen am Fuße das Fujiyama, des heiligen Berges der Japaner, gehören dem Automobil-Giganten, der den Umbau finanzierte und den Kurs per Lobbyarbeit zurück in die Formel 1 brachte.

Kein Wunder also, dass sich die Toyota-Piloten Ralf Schumacher und Jarno Trulli sehr euphorisch über Fuji äußern. Bei anderen Fahrern klingt dagegen ein bisschen Wehmut mit: Die vermissen das fahrerisch doch deutlich anspruchsvollere Suzuka mit seinen schwierigen, schnellen Kurven. In Fuji gibt es eher eine technische Herausforderung: den richtigen Abstimmungskompromiss zu finden für die längste Gerade in der Formel 1 mit ihren 1,5 Kilometern und dem winkeligen Rest der Strecke. Eine Herausforderung, die man bei Toyota zumindest am ersten Trainingstag gut im Griff hatte. Vor allem Jarno Trulli mischte immer vorne mit, auch Ralf Schumacher kam im Lauf des Tages immer besser zurecht.

Ob das auch im Rennen so sein wird oder ob Toyota im Training ein bisschen Show mit relativ wenig Benzin an Bord gemacht hatte, ist nicht klar. Aber eines steht fest: Toyota steht bei diesem Rennen gewaltig unter Druck. Denn nach einer mehr als enttäuschend verlaufenen Saison müsste nun wenigstens zu Hause ein gutes Ergebnis her, um die versammelte Führungsriege des Konzerns zu besänftigen.

Viele der Toyota-Probleme sind hausgemacht, und es nicht immer nachvollziehbar, warum gewisse Dinge angesichts eines Jahresbudgets von rund 400 Millionen Euro einfach nicht abzustellen sind. Dabei geht es nicht nur um technische Fragen wie die offenbar falsch konzipierten Aufhängungsteile, die in Kanada reihenweise brachen, oder auch die Startelektronik, die offenbar deutlich schlechter ist als die der meisten anderen Teams. Regelmäßig verlieren Trulli und Schumacher am Start einige Positionen.

Auch Organisation und Strategie werfen Fragen auf. Bei keinem anderen Team etwa klagen die Fahrer so oft darüber, im ersten Teil der Qualifikation zum völlig falschen Zeitpunkt auf die Strecke geschickt worden zu sein wie bei Toyota. Mitten in den Verkehr mussten die Piloten raus und oft so, dass es nicht möglich war, die Reifen ordentlich aufzuwärmen. Vor allem Ralf Schumacher litt unter diesem Handicap. Dass er trotz seiner Beliebtheit im Team um seinen Platz im nächsten Jahr zittern muss, ist womöglich auch eine Folge dieses Umstandes und des gestiegenen Drucks.

Ob ein gutes Ergebnis in Fuji an dieser Situation noch einmal etwas Grundlegendes ändern würde, ist die eine Frage. Ob es überhaupt zu einem guten Ergebnis kommen wird, die andere. Denn einen entscheidenden Heimvorteil hat Toyota nicht. So verfügte das Team vorab nicht über deutlich mehr relevante Streckendaten als die Konkurrenten. Durch den Erfolgsdruck, unter dem Toyota steht, könnte aus dem Heimvorteil sogar schnell ein Heimnachteil werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false