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Champagnerdusche: Jenson Button war beim Formel-1-Rennen in China nicht zu schlagen.

© dpa

Formel 1: Der Tag, an dem die Götter nass wurden

Weltmeister Jenson Button hat den verregneten Großen Preis von China in Shanghai gewonnen. Für die deutschen Fahrer Sebastian Vettel und Michael Schumacher war das Rennen ein Debakel.

Auch diesmal brachte ihm die Poleposition kein Glück. Am Samstag hatte Sebastian Vettel noch jeden Aberglauben von sich gewiesen und sich geweigert, es als schlechtes Omen zu betrachten, dass er in diesem Jahr noch nicht vom besten Startplatz gewinnen konnte. Doch am Sonntag beim Großen Preis von China bestätigte sich der Fluch: Wieder kam der deutsche Formel-1-Pilot nicht als Sieger ins Ziel.

Im Regenroulette von Schanghai fiel die Kugel für Vettel zwar nicht ganz auf Null, aber statt auf die erhoffte Eins nur auf die Sechs. Bester Deutscher beim Doppelsieg des McLaren-Mercedes-Duos Jenson Button und Lewis Hamilton wurde Nico Rosberg im Werks-Mercedes als Dritter. Der Rekordweltmeister Michael Schumacher musste als Zehnter dagegen erneut eine bittere Niederlage einstecken. Button freute sich riesig über seinen zweiten Saisonsieg, der ihm mit 60 Punkten auch die WM-Führung vor Rosberg (50) einbrachte; Dritter ist Ferrari-Pilot Fernando Alonso (49) vor Hamilton (49) und Vettel (45). „Das ist ein besonderer Sieg, der mir sehr viel bedeutet“, sagte der Weltmeister. „Es war heute sehr schwierig – und ich habe alles richtig gemacht.“

Dagegen lief bei Sebastian Vettel wenig glatt in einem Grand Prix, den er selbst als „absolutes Chaosrennen“ klassifizierte. Im vergangenen Jahr hatte er an gleicher Stelle unter gleichen Bedingungen noch triumphiert. Diesmal kam der Vizeweltmeister schon am Start schlecht weg und verlor zwei Plätze. Zwar wurde Alonso später für seinen Fehlstart bestraft, doch Vettels Teamkollege Mark Webber überholte ihn regelkonform, und die veränderte interne Reihenfolge erwies sich als folgenschwer. Als Vitantonio Liuzzi im Force India wenige hundert Meter nach dem Start abflog, nutzte Vettel wie viele Piloten die anschließende Safety-Car-Phase bei einsetzendem Regen zum Reifenwechsel. Dabei musste sich der Deutsche aber hinter Webber anstellen und warten, bis der Australier versorgt war. So verlor er wertvollen Boden. „Das ist das Leid des Zweiten, der an die Box kommt“, sagte Vettel.

Auch der nächste Stopp verlief für den Red-Bull-Piloten nicht reibungslos. Von der Boxenein- bis zur Boxenausfahrt lieferte er sich ein hartes Duell mit Hamilton, das hinterher noch von den Rennkommissaren untersucht wurde. Am Ende kassierten beide eine Verwarnung wegen gefährlicher Fahrweise. Vettel war sich allerdings keiner Schuld bewusst: „Ich habe mir gedacht, der Kerl will mir den Reifen aufschlitzen. Ich hatte Glück, dass ich keinen Schaden und keinen Platten zu der Zeit hatte.“

Nach dem Rennen versuchte sich der WM-Favorit mit seinem sechsten Platz zu arrangieren. „Ich glaube, man hätte heute noch viel mehr verlieren können“, sagte Vettel. „Wir hatten einige Probleme im Rennen, ich hatte viel mit dem Auto zu kämpfen.“ Er habe Schwierigkeiten gehabt, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen, erklärte er. „Wir müssen jetzt verstehen, warum wir unter diesen Bedingungen so viele Probleme hatten.“

Noch viel mehr Probleme hatte Michael Schumacher. In seiner ersten Karriere noch als „Regengott“ bejubelt, konnte er diesmal zu keiner Zeit an alte Glanzleistungen anknüpfen und sah das auch erstaunlich selbstkritisch. „Das ganze Wochenende war kein gutes Wochenende für mich – und wohl auch von mir. Ich muss daraus lernen.“ Er wolle das „als Erfahrung abhaken“ und sich auf das nächste Rennen konzentrieren. Er habe auch bei der Reifenwahl nicht besonders glücklich agiert, gab er zu. Statt zweimal wie Teamkollege Rosberg kam er gleich viermal an die Box. „Ich habe da keinen guten Job gemacht“, räumte er ein. „Ich habe die Reifen zu hart rangenommen. Zum Schluss war nichts mehr übrig, ich fuhr nur noch auf Slicks und konnte mich nicht richtig wehren.“ Was Schumacher das Leben zusätzlich schwer machte, war ein leicht angeschlagenes Auto nach zweimaliger Feindberührung mit Lewis Hamilton. Norbert Haug wollte deswegen mit seinem Fahrer nicht zu hart ins Gericht gehen. „Der wird noch starke Rennen abliefern“, sagte der Mercedes-Sportchef. „Er hat das Autofahren nicht verlernt. Keine Angst.“

Zumindest konnte ja Nico Rosberg mit einer tollen Leistung und dem dritten Platz Freude in die Gesichter bei den Silbernen zaubern. Wie Sieger Button hatte Rosberg in der Anfangsphase zunächst gezockt, nicht auf Regenreifen gewechselt und sich dadurch gleich an der Spitze festgesetzt. „ Diese Entscheidung war genau richtig“, sagte Rosberg. Er führte am Anfang eine ganze Weile, doch dann „waren die McLaren einfach etwas schneller. Am Ende habe ich mir gedacht, der dritte Platz ist auch okay.“ Danach widmete er sich wie die ganze Formel-1-Welt der eigentlichen Kernfrage dieses Großen Preises von China: Wie kommen wir hier so schnell wie möglich wieder weg? Nur Sebastian Vettel wollte von der durch den Vulkanausbruch auf Island erschwerten Heimreise in der ersten Enttäuschung nichts wissen: „Die Abreise ist jetzt ziemlich wurscht.“

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