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Formel 1: Ein Motor für alle

In Zeiten der Finanzkrise wird nun auch in der Formel-1-Szene über Sparmaßnahmen diskutiert.

Weltweite Finanzkrise, Geschichten darüber, dass das Williams-Team im letzten Jahr 30 Millionen Euro Verlust gemacht habe und nur noch über etwa 20 000 Euro flüssiges Eigenkapital verfüge – das schreckt die Formel 1 auf, löst Nachdenken über nötige drastische Kosteneinsparungen aus. Allerdings scheint bei einigen die Panik inzwischen so groß zu werden, dass logische Überlegungen hinter blindem Aktionismus zurückbleiben – oder es ist der Macht- und Selbstdarstellungsdrang, der die üblichen Verdächtigen wieder einmal mit Extremvorschlägen lospreschen lässt.

Wie ist es sonst zu verstehen, dass Max Mosley, Präsident des Weltverbandes Fia, am Freitag fünf Minuten vor Ende des Trainings eine „Ausschreibung“ für Einheitsmotoren und Einheitsgetriebe ab 2010 veröffentlichen lässt? Erstens ist bekannt, dass das für die Hersteller eine absolut indiskutable Lösung ist und zweitens war für den kommenden Dienstag in Genf bereits ein Meeting mit der Teamvertretung Fota anberaumt, bei der über gangbare Wege zur Kostendämpfung gesprochen werden sollte.

Vieles sei zumindest diskutierbar, sagen auch die großen Hersteller, die wissen, dass die Kostenspirale sich so nicht weiterdrehen darf – bei den Top-Teams liegen die Jahresbudgets inzwischen mindestens zwischen 300 und 400 Millionen Euro. Auch das Thema Kundenautos, also die Lieferung eines kompletten Chassis an ein privates Kundenteam, schien zuletzt wieder vorstellbar. Bei den Motoren wollen sie aber in dieser Form – feste Vorgaben in jedem Detail, nach denen die Triebwerke gebaut werden müssten oder sogar ein „Fremdlieferant“ für alle – nicht mit sich reden lassen. Schließlich sei der Motor nun einmal das Herzstück jedes Autos, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. „Der technische Wettbewerb gehört zu diesem Sport. Wenn man die Rahmenbedingungen richtig festlegt, dann kann man auch mit Wettbewerb die Kosten senken.“ BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen warnt deutlich: „Wenn das käme, dann könnte das für einige Hersteller der Grund zum Ausstieg aus der Formel 1 sein.“

Was sie sich vorstellen können, ist eine Verlängerung der Laufzeiten von Motoren. Im nächsten Jahr könnte man als Sofortmaßnahme über eine Verlängerung der Lebensdauer auf drei statt nur zwei Wochenenden nachdenken. Später, mit einem neuen Motorenformat, sei es dann möglich, Motoren zu bauen, die zehn Rennwochenenden halten. Auch über Einheitsteile an weniger „prestigeträchtigen“ Stellen kann man reden. Ein plakatives Beispiel: Die Bremsteile, deren Entwicklung allein fünf Millionen verschlinge, wie Toro-Rosso-Teamchef Gerhard Berger kürzlich vorrechnete, „und die keiner auch nur irgendwie wahrnimmt“.

Aber die Hersteller haben inzwischen das Gefühl, Mosley wolle sie aus persönlichen Gründen aus der Formel 1 drängen. Selbst Ferrari, sonst immer ein treuer Verbündeter, stellt sich diesmal gegen ihn – denn Einheitsmotoren, so die allgemeine Haltung, hätten nichts mit dem Grundgedanken des Motorsports und speziell der Formel 1 als seiner höchsten Klasse zu tun. Außerdem werfen sie dem Fia-Präsidenten vor, es auf anderen Gebieten mit seiner Sparsamkeit wohl nicht so genau zu nehmen. Denn Mosley propagiert ein komplett neues Motorenkonzept, das ab 2013 kommen soll und umfangreiche Neuentwicklungen im Bereich Hybridantrieb. Das koste das Doppelte bis Dreifache von dem, was man beim Einheitsmotor sparen könne, meint Mosley. Mercedes sprach von Entwicklungskosten von über 100 Millionen Euro in drei Jahren.

In Schanghai tagten die Teamchefs am Samstag noch einmal fünf Stunden lang – bis Dienstag soll schließlich ein gemeinsames Gegenkonzept zu den Mosley-Vorschlägen stehen. Das Problem für die Hersteller ist, die kleinen Privatteams – deren Interessen völlig anders gelagert sind – auf ihre Seite zu bringen. Auch Renault gilt als Wackelkandidat, über dessen Position man sich im Falle einer Kampfabstimmung nicht sicher ist. Selbst wenn Renault-Pilot Fernando Alonso eindeutig Position bezieht: „Das hätte dann doch nichts mehr mit der Formel 1 zu tun.“

Mit einer Mehrheit von 70 Prozent könnte die Teamvereinigung Fota die Mosley-Pläne ablehnen, das heißt, Ferrari, BMW, McLaren-Mercedes, Honda und Toyota müssten Renault mitziehen und zumindest eines der vier Privatteams um Toro Rosso überzeugen, einen Kompromiss mitzutragen. Vielleicht kann Mercedes ja Force India überzeugen – schließlich ist man dort interessiert an einer Zusammenarbeit mit dem Stern.

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