zum Hauptinhalt

Sport: Formel-1: Einer testet immer - Ralf Schumacher plädiert wie Bernie Ecclestone für mehr direkte Vergleiche

Auf die Sekunde genau um neun Uhr heult ein Motor auf. Ausgerechnet ein Mercedes im Ferrari-Land.

Auf die Sekunde genau um neun Uhr heult ein Motor auf. Ausgerechnet ein Mercedes im Ferrari-Land. Als wolle das Team mit den Silberpfeilen zeigen, was unter deutscher Pünktlichkeit zu verstehen sei. In Wirklichkeit interessiert das jedoch niemanden. Die beiden Spitzenteams absolvieren auf dem Autodromo Internationale in Mugello ihr fest abgestecktes Testprogramm vor dem Österreich-Grand-Prix. Und nur das zählt an diesem Tag. Schließlich haben die Teams 10 000 Dollar pro Testtag an den Kursbetreiber zu überweisen. Da soll auch das Maximale herauskommen. Mugello ähnelt mit seiner Berg- und Tal-Modellierung dem A-1-Ring in Spielberg, aber dennoch sind nur Rot und Silber zu sehen. Der Rest testet zum selben Zeitpunkt in Silverstone und in Estoril. "Wenn es um die Planerfüllung geht", sagt Michael Schumacher, "dann liegen wir schon nach dem ersten Tag bei 120 Prozent." Für den zweimaligen Weltmeister ist Mugello - neben dem Ferrari-eigenen Kurs in Fiorano - schon fast zur Heimat geworden. Nicht von ungefähr hängen vor dem Parkhotel "Ripaverde" in Borgo San Lorenzo die deutsche Fahne und die von Ferrari. Balbir Singh, Schumachers Fitness-Guru hat dort in der Küche praktisch freie Hand, um seinem Schützling die wundersamsten Vitamin-"Bomben" offerieren zu können. Nichts bleibt dem Zufall überlassen, alles ist auf höchstem Niveau. Und wehe, ein Unbeteiligter rsikiert auch nur einen kurzen Blick hinter die Kulissen. Das riefe sofort einen eifrigen Carabinieri auf den Plan, der dann seines Amtes waltet.

Die Formel 1 ist längst Ganzjahresjob. Weit weg von den Fans, von denen einige Ferraristi in Mugello - wie die Region in der Toscana heißt - so gut wie nichts mitbekommen. Selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone scheint diese Entwicklung zu stören. Sein Vorschlag, alle Tests auf Rennstrecken zu verbieten und alles auf ein sechstündiges Programm am Freitag vor dem Rennen zu beschränken, dürfte offene Ohren finden. Wenn dann noch eine Stunde davon als zweites Qualifying gelten würde, die Freitag- und die Sonnabend-Zeit in der Addition die Startaufstellung für das Rennen bestimmen könnte, dann kämen die Fans an jedem Renn-Wochenende auf ihre Kosten.

Ralf Schumacher, der Heißsporn im BMW-Williams, ist von der Idee begeistert. "Ich fände das hervorragend. Das würde viel Geld sparen und der direkte Vergleich mit den Konkurrenten wäre viel besser. Machen wir uns doch nichts vor, manchmal wird doch nur getestet, weil es auch der andere tut, ohne dass es etwas zu testen gibt", meint der Bruder des Ferrari-Stars und gibt zu: "Okay, wir Fahrer hätten dann natürlich auch etwas mehr Freizeit." Dass sich dann viel mehr auf die Prüstände und in die Windkanäle verlagern würde, damit so ein kleines Team wie Minardi nicht wesentlich besser wegkäme als zurzeit, wären die zu akzeptierenden Begleiterscheinung.

Ob es dazu kommt? Dieser Vorschlag macht Sinn. Im Gegensatz zu dem, die Fahrer sollten von Rennen zu Rennen die Cockpits untereinander wechseln. In dieser Saison wird sich jedoch am bisher angewandten Prozedere nichts ändern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false