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Sport: Formel 1: Erlösung vom langen Warten

Es war fast wie in den guten alten Zeiten: Am Mercedes-Motorhome dröhnte die Rockmusik, floss der Champagner. Dann legte Mercedes-Sportchef Norbert Haug das Weltmeister-Video von 1999 ein - "Mika Nr.

Es war fast wie in den guten alten Zeiten: Am Mercedes-Motorhome dröhnte die Rockmusik, floss der Champagner. Dann legte Mercedes-Sportchef Norbert Haug das Weltmeister-Video von 1999 ein - "Mika Nr. 1" - und oben auf der Treppe stand ein über das ganze Gesicht strahlender Mika Häkkinen, seine Frau Erja im Arm, und genoss den Augenblick ... Später zog die ganze Truppe dann weiter, zu David Coulthards privatem Motorhome, mit dem der Schotte ja in Silverstone wieder mitten zwischen den Campern gewohnt hatte.

Zum Thema Online Spezial: Formel 1 Nach knapp elf Monaten, nach einer fast unendlich scheinenden Serie von Pleiten, Pech und Pannen endlich wieder einen Grand Prix gewonnen zu haben, das hatte den Finnen emotional stark aufgewühlt: "Zum erstenmal nach so langer Zeit auf dem Podium wieder die Hymne zu hören, das hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Dann habe ich nach unten geschaut und Erja und die Mechaniker gesehen, dann die ganze Tribüne voller finnischer Flaggen. Das hat alles nur noch schlimmer gemacht. Aber am Ende habe ich es geschafft, mich zu beherrschen und auch die Tränen besiegt". Erja Häkkinen hatte ähnliche Probleme: "Ich war froh, dass ich eine Sonnenbrille auf hatte."

Was zu den Gefühlen, die den Weltmeister von 1998 und 99 bewegten, einiges beitrug: Es war sein erster Sieg als Vater. Söhnchen Hugo wartete in einem nahegelegenem Hotel mit seinem englischen Kindermädchen. "Ich will jetzt zwar nicht auch in diese Unsitte verfallen, diesen Sieg ihm zu widmen, aber ein bisschen was Besonderes ist es schon", sagte Häkkinen dazu. Dann erzählte er davon, was ihn zuletzt immer wieder bewegte: "Jeder Fahrer, der schon einmal gewonnen hat, hat wohl irgendwo auch die Angst, plötzlich nicht mehr vorn zu sein. Das ist der Grund, warum man so hart kämpft, weil man ja weiß, wie schön das Siegen ist." Insbesondere beim Grand Prix in Silverstone, den er im Laufe seiner Karriere noch nie gewonnen hatte. Den nächsten weißen Fleck möchte er jetzt Monza tilgen.

Noch zu Beginn des Silverstone-Wochenendes wurde gerätselt, ob Häkkinen bald seinen Rücktritt erklären würde. "Nein, ich habe nicht die Absicht, nach dieser Saison aufzuhören", erklärte er daraufhin deutlich. "McLaren hat eine Option auf mich, und im Moment sind Ron Dennis und ich dabei, um eine optimale Lösung für die Zukunft zu verhandeln." Dass der neue Vertrag noch nicht unterschrieben ist, liegt offenbar an Differenzen über die Vertragsdauer. Wichtig scheint vor allem zu sein, dass der Sieg in Silverstone den Finnen wieder locker gemacht hat. "Damit ist genau das passiert, was er gebraucht hat. Jetzt dürfte in der Zukunft alles kein Problem mehr werden," meinte McLaren-Chef Dennis. Ob er dabei auf die Vertragsverhandlungen abhob oder auf die Tatsache, dass es Häkkinen jetzt wohl leichter fallen dürfte, Coulthard doch einmal einen Sieg zu überlassen, das ließ Dennis aber offen. Das gemeinsame Feiern war dem Silber-Team zunächst wichtiger.

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