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Zwei Lächler, zwei Pokale, aber nur ein Gewinner. Hamilton (l.) zeigte Rosberg wieder einmal die Grenzen auf.

© dpa

Formel 1: Lewis Hamilton führt Nico Rosberg vor

Lewis Hamilton wirkt derzeit unschlagbar und biegt auch schwierige Rennen wie in Hockenheim um.

Lewis Hamilton scheint auf dem besten Weg zu seinem vierten WM-Titel in der Formel 1: sechs Siege in den letzten sieben Rennen, alle vier Grand Prix im Juli gewonnen, einen 43-Punkte-Rückstand auf Nico Rosberg in einen 19-Punkte-Vorsprung umgewandelt. Der Brite hat den Deutschen ausgerechnet bei dessen Heimrennen quasi vorgeführt. Für Hamiltons Teamkollegen bei Mercedes wird es immer schwieriger, noch einmal zu kontern.

Hamilton ist in seiner derzeitigen Form wohl fast unschlagbar. Nicht nur dann, wenn sich bei Rosberg Pleiten, Pech und Pannen aneinanderreihen, wie an diesem Sonntag in Hockenheim: vom miserablen Start über eine umstrittene Strafe und eine falsch gehenden Stoppuhr bis hin zum nicht optimalen Set-up.

Hamilton fühlt sich auf dem Zenit

Mercedes-Sportchef Toto Wolff spricht Rosberg die Chancen im Titelduell noch nicht ab: „Nico ist ein großer Kämpfer, er hat immer wieder bewiesen, dass er zurück kommen kann. Und auch Lewis ist nur ein Mensch, der gute und schlechte Tage hat. Deshalb gewinnt er nicht jedes einzelne Rennen.“ So souverän, wie der Brite derzeit auftritt, scheint der das aber zu schaffen. Fast nach Belieben kontrolliert er die Rennen und kann es sich leisten, den Antrieb und die Reifen extrem zu schonen. „Ich habe dieses spezielle Gefühl, wenn ich an meinem Zenit bin“, sagte er, locker und gelöst lächelnd.

Bei Rosberg konnte man während des Hockenheim-Rennens das Gefühl nicht loswerden, dass er irgendwann resignierte. Bei vielen Experten sorgte für hochgezogene Augenbrauen, dass Rosberg im Silberpfeil nicht einmal in der Lage war, näher an die vor ihm liegenden Red Bull heran zu fahren. Hamilton reagierte auf jede Tempoverschärfung von Daniel Ricciardo hinter ihm sofort mit einer um eine Sekunde schnelleren Runde. „So ganz verstehen kann man das eigentlich nicht“, drückte sich Jacques Villeneuve, Weltmeister von 1997, für seine Verhältnisse sogar noch vorsichtig aus.

So hilft er natürlich auch Hamilton, sich Mercedes-intern als bester Fahrer zu profilieren. Und das gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem dem der britische Weltmeister von Seiten der Führungsspitze etwas Gegenwind entgegenblies: Bei den S Bossen kam die Aktion von Ungarn alles andere als gut an. Dort hatte Hamilton nach dem Qualifying bei Fia-Rennleiter Charlie Whiting wegen Rosbergs Pole-Runde unter Gelber Flagge interveniert, „um Klarheit über die Regeln zu bekommen“. Bei Mercedes stand danach sogar kurzfristig eine interne Sperre für Hamilton für das Rennen im Raum.

Rosberg wirkt ratlos

Aber wer auf der Strecke so glänzt, der hat eben in vielerlei Beziehung die besseren Karten. Denn es zeichnet sich eine klare Tendenz beim Konkurrenten ab: Rosberg kann dann Rennen gewinnen, wenn er sie von der Spitze aus kontrollieren kann. Muss er – aus welchen Gründen auch immer – aufholen, tut er sich deutlich schwerer. Hamilton ist in einer solchen Situation eher in der Lage, alles umzubiegen. Schon am Donnerstag hatte der Brite lange überlegen müssen auf die Frage, wann er eigentlich das letzte Mal ein Rennen unter normalen Umständen, ohne technische Probleme verloren habe. Als jemand von Abu Dhabi am Saisonende 2015 sprach, quittierte Hamilton mit einem Lächeln und dem verstohlenen Hinweis: „Das hat nicht mehr richtig zur WM gezählt.“ Was er meinte: Da war er ja schon lange Weltmeister und hatte die ganze Sache nicht mehr so ernst genommen.

Für Rosberg kommt zu der momentanen sportlicher Schwäche und dem Punkterückstand jetzt auch noch die Psychologie. Die Enttäuschung, aber auch eine gewisse Ratlosigkeit waren ihm am Sonntagabend in Hockenheim schon anzumerken. „Heute war einfach ein megaharter Tag. Viel schwieriger wird es dann auch nicht mehr im Sport“, sagte er sichtlich geknickt und gab zu: „Ich brauche jetzt sicher ein paar Tage, um damit klarzukommen. Aber zum Glück habe ich meine Familie, die wird mir dabei helfen.“ Zeigen, dass er als Fahrer die gleiche Qualität hat wie Hamilton, muss er dagegen nun selbst.

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