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Mc-Laren-Pilot Fernando Alonso in Silverstone

© AFP/Andrej ISAKOVIC

Formel 1: McLaren und Williams stecken tief in der Krise

Lahme Autos, "Aufstand der Mitarbeiter": Die britischen Teams McLaren und Williams stehen vor dem Rennen in Silverstone vor vielen Problemen.

Auf den ersten Blick scheint die britische Formel-1-Welt in Ordnung. Schließlich hat man Weltmeister Lewis Hamilton – und mit den beiden Youngstern George Russel und Lando Norris, die derzeit den Titel in der Formel 2 unter sich auszumachen scheinen, zwei hoffnungsvolle Nachwuchspiloten. Doch auf einer anderen Ebene kriselt es ganz gewaltig: Die beiden britischen Traditionsteams McLaren und Williams, über Jahrzehnte Garanten vieler WM-Titel und Grand-Prix-Siege, befinden sich seit einiger Zeit auf dem absteigenden Ast – und statt allmählich wieder nach vorne, scheint es eher immer weiter nach hinten zu gehen.

Bei McLaren gab es jetzt vor dem Heimrennen in Silverstone personelle Konsequenzen. Rennleiter Eric Boullier ist weg. Der Franzose trat nach vier Jahren bei dem Traditionsrennstall zurück. McLaren-Boss Zak Brown akzeptierte den Rücktritt, mit dem Boullier möglicherweise nur einem Rauswurf zuvor kam – denn unter ihm blieb der Erfolg weitgehend aus.

Es mangelt an den Motoren

In der dreijährigen Ehe mit Honda trafen die Schuldzuweisungen in erster Linie die Japaner. Doch auch jetzt mit dem neuen Motorenpartner Renault geht nichts voran – auch wenn Fernando Alonso zuletzt in Österreich dank zahlreicher Ausfälle und eigener guter fahrerischer Leistung mal wieder in die Punkte kam. Das Auto ist einfach zu langsam, in Frankreich schieden beide McLaren sogar im Q1 aus. Dass Red Bull mit dem gleichen Motor gleichzeitig Siege einfährt, macht die Chassis-Defizite des McLaren nur noch deutlicher. Es hakt an vielen Stellen: Am Zusammenspiel der verschiedenen technischen Abteilungen zum Beispiel, und wohl auch am Betriebsklima und der internen Motivation. Vor kurzem wurde ein „Aufstand der Mitarbeiter“ kolportiert, weil angeblich zahlreiche Überstunden nur mit Schokoriegeln belohnt wurden – die sogenannte Freddo-Affäre oder „Schoko-Gate“.

Jetzt wurde mit dem Boullier-Abgang wieder einmal umstrukturiert, Simon Roberts übernimmt die Abteilungen Produktion, das Engineering und die Logistik. Andrea Stella, einst schon Renningenieur von Fernando Alonso bei Ferrari, ist ab sofort Performance Director und für die Aktivitäten an der Rennstrecke verantwortlich. Gil de Ferran übernimmt die neue Rolle des Sportdirektors. Ist das alles eine tatsächliche Verbesserung der technischen Situation?

Williams kämpft mit Geldproblemen

Die Probleme bei Williams, wo man inzwischen trotz Mercedes-Motor ganz ans Ende des Feldes gerutscht ist, sind ebenfalls vielschichtig – allerdings stört wohl vor allem der chronische Geldmangel. Der führte dazu, dass man in diesem Jahr mit zwei Paydrivern unterwegs ist. Neben Lance Stroll, dessen Vater Lawrence mit seinen Textil-Millionen das Team schon seit einiger Zeit am Leben hält, nun auch noch Sergei Sirotkin, ein Russe, für den Oligarch und Putin-Freund Boris Rotenberg 15 Millionen Euro im Jahr zahlt. Keine absolute Niete, aber eben auch niemand, der wirklich etwas weiter bringen könnte. Was allerdings auch nicht einfach ist – das Auto von Williams scheint weniger stark zu sein, eigentlich erstaunlich unter einem technischen Direktor Paddy Lowe, der einst bei Mercedes gute Arbeit leistete. Aber auch der erfahrene Robert Kubica, der als Testfahrer jetzt schon zweimal bei Freitagstrainings im Williams saß, kommt immer nur zu dem Schluss: „Das Auto ist eigentlich unfahrbar.“

Besserung ist nicht wirklich in Sicht. Ein komplett neues Auto, eine B-Version, die andere Teams schon einmal während der Saison bringen, wenn sie überhaupt nicht mehr weiter kommen, ist angesichts der finanziellen Lage nicht drin. Früher einmal, in den alten Zeiten von Frank Williams und Bernie Ecclestone, da spendierte der damalige Formel-1-Boss schon mal aus alter Verbundenheit unter der Hand eine größere Summe , wenn es bei Williams zu sehr klemmte. Doch diese Zeiten sind lange vorbei.

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