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Sport: Formel 1: Nummer zwei lebt

In der Formel-1-Weltmeisterschaft den zweiten Platz zu belegen, damit bester Verlierer zu sein, interressiert traditionell keinen Fahrer der elf Teams. In diesem Jahr gibt es eine Ausnahme: Rubens Barrichello.

In der Formel-1-Weltmeisterschaft den zweiten Platz zu belegen, damit bester Verlierer zu sein, interressiert traditionell keinen Fahrer der elf Teams. In diesem Jahr gibt es eine Ausnahme: Rubens Barrichello. Nicht nur, dass er der Einzige ist, der wirklich Wert darauf legt, Vize-Weltmeister zu werden, er kann dabei auch noch auf die uneingeschränkte Hilfe seines Teamkollegen bauen. Für die Formel 1 ist das ungewöhnlich. Nicht jedoch in dieser Saison bei Ferrari, jenem Team, in dem der Brasilianer von Michael Schumacher nunmehr sogar die Zusage bekommen hat, im Falle des Falles ihm sogar einen Grand-Prix-Sieg zu ermöglichen.

Zum Thema Online Spezial: Formel 1 Foto-Rückblick: Schumachers Weg zur WM Online-Gaming: meinberlin.de sucht den Formel-1-Champion! Michael Schumacher seit dem WM-Lauf vor 14 Tagen erneut Weltmeister, möchte damit etwas von dem zurückgeben, was Barrichello ihm auf dem Weg zum vierten Titel an Unterstützung zukommen ließ. Im Verhältnis der beiden Fahrer in Rot ist dies eine neue Facette, denn sie gilt immerhin für die noch vier ausstehenden Rennen dieser Saison. Wer hätte das zu Saisonbeginn und im Verlaufe des Jahres erwartet? Erst waren da im Winter Barrichellos große Ankündigungen, Schumachers Vormachtstellung angreifen zu wollen, dann sein verärgertes Jammern nach einem strittigen Überholmanöver in Malaysia. Und vor allem die Erfahrung nach der klaren Stallorder von Österreich, als Barrichello zweifelsfrei erkennen musste, dass Ferrari gar nicht daran dachte, die fest gefügte Hierarchie auch nur andeutungsweise in Frage zu stellen.

Aber nur kurz nach dem Krach von Österreich verlängerte Barrichello seinen Vertrag mit Ferrari. Und damit, das stellten nicht nur seine Kritiker fest, hatte er sich wohl endgültig mit seiner Rolle als Nummer zwei abgefunden. Barrichello betont seitdem auffällig häufig, wie viel er doch vom Weltmeister in seinem Team gelernt habe. Am wenigsten jedoch Deutsch. "Ich bin im Meeting" ist der einzige Satz, den er beherrscht. "Michael lässt nämlich sein Handy immer an, auch wenn wir mit den Ingenieuren in einer Besprechung sitzen. Und wenn es dann klingelt, dann meldet er sich immer nur kurz und sagt genau diesen Satz: Ich bin im Meeting. Das passiert so oft, dass ich es mir inzwischen gemerkt habe", beschreibt Barrichello ein Randthema.

Als wichtiger erachtet er es, von Schumacher die "konzentrierte, disziplinierte Arbeitsweise und dessen Fleiß," verinnerlicht zu haben. Für Barrichello ist Schumacher der Inbegriff alles Deutschen: "Fleißig, diszipliniert, kontrolliert, eher verschlossen, jemand, der nur ganz selten Gefühle zeigt." Genau das Gegenteil von ihm selbst, meint der Brasilianer. "Ich bin sehr emotional - und ich zeige das auch." Seine Tränen im vergangenen Jahr in Hockenheim nach dem ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere überraschten niemanden, ihn am wenigsten. Umso mehr verwunderte Barrichello der Tränenausbruch von Schumacher danach in Monza: "Das passte so gar nicht zu ihm."

Aber trotz der großen Mentalitätsunterschiede, Bedenken vor der Zusammenarbeit mit Michael Schumacher hatte Barrichello erstaunlicherweise schon Ende 1999 nicht: "Wir haben ja einiges gemeinsam, zum Beispiel, dass uns unsere Familie sehr wichtig ist." Den Namen Rubens gibt es bei den Barrichellos schon in der dritten Generation. Jetzt kommt die vierte, denn Barrichellos Frau Silvana ist im siebenten Monat schwanger. Es wird ein Junge werden, der Eduardo heißen soll. Zum Rennfahrer will er ihn nicht machen, "obwohl das schwierig wird. Denn wir beide, Silvana und ich, kommen aus Rennsportfamilien. Aber wir werden versuchen, ihn auf Golf umzupolen". Ob er sich da nicht Illusionen hingibt? Ebenso wie beim Wunschtraum, Schumachers nunmehr angekündigte Hilfe sei mehr als nur ein Verfolgen eindeutiger Ferrari-Interessen.

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