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Formel 1: Ralf Schumacher kracht in Indy wieder in die Mauer

Schon wieder ist Ralf Schumacher in Indianapolis in die Mauer gekracht. Ein Jahr nach seinem schweren Unfall auf der größten Motorsport-Bühne der Welt erwischte es ihn im zweiten Training erneut.

Indianapolis (17.06.2005, 23:11 Uhr) - Fast genau an der gleichen Stelle drehte er sich mehrmals und schlug mit seinem Toyota ausgangs der Steilkurve mit dem Heck in die Begrenzungsmauer. Diesmal ging es glimpflicher für ihn aus. Er stieg aus eigener Kraft aus seinem Auto, winkte ins Publikum und fuhr mit dem Rennarzt zu einer ersten kurzen Untersuchung. «Den Doktor werde ich sicher wiedersehen, denn er ist ein netter Mann», hatte er noch am Vortag scherzhaft gesagt.

Vor zwölf Monaten war er im Rennen nach einem Reifenschaden mit seinem BMW-Williams mit 297,6 Stundenkilometern in der spektakulären Steilkurve in die Betonmauer gekracht und musste geborgen werden. Während das Feld mit seinem Bruder Michael an der Spitze Runde um Runde vorbeizog, mühten sich die Helfer um das Unfallopfer. Der Wahl- Österreicher hatte sich bei dem Crash eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, brach sich zwei Brustwirbel und verpasste sechs Rennen. «Die Erinnerung an den Unfall ist überhaupt nicht mehr da», meinte er.

Spätestens als er nach zwölf Minuten im zweiten Training, erneut in die Betonmauer, die diesmal mit so genannten «Softwalls» gesichert war, einschlug, kehrte die Erinnerung zurück. Grund für den Abflug war nach Auskunft von Toyota-Chefingenieur Dieter Gass ein Reifenproblem. Genaueres konnte er noch nicht sagen. Auch Testfahrer Ricardo Zonta musste das zweite Training nach einem Reifenschaden ebenfalls abbrechen.

Als Ralf Schumacher ins Fahrerlager kam, eilte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen zu ihm, ehe sich der Rennfahrer in die Toyota-Unterkunft zurückzog. Dann machte er ich noch einmal auf den Weg zum Arzt, da das Auge Probleme machte. Theissen hatte den Crash mit Schrecken zur Kenntnis genommen. «Der Unfall von Ralf hat uns natürlich sofort an den Rennunfall im Vorjahr erinnert. Glücklicherweise gab es in diesem Fall nur Materialschaden», sagte der BMW-Mann.

Schon im ersten Training war es nicht gut gelaufen. Nur sieben Runden konnte er nach technischen Schwierigkeiten an seinem Wagen drehen, beendete die Einheit als Zwölfter. Michael Schumacher im Ferrari fuhr zunächst auf Platz zehn und dann auf Rang vier. Nick Heidfeld im BMW-Williams wurde Vierter und Fünfter. WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault kam im ersten Teil auf Rang drei, der WM-Zweite Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes wurde im zweiten Teil des Trainings Zweiter. Zwei Mal Schnellster auf der 4,192 km langen Strecke war sein kolumbianischer Teamkollege Juan Pablo Montoya.

Vor dem neunten Rennen der Saison führt der Spanier Alonso (59 Punkte) die Fahrerwertung mit einem komfortablen Vorsprung von 22 Zählern vor dem Finnen Räikkönen (37) an. Als Vierter ist Nick Heidfeld (25) bester Deutscher vor dem fünftplatzierten Michael Schumacher (24). Ralf Schumacher (20) belegt Platz acht.

Vor einem Jahr war der damalige BMW-Williams-Pilot an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. «Wenn ich Angst hätte, würde ich nicht mehr fahren», sagte er vor der Rückkehr und scherzte: «Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen nicht, aber ansonsten kann ich keine großartigen Veränderungen feststellen.» Nach dem neuerlichen Einschlag verging ihm der Humor zunächst einmal.

Schon am Vortag hatte es Ärger für ihn gegeben. Sein Bruder Michael maßregelte ihn öffentlich. «Ehrlich gesagt, glaube ich, dass Ralf genug andere Dinge hat, über die er nachdenken sollte», sagte er. Ralf Schumacher soll gemutmaßt haben, dass der Ferrari-Star nicht mehr sehr lange fahren werde, denn ihm könnte nach der Niederlagenserie der Spaß an der Rennerei abhanden kommen. «Ich weiß nicht, wie er darauf kommt. Aber er ist nun mal der kleinere und jüngere Bruder», sagte der ältere Schumacher. Manager Willi Weber schrieb Ralf Schumacher via «Bild» ins Stammbuch: «Er soll sich darauf konzentrieren, bei Toyota in Tritt zu kommen. Über Michael Schumacher und Ferrari zu philosophieren ist nicht seine Aufgabe.» (tso)

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