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Erst am Rand, dann auf dem Treppchen: Red Bull-Fahrer Sebastian Vettel (l.) startete in Abu Dhabi von ganz hinten durch.

© AFP

Update

Formel-1-Rennen in Abu Dhabi: Vettel rollt das Feld von hinten auf

Kimi Räikkönen gewinnt den Großen Preis von Abu Dhabi, doch der eigentliche Gewinner des Rennens ist Sebastian Vettel, der Dritter wird und somit die Gesamtführung behält. Gestartet war Vettel vom letzten Platz.

Ein verrückteres Rennen als diesen Grand Prix von Abu Dhabi hat die Formel 1 schon lange nicht mehr gesehen. Und was am Samstagabend schon nach einer mittleren Katastrophe für Sebastian Vettel aussah, endete mit mehr als nur Schadensbegrenzung. Nachdem er wegen einer Fehlberechnung seines Teams in der Qualifikation zu wenig Sprit im Tank hatte und aus der Boxengasse starten musste, fuhr er von dort aus eines seiner größten Rennen überhaupt. Bis auf Platz drei kämpfte sich der Weltmeister nach vorne, hinter Kimi Räikkönen, der den ersten Sieg nach seinem Comeback in diesem Jahr feierte. Und nur einen Platz hinter seinem WM-Rivalen Fernando Alonso im Ferrari. Der Spanier machte so nur drei Punkte auf Vettel gut, der jetzt mit zehn Punkten Vorsprung zum vorletzten Rennen des Jahres in die USA fährt und dort schon seinen dritten WM-Titel in Serie sicherstellen kann.

Vettel selbst hatte schon vor dem Start eine solche Aufholjagd für möglich gehalten, „schließlich haben wir ein super schnelles Auto“. Sein Teamchef dagegen hatte nicht daran geglaubt. „Ich hätte nie einen Podestplatz erwartet“, sagte Christian Horner. Platz sieben oder acht, darüber hätte er sich nach dem Tankdebakel schon gefreut. „Aber Seb hat zu mir schon vor dem Rennen gemeint, wir sehen uns auf dem Podest. Er ist ganz toll gefahren, ganz großartig.“

Vor allem vor dem Hintergrund, was dem Heppenheimer in diesem Grand Prix so alles widerfuhr. Schon kurz nach dem Start von ganz hinten beschädigte er sich den Frontflügel, als er ganz leicht den Williams von Bruno Senna touchierte. Nach fünf Runden lag Vettel trotzdem bereits auf Platz 14. Dann kam in der neunte Runde das Safetycar heraus, als es zwischen Nico Rosberg und Nahrain Karthikeyan zu einem heftigen Crash gekommen war. Der Mercedes flog über den HRT des Inders, der auf der Geraden wegen eines Lenkungsdefekts plötzlich bremste. Beide Fahrer blieben zum Glück unverletzt.

Hinter dem Safetycar musste sich Vettel dann ausgerechnet über Daniel Ricciardo von Red Bulls Schwesterteam Toro Rosso ärgern. Der Australier eierte unberechenbar hin und her, Vettel fuhr bei einem Ausweichversuch sogar ein Streckenschild um und ruinierte seinen Frontflügel so endgültig. Eine Runde später kam er deswegen an die Box, und reihte sich auf dem 21. und wieder mal letzten Platz ein. Die Aufholjagd begann erneut.

Weil sich dann einige seiner Konkurrenten als Chaoten und Rammböcke betätigten, lag Vettel dann bei Halbzeit des Rennens schon auf Platz sieben. Und als bei seinen Konkurrenten die Boxenstopps anstanden, fuhr er sogar an der Spitze.

Räikkönens Lotus-Team teilte dem Finnen darauf hin sogar mit, Vettel würde ohne weitern Stopp durchfahren – sollte sich aber täuschen. In der 37. Runde kam der Heppenheimer noch einmal herein, ging als Vierter wieder auf die Strecke. In der nächsten war das Safetycar wieder draußen, nachdem es im Mittelfeld wieder heftig geknallt hatte. Diesmal waren insgesamt fünf Autos beteiligt, darunter auch Vettels Teamkollege Mark Webber.

Die letzten 12 Runden wurden zum Krimi. Mit neuen weichen Reifen attackierte Vettel Jenson Button vor sich immer wieder, und im viertletzten Umlauf schaffte er es schließlich an dem McLaren vorbei und aufs Podest. „Das war das schwierigste Manöver“, sagte Vettel, als er seine Überholvorgänge rückblickend analysierte. „Er war ja auch der Schnellste von allen. Aber das war ein Superkampf, absolut fair, so etwas kann man nicht mit jedem machen.“

So konnte er das Drama vom Samstagabend nach dem vielleicht wichtigsten und schönsten dritten Platz seiner Karriere fast abhaken. „Aber wir haben da einen Fehler gemacht, aus dem wir natürlich lernen müssen, damit so etwas nie wieder passiert“, sagte Vettel. Vettel hatte seinen Wagen in der Qualifikation auf Geheiß des Teams auf der Auslaufrunde abgestellt. Bei der Untersuchung stellte sich später heraus: Nur 850 Milliliter statt einem Liter Benzin konnten für die Probe entnommen werden, zu wenig. Deshalb automatisch die Disqualifikation.

Der Motorenlieferant Renault war sich allerdings sicher, dass sich noch genug Benzin irgendwo im Benzinsystem „verstecken müsste“, doch die interne Analyse am Sonntagmorgen, als man den ganzen Tank auseinander nahm, brachte ein anderes Ergebnis ans Licht. „Zur Überraschung von Renault war kein Tropfen mehr drin“, verriet Red Bulls Motorsport-Direktor Helmut Marko, man habe sich schlicht verrechnet. „Die Strafe war gerechtfertigt. Aber zum Glück ist ja noch alles gut für Sebastian ausgegangen.“

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