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Voll in Fahrt, auch als Beifahrer. Vettel bei der Ankunft auf dem Kurs in Budapest.

© dpa

Formel 1: Sebastian Vettel: Der Anführer greift an

An diesem Wochenende macht der Formel-1-Zirkus halt in Ungarn. Sebastian Vettel will auf dem Wege zum vierten Formel-1-Titel endlich seinen ersten Sieg auf dem Hungaroring feiern.

Zur Halbzeit der Formel-1-Saison scheint Sebastian Vettel auf dem besten Weg, seinen bisher drei WM-Titeln in Serie einen vierten hinzuzufügen. In den vergangenen Rennen wirkte er mit seinem Red Bull schon recht überlegen, vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag ging es gleich mit einer Bestzeit im ersten Training weiter. Hätte ihn nicht in England ein ungewöhnlicher Getriebedefekt gestoppt, hätten zuletzt drei Siege in drei Rennen in der Bilanz gestanden. Dann betrüge der Punktevorsprung statt der derzeitigen 34 Punkte auf den engsten Verfolger Fernando Alonso schon mehr als 60 Punkte – ein frustrierender Gedanke für die gesamte Konkurrenz.

Alonso weiß, was die Stunde geschlagen hat: „Wir müssen hier unbedingt ein Stück näher herankommen. Es ist für die Motivation des Teams und für unsere Hoffnungen wichtig, dass wir die Lücke zu Sebastian etwas schließen können.“ Wenn das nicht gelingt, malt Alonso sich schwierige kommende Monate aus: „Dann wird es für alle vielleicht eine sehr stressige Sommerpause.“

Tatsächlich sind Vettel und Red Bull derzeit kaum zu schlagen. Der Heppenheimer fährt stärker denn je. Er strahlt in jeder Beziehung auch die Ruhe und Gelassenheit aus, die die Erfolge der letzten Jahre ihm geben, ohne dabei seine Aggressivität und Kampfgeist verloren zu haben, wie er zuletzt im Duell mit Kimi Räikkönen am Nürburgring zeigte. Und der Red Bull scheint das einzige Auto zu sein, das dauerhaft unter allen Bedingungen konkurrenzfähig ist: im Qualifying und im Rennen, bei Hitze und bei Kälte. Während die engsten Verfolger, Ferrari und Lotus, im Qualifying und bei kühlen Temperaturen schwächeln, hat Mercedes dagegen immer noch bei Hitze große Probleme.

Trotzdem will Vettel von der eigenen Dominanz noch nicht sprechen: „Im Nachhinein hört sich das immer so kontrolliert und abgeklärt an, aber das ist während der Rennen nicht so.“ Schließlich seien ja auch Pannen passiert, wie der Defekt in Silverstone, der verpatzte Boxenstopp am Nürburgring bei Webber, „und mein Rennen dort gegen Kimi war auch sehr eng. Wir waren zwar zuletzt immer gut dabei, aber es war ja nicht so, dass wir konkurrenzlos gewesen wären.“ An den WM-Titel will er deshalb auch überhaupt noch keinen Gedanken verschwenden. „Es ist wichtig, so lange wie möglich frei zu fahren und nicht die verschiedenen Szenarien im Kopf zu haben. Wenn man im Auto viel nachdenkt, ob etwas nun gut oder schlecht für die WM ist, ist der Zug schon abgefahren.“ Nicht rechnen, sondern weiterhin angreifen ist also seine Devise.

Sebastian Vettel: Auf dem Hungaroring hat er in seiner Karriere noch nie gewonnen

Auch jetzt in Ungarn, wo Vettel einen weiteren weißen Fleck auf der Landkarte seiner fehlenden Siege tilgen könnte, nachdem er vor drei Wochen in der Eifel erstmals den Großen Preis von Deutschland gewinnen konnte. Auf dem Hungaroring hat er in seiner Karriere bisher ebenfalls noch nie gewonnen. „Aber ich sehe das nicht so eng. Es ist genau wie in Deutschland, wo die Leute bereits von einem Fluch sprachen“, sagt Vettel. „Die bisherigen Ergebnisse hier waren vielversprechend. Ich sehe den Sieg nicht als Muss, würde mich aber natürlich darüber freuen.“ Durch die neuen alten Reifen von 2012, die nun zum Einsatz kommen, sieht er keine großen Verschiebungen im Feld: „Ich gehe nicht davon aus, dass Teams, die vorher nicht zu kämpfen hatten, nun auf einmal Probleme bekommen werden.“

Bei den vielen Superlativen rund um Sebastian Vettel kommt schon manchmal die Frage auf, woher er immer wieder seine Motivation nehme. „Ehrlich gesagt, denke ich nie daran“, sagt er, „das ist vielleicht das Geheimnis. Ich liebe das Rennfahren einfach immer noch.“

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