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Formel-1-Titelkampf: McLaren-Mercedes im Visier eines Sonderbeobachters

Motorsportfreunde freuen sich auf das WM-Finale. Damit alles mit rechten Dingen zu geht, soll McLaren-Mercedes ein Gleichstellungsbeauftragter auf die Finger schauen. Ex-Weltmeister Niki Lauda dazu: "Jetzt wird's immer absurder!"

McLaren-Mercedes hat den möglichen Einsatz eines Sonderbeobachters in der Silberpfeil-Box beim Großen Preis von Brasilien begrüßt und volle Mitarbeit zugesichert. "Alles was hilft, die Gleichbehandlung zu demonstrieren, wird von mir unterstützt", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Wenn es das ist, was sie tun wollen, sind wir froh zu kooperieren, denn wir haben nichts zu verbergen", wurde eine Sprecherin von McLaren in britischen Medien zitiert.

Den Antrag auf einen Aufpasser hatte die Motorsport-Föderation aus Alonsos Heimatland Spanien beim Internationalen Automobilverband Fia gestellt. Der zweimalige Weltmeister warf dem Team schon mehrfach vor, im Duell mit seinem englischen Teamkollegen und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton benachteiligt zu werden. Aus Sorge um seinen Landsmann Alonso wendete sich der nationale Verbandschef Carlos Garcia an Fia-Präsident Max Mosley.

Lauda hat kein Verständnis

Nun soll wahrscheinlich ein Gleichstellungsbeauftragter jeden Arbeitsschritt in der Box beobachten. Ähnlich wie die Spionage-Affäre, die McLaren-Mercedes die Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen Dollar und alle Konstrukteurspunkte in dieser Saison kostete, nimmt auch die Auseinandersetzung zwischen Alonso und dessen spanischer Heimat mit dem britisch-deutschen Team immer bizarrere Züge an.

Auffälligkeiten beim großen Dreikampf-Finale in Sao Paulo am 21. Oktober würde der sogenannte "special scrutineer" umgehend an Renndirektor Charlie Whiting melden. Ex-Weltmeister Niki Lauda zeigte für die angedachte Maßnahme äußerst wenig Verständnis. "Jetzt wird's immer absurder. So was hab ich noch nie gehört", sagte der Österreicher der "Bild"-Zeitung: "Ob das dem Verband von alleine eingefallen ist? Ich glaube eher, dass da Fernando nachgeholfen hat."

Alonsos Abgang scheint unausweichlich

Wie auch immer. Sollte es Alonso nicht mehr gelingen, den um vier Punkte besseren Hamilton (107) beim heißen Thriller unter südamerikanischer Sonne mit Ferrari-Fahrer Kimi "Iceman" Räikkönen (100) in der dritten Hauptrolle einzuholen, könnte der Einsatz eines Boxen-Beobachters zumindest weitere verbale Rundumschläge des spanischen Rennfahrers verhindern. Sein Abgang nach nur einer Saison scheint hingegen unausweichlich.

Für Mercedes-Motorsportchef Haug ist allerdings auch jetzt wie schon über die gesamte Saison hinweg klar: "Der augenblickliche Punktestand sagt mehr als alle Erklärungen: Lewis und Fernando liegen nach 16 Rennen vier Punkte auseinander und haben gemeinsam bisher 24 Punkte mehr gemacht als unser erster Verfolger", sagte Haug. Dies spreche nicht nur für die Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr auch für die Gleichheit beider Fahrzeuge und beider Fahrer.

Kurz vor Bekanntwerden der Anfrage durch den spanischen Verband hatte McLaren-Mercedes in einer offiziellen Erklärung die Gleichbehandlung von Hamilton und Alonso einmal mehr beteuert und garantiert. Während der Spanier, dessen Fans sogar im Internet Stimmen für ihre Konspirations-Theorie sammeln, als erster Pilot nach dem Argentinier Juan-Manuel Fangio in den 50er Jahren den Titel-Hattrick mit zwei verschiedenen Marken einfahren will, steht Hamilton kurz vor dem Meisterstück in seinem ersten Lehrjahr. Dies gelang bislang noch keinem Piloten. In den bisherigen 16 Rennen kam Alonso übrigens neun Mal vor seinem Teamkollegen ins Ziel. (mit dpa)

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