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Entspannt oder angespannt? Zuletzt unterliefen Nico Rosberg entscheidende Fehler. Mit neuer Lockerheit und Kampfgeist soll ihm das nun beim Rennen in den USA nicht mehr passieren.

© AFP

Formel 1 - USA-GP: Ist Nico Rosberg in der Rolle des Jägers besser?

Seit der Kollision in Belgien läuft es nicht mehr für Nico Rosberg. Doch vor dem Rennen in Austin deutet viel daraufhin, dass er den Titelkampf mit Lewis Hamilton noch einmal aufnehmen kann.

Er wollte es selbst nicht wahrhaben – aber es ließ sich zuletzt nicht mehr übersehen: Seit der Kollision mit Lewis Hamilton beim Großen Preis von Belgien im August und der massiven öffentlichen Kritik durch Mercedes danach wirkte Nico Rosberg verändert. Die Bloßstellung durch seinen Arbeitgeber hinterließ Spuren, sein Konkurrent Hamilton sah sich dagegen bestätigt.

Und das ist seitdem geschehen: In Monza verbremste sich Rosberg zweimal, hatte in Singapur großes Pech mit der streikenden Lenkradelektronik, war im Regen von Japan chancenlos gegen seinen Teamkollegen und leistete sich in Sotschi gleich in der ersten Kurve einen Riesenpatzer, als er sich seine Reifen nach eigenen Worten „viereckig“ bremste – der notwendige Boxenstopp machte alle Siegchancen zunichte. Und jedes Mal stand Teamkollege Hamilton am Ende ganz oben auf dem Podest. 46 Punkte machte er in diesen letzten vier Rennen gut und führt jetzt vor dem Rennen in Austin mit 17 Zählern.

Da bleibt Rosberg nur noch Kampfgeist. „Jetzt hilft nur noch volle Attacke. Wenn ich meinen Job richtig mache, kann ich jedes der letzten drei Rennen gewinnen. Den WM-Titel zu gewinnen, das liegt ganz alleine in meiner Hand.“ 100 Punkte sind noch zu holen, da sei noch alles drin. Fast die gleichen Worte wie nach dem Rennen in Russland, aber diesmal doch überzeugender vorgetragen. In den vergangenen Wochen verriet die Körpersprache von Rosberg nicht unbedingt Zuversicht, es schien sich eine Mischung aus Anspannung und Niedergeschlagenheit breit zu machen. Jetzt vor dem Rennen in den USA (21 Uhr, live bei RTL und Sky) macht er wieder einen entschlosseneren Eindruck. Und die Chancen stehen gut: Rosberg startet in Austin in der Pole Position.

Pausen taten Rosberg meistens gut

Vielleicht hat ihn ja in der dreiwöchigen Pause Vater Keke wieder aufgebaut. Der Weltmeister von 1982 war in seiner aktiven Zeit für seine Kämpferqualitäten bekannt. Dass er seinen Sohn immer wieder anhält, sich von äußeren Umständen nicht beeinflussen zu lassen und im Zweifelsfall auch mal selbst eine härtere oder trickreichere Gangart auszupacken, ist bekannt. Schon mehr als einmal in diesem Jahr konnte man das Gefühl bekommen: Hat Nico ein bisschen mehr Zeit mit seinem Vater verbracht, kommt er gestärkt zurück. Und das, obwohl er zumindest öffentlich jegliche Vergleiche oder Hinweise auf die Familientradition nicht so gerne hört. Dass er dadurch in seiner ganzen Karriere „immer mehr Möglichkeiten“ gehabt habe, gibt er zwar zu. Doch die Angst vor dem Schatten des Vaters ist wohl nicht ganz wegzubekommen. „Ich bin auch immer nur der Sohn meines Vaters“, hat er einmal gesagt, „wahrscheinlich wird das so bleiben, bis ich Doppel-Weltmeister bin.“

Verliert Hamilton in der Favoritenrolle seine Lockerheit?

Vielleicht geht Rosberg aber auch in der Rolle des Jägers in Austin einfach nur wieder etwas lockerer an seine Aufgabe, jetzt, da Hamilton als der große Favoriten gilt. So, wie es ihm Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen vor kurzem riet: „Nico muss jetzt so tun, als wäre die WM schon gelaufen. Nur indem er nicht mehr an den Titelkampf denkt, kann er wieder locker werden.“ Er glaubt, dass Rosberg zuletzt Fehler gemacht habe, „weil er im Kopf nicht frei war.“ Hamilton sei dagegen entspannt in sein Auto gestiegen.

Wobei die Frage ist, ob der Brite seine Lockerheit behalten kann, sollte Rosberg jetzt und in Brasilien tatsächlich gegenhalten und es dann in Abu Dhabi – bei doppelten Punkten – zu einem Herzschlagfinale kommen. Denn dass man auch einen scheinbar sicheren Vorsprung noch verspielen kann, diese Erfahrung musste Hamilton auch schon einmal machen. 2007 hatte er zwei Rennen vor Saisonende auch 17 Punkte Vorsprung – und das nach dem alten Punktsystem, bei zehn statt heute 25 Zählern für einen Sieg. Trotzdem verlor er den Titel im WM-Finale noch gegen Kimi Räikkönen.

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