zum Hauptinhalt
Sebastian Vettel fuhr mal wieder als Erster über die Ziellinie.

© dpa

Formel 1: Vettel gewinnt auch in Monaco

Sebastian Vettel siegt in Monte Carlo in einem der aufregendsten Formel-1-Rennen der Saison – für Schumacher und Rosberg endet es dramatisch schlecht.

Von Christian Hönicke

Der Nachmittag in Monte Carlo ging mit einem Bombenalarm los, und danach wurde es nur noch dramatischer. In einem der aufregendsten Formel-1-Rennen der letzten Jahrzehnte in Monaco musste Sebastian Vettel jede Menge Hindernisse umfahren, um am Ende mit einer Sekunde Vorsprung vor Fernando Alonso im Ferrari und dem McLaren-Piloten Jenson Button zu gewinnen.

„Es war unglaublich, ein Hammer-Rennen“, sagte der erschöpfte Vettel danach. „Es hat sich ewig angefühlt. Ich bin sehr geehrt, meinen Namen in die Liste der Sieger hier einzutragen.“ Es war der erste Sieg des deutschen Red-Bull-Piloten in Monaco und der fünfte im sechsten Saisonrennen. Der Weltmeister führt die WM-Wertung nun fast schon uneinholbar vor Lewis Hamilton an – und der als Sechster ins Ziel gekommene McLaren-Pilot sah sich noch mit Ermittlungen wegen seiner rüpelhaften Fahrweise konfrontiert, die ihn noch mehr Punkte kosten könnten. „Es ist immer noch ein langer Weg, aber wir haben einen Lauf“, sagte Vettel. Das Rennen empfand er als „sehr unterhaltsam, jedenfalls vom Auto aus“.

Das war durchaus eine Untertreibung. Schon etwa zwei Stunden vor dem Start hatte es wegen einer herrenlosen Tasche einen Bombenalarm gegeben – das halbe Fahrerlager war abgesperrt worden. Das folgende Rennen sollte noch mehr Anlass zur Adrenalinproduktion geben.

Vettel hatte seinen ersten Platz am Start verteidigt, wurde aber durch die vielen unvorhergesehenen Ereignisse samt zweier Safetycar-Phasen zu einer riskanten Ein-Stopp-Strategie gezwungen. Eigentlich habe er gegen Rennmitte gleichzeitig mit Button zu seinem zweiten Reifenwechsel kommen sollen, erzählte Vettel. „Ich wurde auch reingerufen an die Box, hab aber gesagt: Wir bleiben draußen und probieren’s mit nur einem Stopp. Ich habe gesehen, dass es die einzige Chance zum Sieg war.“

Die Runden 60 bis 78 waren dann so ziemlich das Abgefahrenste, was Monaco an einem Renntag in den letzten Jahrzehnten gesehen hat. Vettel erwehrte sich mit völlig zerschundenen Reifen den Angriffen seiner Verfolger Fernando Alonso und Jenson Button. „Ich hatte Probleme mit meinen Reifen, und Fernando kam auf frischen Reifen immer näher.“ Zehn Runden vor Schluss lief das Trio auf einen wahren Zug an überrundeten Fahrern auf. In einer völlig chaotischen Aktion rempelten sich Adrian Sutil, Jaime Alguersuari, Lewis Hamilton und Witali Petrow gegenseitig durch die Tabac-Kurve. Petrow krachte mit seinem Renault zunächst in Alguersuaris Toro Rosso und dann in die Leitplanke. Vettel wuselte sich durch, aber „ich habe fast meinen Frontflügel verloren und ein herrenloses Rad überholt“.

Das Rennen wurde nach dem Sammelcrash mit einer Roten Flagge unterbrochen, weil Petrow zeitweise bewusstlos war und wegen Schmerzen im Bein medizinisch behandelt werden musste. Der Russe blieb zwar unverletzt, doch sein Unfall weckte unschöne Erinnerungen an den Vortag. Da war der 21 Jahre alte Sauber-Pilot Sergio Perez verunglückt. Der Mexikaner muss zur Sicherheit noch bis Montag im Krankenhaus bleiben und nahm nicht am Rennen teil. Es gehe ihm aber gut, teilte sein Team mit.

Für Vettel war die Rote so etwas wie die vorweggenommene Karierte Flagge. Vor dem Neustart hinter dem Safetycar durfte ihn das Team für die verbleibenden sechs Runden endlich von seinen schrottreifen Gummis befreien. „Ich glaube, es wäre sich gerade noch ausgegangen mit den gebrauchten Reifen, aber die Safetycar-Phase war natürlich hilfreich“, erklärte Vettel. Hamilton rammte noch einmal Pastor Maldonados Williams von der Piste, dann war die Hatz beendet.

Dramatisch war der Sonntag an der Côte d’ Azur auch für die Mercedes-Piloten – dramatisch schlecht. Michael Schumacher und Nico Rosberg mussten sich fühlen wie Sonntagsausflügler, die zufällig in den Berufsverkehr geraten sind. In aussichtsreicher Position gestartet, wurden beide in kürzester Zeit ans Ende des Feldes durchgereicht.

Schumacher fiel mit einem völlig missratenen Start von Rang fünf auf zehn zurück, lieferte sich kurz ein packendes Duell samt Überholmanöver in der alten Loews-Kurve mit Lewis Hamilton, wurde von diesem dann in der St. Devote wieder geschluckt und danach durchgereicht. Ähnlich erging es Schumachers Teamkollegen Rosberg, sodass sich beide bald auf den hinteren Plätzen duellierten. Nicht so gut gelang das Hamilton. Von Platz neun gestartet, wollte der angriffslustige Brite an gleicher Stelle an Felipe Massa vorbei, demolierte aber dabei dessen Ferrari am Frontflügel, sodass Massa im Tunnel in die Leitplanke krachte. Mit seiner anschließenden Durchfahrtsstrafe büßte Hamilton jede Siegchance ein.

Noch bevor das Safetycar das erste Mal auf die Strecke kam, war auch Michael Schumachers Rennen nach einem Defekt beendet. Rosberg konnte bei seinem Heimrennen durchfahren, wurde aber zweimal überrundet und am Ende Elfter – noch hinter Adrian Sutil im Force India (7.) und Nick Heidfeld im Lotus-Renault, der Achter wurde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false