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Sebastian Vettel (l.) gemeinsam mit seinem Technischen Direktor Adrian Newey (r.).

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Update

Formel 1: Vettels Welt

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel steht beim Großen Preis von Japan auf der Pole Position. Den nötigen Rückhalt, um am Sonntag Weltmeister zu werden, bekommt der Formel-1-Pilot aus dem Familien- und Freundeskreis.

Wenn Lewis Hamiltons Vielleicht-Verlobte – über den exakten Familienstand differieren die einschlägigen Berichte der Klatschzeitungen – bei einem Formel-1-Rennen auftaucht, ist das nur sehr schwer zu übersehen. Fernsehkameras, Journalisten, Zuschauer interessieren sich für das Popsternchen Nicole Scherzinger, das nicht sonderlich abgeneigt zu sein scheint, öffentlich Aufmerksamkeit zu erregen. Genauso geht es ihrem Vielleicht-Verlobten. „Ich mag es, wenn Nicole mit im Fahrerlager ist“, hat Hamilton einmal erklärt, „sie gibt mir Kraft und ist ein Anlaufpunkt für mich.“ Bei Sebastian Vettel und seinem Umfeld ist es anders.

Vettel fühlt sich nicht wohl, sein Privatleben in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Überhaupt umgibt sich der Red-Bull-Pilot, der am Sonntag in Suzuka zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister werden kann, mit Personen, die seinem bodenständigen Naturell entsprechen. Das gibt dem 24-Jährigen den Rückhalt und die Ruhe, sich auf seine Rennen zu konzentrieren. Eine bislang deutlich erfolgreichere Strategie als die des Kollegen Hamilton. Das beste Beispiel dafür ist seine Freundin Hanna, mit der er seit über fünf Jahren zusammen ist, seit es auf der Abifeier in Heppenheim funkte. Ein Mädchen von nebenan, die ein einziges Mal auf einer Rennstrecke war, ganz am Anfang von Vettels Karriere, 2006 in Monza. Von damals stammt das einzige gemeinsame öffentliche Foto. Vettel hält sein Privatleben verschlossen, auch wenn er seine Freundin manchmal vermisst, wenn er lange unterwegs ist. „Aber andere nehmen ihre Partnerin ja auch nicht mit ins Büro – und für mich ist die Rennstrecke genauso mein Arbeitsplatz.“

Wichtig an diesem Arbeitsplatz sind seine Chefs: Christian Horner, der Red-Bull-Teamchef, mit 38 Jahren einer der jüngsten Bosse in der Formel 1, ein umgänglicher Kumpeltyp, der mit Vettel zusammen aufgestiegen ist an die Spitze der Formel 1. Hinzu kommt der Technische Direktor Adrian Newey, das Aerodynamikgenie der Formel 1. Er ist der Mann, den viele als das eigentliche Geheimnis des Red-Bull-Erfolges ansehen. „Sicher ist er unglaublich wichtig“, sagt Vettel über den eher introvertierten Engländer, „aber er allein ist es auch nicht, der alles schafft.“ Genauso entscheidend sei, dass er eine Gruppe von Leuten habe, die ihn verstünden und seine Ideen umsetzten.

Der dritte im Bunde ist Helmut Marko, österreichischer Ex-Rennfahrer und Jurist – und rechte Hand von Red-Bull-Dosenmilliardär Dietrich Mateschitz. Seit 1997, als Red Bull dem zehn Jahre alten Kartpiloten Vettel mit 5000 Mark bei der Fortführung seiner Karriere half, gehört Vettel dort zum Nachwuchskader – und stand damit über mehr als ein Jahrzehnt unter Beobachtung des Doktors, der ihn auch in kritischen Phasen verteidigte.

Um Vettels physische Verfassung kümmert sich der Finne Tommi Parmakoski, als Physiotherapeut an der Rennstrecke, aber auch als Fitnesstrainer Zuhause in der Schweiz, ob beim Laufen, Radfahren, Tennis oder Badminton. „Wobei Sebastian sehr ungern gegen mich verliert“, berichtet der für einen Finnen ungewöhnlich lockere Parmakoski. Diejenige, die Vettel an der Rennstrecke und auch sonst am meisten Arbeit abnimmt, ist Britta Roeske. Über den Job der reinen Pressesprecherin ist sie längst hinausgewachsen, kümmert sich auch um Organisatorisches, um Marketing, fast wie eine Managerin, ohne das jedoch zu sein. Einen echten Manager hat Vettel nie gebraucht. „Ein guter Anwalt im Hintergrund für die Verträge reicht“, hat sein Vater Norbert Vettel einmal erzählt.

Wenn der Sohn einen Rat braucht, wenn es um Zukunftsentscheidungen geht, ist immer noch sein Vater der erste Ansprechpartner. Die vielen gemeinsamen Jahre auf den Kartstrecken und in den Nachwuchsformeln, der trotz aller Erfolge vor allem finanziell damals nicht einfache Weg nach oben, hat die beiden zusammengeschweißt. Wobei die Formel 1 bisher selten einen so ruhigen und bodenständigen Weltmeistervater erlebt hat. Zuletzt in Singapur tauchte er ja fast überall zu zweit auf – mit einem guten Kumpel von Sebastian Vettel, den er gerne einlädt, wenn er neben der Rennstrecke noch ein bisschen Spaß haben will: Es ist Joschi Walch, Hotelier am Arlberg, früher Chef der BMW-Hospitality – und für jeden Blödsinn zu haben. Wie Sebastian Vettel. (mit dapd)

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