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Trübe Aussichten. Der Brite Paul di Resta beim Test seines neuen Autos in Silverstone. Das Team Force India gehört zu den Rennställen der Formel 1, die in finanzielle Schieflage geraten sind und bei dem die Fahrerfrage noch offen ist.

© rtr

Formel 1: Vollgas in die Krise

Mehrere Formel-1-Teams sind in einem finanziell desolaten Zustand und von der Pleite bedroht. Besonders die mit einer versprochenen Budget-Obergrenze gelockten neuen Teams kämpfen ums Überleben.

Nächste Woche beginnen die Testfahrten für die Formel-1-Saison 2013. Das kommt für viele Teams zu früh. Denn abgesehen von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes ist die Szene in einem finanziell desolaten Zustand. Nur nach außen ist von dieser Krise bislang noch wenig zu sehen.

Das letzte offensichtliche Zeichen für die Finanzkrise in der Formel 1 war die finanziell bedingte Trennung von Marussia und Timo Glock. Weil das Team statt des erfahrenen Deutschen einen zweiten Fahrer brauchte, der einen zweistelligen Millionenbetrag mitbringt. Der steht aber noch nicht fest – bei Caterham war das bis Freitag genauso, dann endlich vermeldete der Rennstall aus der zweiten Reihe doch noch Giedo van der Garde als zweiten Fahrer.

Die Neueinsteiger von 2010 stehen am Abgrund. Dabei waren sie einst von Max Mosley, dem damaligen Präsidenten des Motorsportweltverbands Fia, mit dem Versprechen einer Budget-Deckelung in die Formel 1 gelockt worden. Die kam allerdings nie. Das spanische HRT-Team musste nach mehreren Besitzer-Wechseln schon Ende 2012 aufgeben.

Selbst die 50 Millionen Dollar, die ein Team pro Saison braucht, um einfach nur hinten mitzufahren, sind schwer aufzutreiben. „Um konkurrenzfähig zu sein, bräuchte man mindestens das Doppelte“, weiß Glock. Aber selbst bei klassischen Mittelfeldteams sieht es hinter die Kulissen alles andere als gut aus: Bei Lotus wartete letztes Jahr selbst Starpilot Kimi Räikkönen lange auf sein zugesagtes Gehalt.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gehört nicht von ungefähr zu denjenigen, die sich um das Überleben der kleineren Teams sorgen. Sauber hat bei den Banken Schulden im hohen zweistelligen Millionen-Bereich. Hinzu kommt: Der Sponsorenvertrag mit der Telmex-Gruppe des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim läuft Ende 2013 aus. Es gilt als ausgemacht, dass Slim dann mit seinem Geld dem schon mal vorab genau aus diesem Grund von McLaren geholten Sergio Perez zu dem englischen Top Team folgt.

Auch bei anderen Teams ist die Abhängigkeit von einem Sponsor gefährlich groß. Williams etwa hängt am Tropf der venezolanischen Öl-Millionen, die Pastor Maldonado dank Verbindung zu Präsident Hugo Chavez mitbringt. Völlig chaotisch scheint die Situation bei Force India: Dort hatte Teambesitzer Vijay Mallya im November getönt, man habe 60 Millionen Euro von Investoren aus Indien gefunden. Er sagte daraufhin Bruno Senna ab und wollte wieder seinen Lieblingsfahrer Adrian Sutil holen. Dann geriet Mallya mit seinen Unternehmen in Indien jedoch in Schwierigkeiten. Jetzt hängt Sutil, der schon im Dezember einen Vertrag unterschrieb, der aber vom Team nie gegengezeichnet wurde, in der Luft.

Toro Rosso – das letzte der Mittelfeldteams – funktioniert nur so lange, wie Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz noch Lust hat, sein Nachwuchsteam zu finanzieren. Generell wird es für alle 2014 noch schwieriger werden. Dann kommt die neue Motorenformel mit den Turbomotoren – und die werden dann statt acht 18 bis 21 Millionen pro Saison kosten, dank der hohen Entwicklungsausgaben der Hersteller.

Fia-Präsident Jean Todt schweigt. Es wäre wohl auch hart zuzugeben, dass Vorgänger Mosley mit seinem „Budget Cap“, einer Etat-Obergrenze, angedacht von 100 bis am Ende auf 60 Millionen, wohl die einzig richtige Idee für die Zukunft der Formel 1 hatte.

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