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© AFP

Formel 1-Weltmeister Lewis Hamilton: ''Ich bin jetzt als Person noch stärker''

Weltmeister Lewis Hamilton über seine neue Rolle, die Verbesserung seines Autos und das aktuelle Titelrennen in der Formel 1

In den vergangenen beiden Jahren war um Sie als WM-Favorit immer ein ziemlicher Trubel. Im Vergleich dazu ist es dieses Jahr ruhig. Ist das ein komisches Gefühl?

Ach, es fühlt sich eigentlich sehr gut an, mal nur an den Rennsieg denken zu können, keinen Druck zu spüren. Hoffentlich werde ich im Rennen viel Spaß haben.

Im Vergleich zu dem Lewis Hamilton, der 2008 Weltmeister wurde – wo stehen Sie nach dem schwierigen Jahr 2009?

Ich habe viel aus den verschiedenen Erfahrungen gelernt, bin jetzt ein noch besserer Fahrer – auch als Mensch, als Person bin ich stärker. Ich bin jetzt hier als Weltmeister und kann deswegen entspannt sein. Ich weiß, dass ich nächstes Jahr einen neue Chance bekomme.

War 2009 die schwierigste Saison für Sie – der ja über Jahre nur den Erfolg kannte?

Überhaupt nicht. Ich würde eher sagen, die leichteste Saison. Weil wir von Anfang an wussten, dass wir nicht um den Titel fahren würden. Letztes Jahr war der Druck sehr groß, jedes einzelne Rennen, jeder einzelne Punkt zählte, alles musste immer absolut perfekt sein. Dieses Jahr war es anders – ich habe versucht, ein Auto weiterzubringen, das am Anfang nicht sehr viel Potenzial zu haben schien. Jetzt holen wir wenigstens regelmäßig Punkte und Podiumsplätze, damit haben wir schon einiges erreicht.

Hätten Sie beim Saisonstart in Australien gedacht, dass Sie in diesem Jahr noch Rennen gewinnen können?

Ich hatte absolut keine Vorstellung. Wir haben nicht geglaubt, dass dieses Auto im Laufe der Saison noch viel bringen kann, aber jetzt ist es wirklich um Welten besser. Es ist aber immer noch nicht da, wo es sein sollte – was aber einfach an der Basis des Autos liegt.

Sind Sie jetzt zufrieden mit bisher zwei Siegen 2009?

Im Rahmen dessen, was möglich ist, bin ich zufrieden. Als es am Anfang schlecht lief, habe ich mir gesagt, ich will wenigstens bis zum Saisonende stark zurückkommen. Jetzt kann ich auch die Leute schlagen, die dieses Jahr um den Titel kämpfen. Das zeigt, dass ich noch da bin.

Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, dass doch noch etwas möglich ist?

Am Nürburgring im freien Training. Da hatte ich zum ersten Mal wieder ein Auto, das man auch wie ein Rennauto fahren kann. Vorher hatte es die Aerodynamik von einem Ziegelstein.

Wie schätzen Sie ihre eigene Leistung in der Zeit davor ein?

Es gab schon einige Ergebnisse, auf die ich wirklich stolz bin, weil ich aus den Möglichkeiten unheimlich viel herausgeholt habe, zum Beispiel in Melbourne. Dort das Auto, das wahrscheinlich das schlechteste von allen war, ins Ziel und so weit nach vorne zu bringen, während viele ausgefallen sind, das war schon toll.

Vor zwei Jahren haben Sie die WM am Ende mit einem sehr angriffslustigen Fahrstil verloren. Jenson Button scheint in diesem Jahr eher das gegenteilige Problem zu haben: noch Gefahr zu geraten, weil er nur auf Sicherheit setzt ...

... Erst einmal sehe ich das nicht so, dass ich die WM 2007 durch zu große Aggressivität verloren habe. Ich habe den Job gemacht, den ich machen sollte – leider sind die Dinge am Ende nicht in meine Richtung gelaufen.

Und wie sehen Sie die Entscheidung 2009?

Ich wünsche den drei Kandidaten alles Gute und werde mit Interesse verfolgen, wie es ausgeht. Grundsätzlich konzentriere ich mich natürlich meinen eigenen Job, aber uns stehen da bestimmt noch zwei sehr aufregende Rennen bevor. Es wird sehr interessant werden, wer da das beste Stehvermögen hat.

Jenson Button, Rubens Barrichello und Sebastian Vettel sind drei Neulinge, was ein WM-Finale angeht. Haben Sie mit Ihrer Erfahrung aus zwei Titelkämpfen einen Tipp für die drei?

Ich würde das nicht tun, da jemandem Tipps geben. Das brauchen die gar nicht. Jeder geht so etwas auf seine eigene Art an. Außerdem haben alle drei im Laufe ihrer Karriere in anderen Serien um Meistertitel gekämpft und sie gewonnen. Sie wissen also genau, wie das geht.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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