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Formel 1: Zeit des Leidens für Ferrari

Ferraris Formel-1-Team schwankt vor dem Rennen in Bahrain zwischen Zweifel und Zweckoptimismus.

Der schlechteste Saisonauftakt seit 1981, null Punkte nach den ersten drei Saisonrennen – Ferrari erlebte einen Katastrophenstart in die Formel-1-Saison 2009. Und Teamchef Stefano Domenicali befürchtet, dass das auch am Sonntag in Bahrain so weitergeht. „Wir haben einen schwierigen Saisonstart hinter uns. Wir wussten, dass wir in China leiden würden, und wahrscheinlich müssen wir auch hier leiden“, sagte er vor dem heutigen Qualifying zum Großen Preis von Bahrain (12.45 Uhr, live bei RTL und Premiere).

Denn neue Teile gibt es erst beim Rennen in Barcelona am 10. Mai – dann wird auch Ferrari ein neues Aerodynamikpaket mit Doppeldiffusor zur Verfügung haben. „Wir hoffen, dass wir dann einen großen Schritt nach vorne machen“, sagt Domenicali. „Auch wenn wir nicht erwarten können, dass die Konkurrenz mit der Entwicklung auf uns wartet, bis wir sie eingeholt haben.“ Domenicali betont aber hartnäckig, dass noch niemand bei Ferrari jetzt schon die WM abschreibe. Das ist eine Antwort auf Ferrari-Berater Michael Schumacher. Der hatte nach der Pleite in Schanghai schon öffentlich erklärt, Ferrari müsse sich überlegen, ob es sich nicht jetzt schon ganz auf die WM 2010 konzentriere.

Domenicali gerät allerdings immer stärker unter Druck. Der frühere Formel-1-Pilot David Coulthard sagte vor kurzem, Domenicali sei vielleicht zu nett und nicht autoritär genug, um bei Ferrari erfolgreich zu agieren. Außerdem warf er Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen „Lustlosigkeit und fehlende technische Kompetenz“ vor. Niki Lauda meldete sich auch schon zu Wort: Bei Ferrari gebe es nach dem Weggang von Jean Todt, Ross Brawn und Michael Schumacher eben wieder die alte italienische „Spaghetti-Mentalität“. Im Klartext: Bei dem Team herrsche Chaos und Desorganisation. Er ging aber auch kritisch mit der Stellung von Michael Schumacher um. Dessen Rolle an der Boxenmauer müsse klar definiert sein: „Ist er nun lediglich Beobachter oder in den Entscheidungsprozess involviert?“

Doch noch gibt sich der kritisierte Domenicali optimistisch: „Wir haben null Punkte, und der Abstand zu den Führenden ist sehr groß, aber wir geben den Kampf um die WM noch nicht auf. Es gibt noch 252 Punkte zu holen.“ Die Entwicklung am diesjährigen Auto, dem F60, werde weitergehen, unabhängig von den Resultaten in den nächsten Rennen.

Auch Ferrari-Pilot Felipe Massa versucht sich als Optimist – nur wirkt er dabei wenig überzeugend. Schließlich war er es, der nach dem Diffusor-Urteil des Weltverbands Fia erklärt hatte, die WM sei entschieden. „Jedes Teammitglied fühlt den Druck, aber alle sind hoch motiviert“, behauptet er jetzt. Die Schwachstellen seines Dienstwagens hat der Brasilianer bereits geortet. „Die mangelnde Zuverlässigkeit ist ein Problem. Aber wir haben bei der Aerodynamik noch einiges in petto.“

Das hört sich nach Durchhalteparolen an. Eine andere Schwachstelle spricht Massa auch an, allerdings nicht ganz so deutlich. Diese Schwachstelle heißt offenbar Kimi Räikkönen, genauer gesagt: die Zurückhaltung des Finnen. „Kimi ist sicher nicht der Typ, der viel redet“, sagt Massa. „Daher ist es schwierig, dass wir uns austauschen.“ Der Dialog wäre in der jetzigen Situation aber durchaus hilfreich. Massa nimmt es hin: „Ich versuche, mit jedem im Team zu arbeiten, nicht nur mit meinen Leuten. Wir brauchen zwei gute Autos, nicht nur eines.“

Möglicherweise hat sich das Thema Räikkönen bei Ferrari ja bald erledigt. Immer wieder wird über einen Wechsel von Ex-Weltmeister Fernando Alonso zu Ferrari spekuliert.

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