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Böser Blick. Vettel und sein Red Bull pflegen eine zwiespältige Beziehung.

© dpa

Formel 1: Zeitreise mit Pannen

Es war, als hätte der Regisseur der Formel 1 sich eine kleine Rückblende ins vergangene Jahr erlaubt. Kostet die Technik Sebastian Vettel wieder den WM-Titel?

Sebastian Vettel rast, Sebastian Vettel führt, Sebastian Vettel hat Probleme, Jenson Button gewinnt. Die Story des Rennens in Melbourne weckte Erinnerungen an die Saison 2009, als Button im Brawn-Mercedes nicht zuletzt wegen der Pannen in Vettels Red-Bull-Lager Weltmeister geworden war. Dass Button, inzwischen bei McLaren, damals wie heute im Mercedes-Kundenauto dem Werksrennstall um die Ohren fuhr, ist eine weitere Pointe der Geschichte.

Diese witzigen Reminiszenzen vermochten Sebastian Vettel kein Lächeln abzuringen. Seine Mission kann nämlich nur lauten, sich nicht von der Vergangenheit einholen zu lassen. So verschaffte er zunächst seinem Unmut in teils derben Worten Luft, um sich dann vor dem nächsten Rennen in Malaysia am Sonntag der großen Frage zu widmen: Wie lässt sich verhindern, dass ihn die Defekte wieder den Titel kosten? Christian Horner fiel als Antwort erst einmal nicht viel mehr ein als eine Beruhigungsstrategie. „Keine Panik, die Saison ist noch lang“, sagte der Red-Bull-Teamchef. „Sebastian hat halt zweimal hintereinander extremes Pech gehabt, aber das wird den anderen auch noch passieren. Wir haben immer noch den Vorteil, dass wir das schnellste Auto haben.“ Man solle jetzt aus diesen zwei Ereignissen kein grundsätzliches Zuverlässigkeitsproblem ableiten.

In der Tat unterscheiden sich Vergangenheit und Gegenwart in diesem Punkt ein wenig. Während es 2009 meist den Renault-Motor traf, passen die Defekte in diesem Jahr bislang in kein Schema. Sie lassen sich auch nur bedingt mit dem Vorwurf erklären, Red-Bull-Designer Adrian Newey baue seine Autos so riskant, dass die Zuverlässigkeit leide. Eine defekte Zündkerze wie in Bahrain ist etwas ausgesprochen Ungewöhnliches, die Verantwortung dabei liegt außerdem auch beim Motorenlieferanten Renault. In Melbourne fiel Vettel aus, weil sich eine Mutter aufgrund eines beim Boxenstopp nicht ganz korrekt aufgesetzten Rades gelöst hatte. Das fällt vom Grundsatz her eher in die Kategorie menschlicher als technischer Fehler. Beides zusammen lässt sich am ehesten in die Schublade „Qualitätsmanagement“ packen. So regt etwa der frühere Grand-Prix-Pilot Christian Danner an, „das ganze System zu überdenken. Eigentlich dürfte das gar nicht möglich sein, dass man das Rad so befestigen kann, wenn es nicht korrekt aufgesetzt ist.“

Eine bessere Qualitätskontrolle ist aber gar nicht so schnell und einfach umzusetzen, gerade wenn es sich um ständig wechselnde Probleme handelt und vielleicht auch noch Zulieferer beteiligt sind. Norbert Haug kennt das Dilemma häufiger Defekte aus eigener Erfahrung bei McLaren ganz genau. „Wir hatten auch solche Phasen, wo wir zwar die Schnellsten waren, aber dann immer wieder etwas schiefging“, sagt der Mercedes-Sportchef. „Das ist wahnsinnig schwer, etwas dagegen zu unternehmen.“ Zumal man die Zuverlässigkeit des Wagens anders als früher nicht mehr durch unzählige Testkilometer verbessern kann. Immerhin macht Haug Vettel, „der ja auch mein Freund ist, nicht nur ein Konkurrent“, Mut: „Die werden es schon noch hinbekommen mit ihrem starken Paket.“ Die nächste Gelegenheit, den Lauf der Geschichte zu ändern, bietet sich am Wochenende in Malaysia.

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