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Sport: Fragwürdige Spannung

Drei seltsame Elfmeterentscheidungen prägen Argentiniens 2:1 über den Afrikameister Tunesien

Seit einer Woche ist in Argentinien gefühlte Sommerpause. 3:1 gegen Brasilien gewonnen, damit vorzeitig die Qualifikation für die WM 2006 geschafft, was soll danach noch kommen? José Pekerman mag solche Fragen nicht. Der Trainer der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft legt Wert darauf, jedes Spiel zu gewinnen, auch beim Confed-Cup in Deutschland, der für ihn mehr ist als nur ein Beschäftigungsprogramm. „Wir probieren hier ein paar junge Spieler aus, die brauchen Wettkampferfahrung auf internationalem Niveau“, sagt der argentinische Trainer. Beim Eröffnungsspiel gestern in Köln gegen Tunesien jubelte Pekerman sogar inbrünstiger als seine Spieler, die beim 2:1 (1:0) weniger Mühe hatten, als es das knappe Resultat suggeriert. Die Südamerikaner dominierten das Spiel nach Belieben und lagen schon 2:0 in Führung, ehe es durch einen fragwürdigen Elfmeter noch einmal spannend wurde.

Diese Entwicklung war in der ersten Halbzeit nicht zu erahnen, als den Tunesiern die Rolle von Statisten mit rot-weißen Leibchen zufiel. 70 Prozent Ballbesitz für die Argentinier ermittelten die Statistiker für die erste Halbzeit. Dabei hatte der Afrikameister sogar einen kuriosen Elfmeter zugesprochen bekommen, weil der argentinische Torhüter German Lux ein wenig übereifrig in den Zweikampf mit Haykel Guemamdia gegangen war, obwohl der tunesische Stürmer aussichtslos Richtung Grundlinie lief. Imed Mahdhebi, lief an mit sechs gemächlichen Schritten, und schoss den Ball gut zwei Meter am linken Pfosten vorbei.

Die Strafe folgte in zweifacher Ausführung. Erst dokumentierte die Stadionregie Mahdebhis Fehlschuss geradezu boshaft in dreifacher Ausführung auf dem Videowürfel, dann zeigte Juan Riquelme dem Tunesier, wie man es richtig macht. Auch jener Elfmeter, den Argentinien nach einer halben Stunde zugesprochen bekam, fiel nicht in die Kategorie der Hundertprozentigen, doch Hatem Trabelsis Berührung des Argentiniers Maximiliano Rodriguez reichte, um bei Schiedsrichter Roberto Rosetti einen Wiedergutmachungsreflex auszulösen. Juan Riquelme wartete den finalen Sprung des zappelnden Torhüters Khaled Fadhel ab und schob den Ball in die Mitte des Tores zum 1:0 ins Netz.

Dieses Tor leitete den aus ästhetischer Sicht schönsten Teil des Fußball-Nachmittags in Köln ein. Jetzt zeigten die Argentinier ihr Kurzpassspiel, bei dem jeder Spieler höchstens zwei-, dreimal den Ball berührt, bevor er zum nächsten wandert. Die Tunesier nahmen am Spiel nur noch als Anwesende teil. Als nach knapp einer Stunde Javier Saviola auf 2:0 erhöhte, sprach alles für ein aus tunesischer Sicht böses Ende.

Es wurde dann doch nicht so schlimm, weil die Argentinier nachließen und Signor Rosetti noch einen seltsamen Elfmeter pfiff. Wieder interpretierte er die Zweikampfführung des argentinischen Torhüters Lux gegen Guemamdia als nicht regelkonform. Der Gefoulte traf selbst zum 1:2, und da noch knapp zwanzig Minuten zu spielen waren, wurde es sogar noch ein wenig spannend im Rheinenergie-Stadion. Doch für den Ausgleich waren die Mittel des Afrikameisters doch zu bescheiden. Allein der unglückliche Lux war durch grenzwertigen Begegnungen mit Guemamdia so verunsichert, dass er seinen Kollegen noch ein, zwei turbulente Szenen zumutete. Der 23-jährige Torhüter von River Plate gehört wohl zu denen, von denen Trainer Pekerman meint, dass sie beim Confed-Cup noch einiges lernen sollen.

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