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Selbst ist der Sponsor. Frank Müller spielt ziemlich unkonventionell. Wenn es wichtig wurde, ließ er aber anderen den Vortritt. Foto: Imago

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Frank Müller: Der spielende Tischtennissponsor

Frank Müller investiert hohe Summen ins Tischtennis – und sorgt an der Platte selbst für Stimmung

In unserer Serie stellen wir Menschen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen in den Sport investieren – und beleuchten ihre Motive. Heute: Immobilien-Unternehmer Frank Müller.

Wo Müller draufsteht, da ist im Tischtennis auch Müller drin. Bei Müller Munscheid war es so, bei Müller Würzburg und bei Müller Frickenhausen/Würzburg. Den drei Klubs hatte Frank Müller sein Geld gegeben und dafür einen Platz im Vereinsnamen bekommen. Doch damit nicht genug. Müller stand auch an der Platte. Hier spielte der Sponsor noch selbst. Und weil seine Auftritte so kurios waren, wusste man gar nicht richtig, ob die Marke Müller nun ein Unternehmen ist oder einfach er selbst.

Tischtennisspiele von Frank Müller sind schließlich ein kleines Ereignis. „In vielen Turnhallen wurde vorher gefragt: ,Spielt denn der Müller?’“, erzählt der 46 Jahre alte Düsseldorfer und lässt erahnen, dass ihm Selbstzweifel fremd sind. „Ich bin der einzige Spieler, der von der Kreisliga bis zur Champions League in allen Klassen gespielt hat.“

Müller an der Platte, das ist ein bisschen so, als wenn einer vom Stammtisch am nächsten Morgen mit am Kabinettstisch von Frau Merkel sitzen dürfte. Müller gehört, nun ja, nicht gerade zu den Hochbegabten im Tischtennis. Sein rundlicher Körper erinnert eher an einen Freizeitspieler, seine Technik ist dagegen alles andere als rund. Dafür verfügt Müller über eine Art regelkonforme Blutgrätsche. Mit langen Noppen hackt er kurz nach dem Aufspringen in den Ball und bringt ihm dadurch eine verwirrende Rotation bei. „Nilpferd mit Noppen“ wurde sein Spitzname im Tischtennis, und der scheint ihn nicht einmal zu stören. „Es gibt keinen, der mit dieser Spielweise in einer höheren Klasse gespielt hat“, sagt er.

Mit diesen Schlägen, unglaublichem Ehrgeiz und einer Reaktionsschnelligkeit, von der er sagt, er gehöre in dieser Kategorie zu den besten 20 der Welt, hat Müller einige Spitzenspieler zur Verzweiflung gebracht. „Man kann im Tischtennis mit relativ überschaubaren Mitteln extrem hohe Erfolge erzielen.“ Die Namen und Ergebnisse zählt er gerne auf. Ein Spieler aus den besten 100 der Weltrangliste ist dabei, im Doppel gehören der frühere Deutsche Meister Torben Wosik und der Franzose Damien Eloi zu seinen Opfern. Als er gegen Timo Boll einen Satz gewonnen hatte, sprang er mit dem Ausruf „Müller für Deutschland!“ durch die Halle. „Ich habe immer eine gute Show abgefahren“, sagt er, „aber nie Klamauk.“

Müller ist eben auch Unternehmer und wollte seine Firma bekannt machen, nicht lächerlich. Seine Immobilienfirma saniert unter anderem Altbauten im Osten der Republik, derzeit möchte er mit Partnern in Kreuzberg Riehmers Hofgarten übernehmen und sanieren. Sein Sponsoring im Tischtennis hat sich der Diplomkaufmann insgesamt eine siebenstellige Summe kosten lassen. Und mit seiner Frau diskutiert er immer noch, ob sich diese Investition auch fürs Geschäft gelohnt hat. Oder ob es nicht doch eher ein teures Freizeitvergnügen war, sich in Mannschaften einzukaufen, in die er sonst nicht hineingekommen wäre.

Das spielende Sponsoring hatte er in Bochum-Munscheid begonnen, damals noch in der Verbandsliga. Zehn Jahre blieb Müller dort und führte den Klub bis in die Bundesliga. Wenn das Saisonziel in Gefahr geriet, nahm sich Müller jedoch zurück und ließ andere spielen. Sportlich habe er aber nicht nur den ein oder anderen Sieg beitragen können. „Die Mannschaft war immer ungeheuer motiviert, wenn ich dabei war“, sagt er. Mit Würzburg gewann er später sogar den deutschen Meistertitel. Im Trikot von Liechtenstein nahm er an den Katar Open teil.

Peinlich sei es ihm nie gewesen, als körperlich Undurchtrainierter den Könnern seines Sports gegenüberzustehen. „Die Freude der Leute, mich gegen einen Meister wie Jan-Ove Waldner spielen zu sehen, stand bei mir immer über Bemerkungen wie ,Was will der denn hier.’“ Einige Jahre engagierte er sich auch im Ligaausschuss des Deutschen Tischtennis-Bundes. „In meiner Zeit im Ausschuss ist kein Verein pleitegegangen.“

Derzeit macht Frank Müller eine Pause. Seit 2008 hat er den Schläger nicht mehr in der Hand gehabt. Bei ihm gilt: ganz oder gar nicht. „Den Kopf mal komplett frei zu kriegen, das fehlt mir“, sagt er jetzt, denn dafür sei Tischtennis genau das Richtige gewesen, „Handy aus, völlig egal, was gerade in der Schule mit den Kindern oder mit dem Denkmal ist.“ Etwas anderes als Tischtennis kommt für ihn sowieso nicht in Frage. „Tennis und Golf, das war mir immer zu langweilig.“ Ein Comeback schließt Müller nicht aus. „Geben Sie mir eine Woche Zeit, dann habe ich eine bundesligataugliche Mannschaft zusammengestellt“, sagt er. Und um selbst wieder in Form zu kommen, bräuchte er zwei Monate. Eine Rückkehr würde die Botschaft verstärken, die Müller im Tischtennis ausgesendet hat: Jeder kann es bis nach oben schaffen. Wenn er genügend Geld hat und einen so starken Willen wie Frank Müller.

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