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Adler können siegen... und tun es nicht. Marco Russ (l.) und Martin Fenin (r.) bejubeln den Treffer zum 1:0. Doch Bayern erzielt zwei Minuten vor Abpfiff den Ausgleich.

© dapd

Frankfurt - Bayern 1:1: Daum ärgert Hoeneß

Bayern München spielt nur 1:1 in Frankfurt und kann die direkte Qualifikation für die Champions League endgültig abschreiben. Selbst der dritte Platz ist aus eigener Kraft nicht mehr erreichbar.

Der rot-weiß-rote Schal, den Uli Hoeneß als unweigerliche Zusatzbekleidung für diesen sommerlichen Nachmittag im Frankfurter Stadtwald gewählt hatte, passte nicht nur gut zum rosafarbenen Hemd, den das präsidiale Oberhaupt an diesem Tag trug. Sondern später auch zur Gesichtsfarbe des 59-Jährigen, der nicht zum ersten Male in dieser Saison nach einem Spiel seines Herzensvereins miesepetrig davon stapfte. Ungläubig hatte Hoeneß ja auf den sonnenüberfluteten Businessplätzen miterlebt, wie Münchens Starensemble sich durch ein letztlich sogar noch glückliches 1:1 (0:0) bei Eintracht Frankfurt wieder auf Platz vier verdrängen ließ.

Aus eigener Kraft ist die Champions-League-Qualifikation nun nicht mehr zu schaffen und Hannover 96 vom dritten Rang zu verdrängen. Dass Hoeneß-Intimfeind Christoph Daum mit fröhlicher Miene in den Katakomben der Frankfurter Arena ein Interview nach dem anderen gab, während sich die bayrischen Vordenker in Person von Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein Schweigegelübde auferlegten, sagte viel über die unterschiedliche Stimmungslage. Zum Zusammentreffen zwischen den alten Streithähnen Hoeneß und Daum kam es übrigens nicht. „Ich habe kein Vorstandsmitglied getroffen“, beschied Daum mit süffisantem Tonfall.

Dafür redete der extrovertierte Einpeitscher lieber über die Verdienste der Eintracht. „Ein Bayern-Spieler kostet mehr als meine ganze Mannschaft“, insistierte der 57-Jährige voller Pathos, „deshalb haben wir uns 90 Minuten reingehauen und sind am Ende auf dem Zahnfleisch gegangen. Es wird der Tag kommen, an dem wir uns dafür auch mit einem Sieg belohnen.“ Daum sprach hernach natürlich auch jene Szene an, in der Theofanis Gekas in unfassbarer Weise vor dem leeren Tor den Ball nicht traf und das sichere 2:0 verpasste, nachdem der erst 20 Jahre alte Sebastian Rode mit einem schönen Vollspannschuss das 1:0 erzielt hatte. „Solch eine Torsituation, in der ein Torhüter nichts mehr machen kann, muss ein Tor sein“, sagte der Trainer.

Die Enttäuschung war aber auch deshalb nicht zu überhören, weil die Gäste erst in der 89. Minute und auf zweifelhafter Weise zum Ausgleich kamen. Schiedsrichter Jochen Drees entschied nach einem Zweikampf zwischen Martin Fenin und Luiz Gustavo auf Strafstoß, den Mario Gomez sicher verwandelte. „Das war kein Dusel, sondern das schlechte Gewissen vom Schiedsrichter“, sagte Gomez, der darauf anspielte, dass der Referee zuvor nach Handspiel von Ricardo Clark viel eher auf den Punkt hätte zeigen müssen. Der als Sünder ausgemachte Tscheche Fenin konnte die Konzessionsentscheidung kaum fassen: „Das war ein Foul mit gestrecktem Bein an mir. Der Schiedsrichter hat uns zwei Punkte geklaut.“ Drees erklärte später nach Ansicht der TV-Bilder seine Entscheidungen: „Es kam zu einem klaren Kontakt am Fuß. Gestreckte Sohle - das ist Elfmeter.“

Gut, dass Daum die Drees-Ausführungen nicht mitbekam, weil er ja am Abend noch in Mainz im ZDF-Sportstudio auftreten musste. „Wir kriegen einen Elfer, der keiner ist“, giftete Daum, der bereits kurz vor Schluss mit dem vierten Offiziellen aneinander geriet. So verbrachte Frankfurts Retter die vierminütige Nachspielzeit – „wegen ungebührlichen Verhaltens“ (Drees) – auf der Tribüne und hatte einen ähnlichen Blickwinkel wie die Bayern-Bosse, die sechs Tage nach der Gala gegen Leverkusen ansehen musste, wie die schöne Aufbruchstimmung verflog.

„Wir sind enttäuscht“, konstatierte Interimstrainer Andries Jonker, „in dieser Situation müssen wir gewinnen, aber wir haben über das ganze Spiel zu wenig getan, um drei Punkte mitzunehmen.“

Der blonde Holländer wirkte nachdenklich, denn auch er weiß, dass alles andere als der dritte Platz bei seiner Mission in München nicht zu vermitteln ist.

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