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Eintracht

© dpa

Frankfurt: Einträchtig am Boden

Die Bundesliga im Test: Nach einer chaotischen Vorbereitung stehen die Frankfurter einmal mehr vor einer zittrigen Saison.

Was hat sich gebessert?

Das fragt sich die treue Anhängerschaft auch. Es gibt einen Haufen Verletzte, die Vorbereitung ist miserabel: Das Trainingslager in Herzlake wurde einen Tag zu früh aus lauter Verzweiflung abgebrochen. Die Zugänge Junichi Inamoto (Galatasary Istanbul) und Mehdi Mahdavikia (HSV) – beides nun Rekordverdiener – konnten kaum zeigen, für was sie Trainer Friedhelm Funkel hält: „für absolute Knaller und Idole in ihren Ländern.“ Inamoto ist angeschlagen, Mahdavikia war mit dem Iran beim Asiencup eingebunden.

Wer sind die Stars? Jermaine Jones war einer – hat aber alle und alles gegen sich aufgebracht und steht nun bei Schalke unter Vertrag. Albert Streit könnte einer sein – wenn er mit Eskapaden und Wechselgelüsten nicht viel Kredit verspielt. Torwart Markus Pröll wäre einer, wenn er nicht so viel Verletzungspech hätte. Publikumsliebling ist derzeit Sotiros Kyrgiakos, was erstaunt: Der Grieche kam nicht fit aus dem Urlaub, spricht kein Deutsch – aber rammte fünfmal mit aller Körperwucht den Ball ins gegnerische Tor.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Drei Spielzeiten hat Funkel durchgehalten – das gab es seit Dietrich Weise (1983 bis 1986) nicht mehr. Zuvorderst ein Verdienst von Heribert Bruchhagen. Dem 56-jährigen Vorstandsboss ist die „Hire and fire“-Mentalität der Branche zuwider. Er hielt bisher in allen Krisenzeiten an Funkel fest. Ein desaströses Frühjahr mit vier Niederlagen aus fünf Spielen überstand Funkel deshalb. Sein Vertrag endet 2008. Ungewiss ist, ob dem Rheinländer zugetraut wird, den von vielen geforderten nächsten Schritt der ersehnten Weiterentwicklung zu machen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Bei Disziplin- und Defensivfanatiker Funkel geht Sicherheit vor – deshalb spielte er in den vergangenen zwei Jahren mit Vorliebe mit nur einer Spitze, gegen stärkere Kontrahenten mit Dreierkette, fast mit Libero alter Prägung – auch wenn Funkel die Bezeichnung strikt negierte. Erst gegen Ende letzter Saison verschrieb er ein 4-4-2-System, das nun als Wunschformation gilt. Vorne Ioannis Amanatidis und Naohiro Takahara, im Mittelfeld zentral Junichi Inamoto und Michael Fink (Christoph Preuß), auf den Flügeln Mehdi Mahdavikia und Albert Streit – das könnte die Elf für forschen Fußball sein.

Wer hat das Sagen im Verein? Vorstandschef Bruchhagen. Der knorrige Ostwestfale hat die Marke Eintracht mit seiner konsequenten Politik, den Fantastereien zu entsagen, wieder hoffähig gemacht. Finanzchef Thomas Pröckl spricht in finanziellen Fragen ein wichtiges Wort mit, Scout und Vorstandsberater Bernd Hölzenbein bei allen Transfers. Unterschätzt wird der Aufsichtsrat mit dem eigenwilligen Herbert Becker oder dem selbstdarstellerischen Vereinspräsidenten Peter Fischer, der formell über Bruchhagen bestimmt. Er fordert unverhohlen mehr Risiko und verlangt insgeheim eine Platzierung, die den gestiegenen Personalkosten entspricht: Platz acht.

Wie ist die Stimmung im Stadion? So gut wie bei fast keinem anderen Bundesligisten. Fast 47 000 Zuschauer pro Heimspiel, 90 Prozent Auslastung. Dazu herrscht in der Arena dank der gewachsenen Fankultur eine Gänsehaut-Atmosphäre. Kreativ bei den Choreografien, lautstark bei den Gesängen. Selbst die gruseligen Vorstellungen daheim – Eintracht war zuletzt die zweitschlechteste Heimmannschaft – störten die Stimmung nur bedingt.

Welche Platzierung ist möglich? Viele Erschwernisse der Vorbereitung und die zurückhaltende Einkaufspolitik deuten auf eine dritte Zittersaison hin.

Morgen: Energie Cottbus. Die ganze Serie auf www.tagesspiegel.de/bundesliga

Folge 5: EINTRACHT

FRANKFURT

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