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© dpa

Frankfurt-Leverkusen: Wieder Wahnsinn

Auch beim 3:2-Sieg gegen Leverkusen dreht Frankfurt das Spiel. Für Bayer geht es nun um Platz drei – und einen unglücklich aussehenden Torwart.

Maik Franz konnte es kaum fassen. „Das war ein geniales Gefühl“, sagte der Verteidiger von Eintracht Frankfurt. „Man erlebt im Fußball immer wieder Dinge, die man sich gar nicht vorstellen kann.“ Denn nach einer 2:1-Führung von Bayer Leverkusen geschah vor 50 900 Zuschauern im Frankfurter Stadtwald schier Unglaubliches: Nach einer Stunde senkte sich ein tückischer Fernschuss aus fast 35 Metern vom Brasilianer Caio unter die Latte ins Bayer-Tor, und zwei Minuten vor Spielende erzielte Franz tatsächlich noch den Siegtreffer zum 3:2 – per Fallrückzieher.

Der Wahnsinn im Frankfurter Stadtwald geht also weiter – schon beim 2:1 gegen den FC Bayern war der Mannschaft von Michael Skibbe ein Last-Minute-Erfolg gelungen. Franz’ akrobatische Einlage war ebenso sehenswert wie Caios Gewaltschuss. Es war ein sagenhafter Volltreffer in der so wechselhaften Karriere des 23-jährigen Problem-Brasilianers, dessen Schusskünste unbestritten sind. So ereilten Nationaltorhüter René Adler auch keine Vorwürfe. „Da kann nur der Liebe Gott helfen“, erklärte Bayers Trainer Jupp Heynckes. „Ich bin bei Torhütern ja sehr kritisch“, ergänzte Sportchef Rudi Völler, „aber so eine Fackel, so eine Flugbahn habe ich selten gesehen.“

Diese Niederlage erteilt endgültig allen Titelambitionen der Leverkusener eine Absage, die nach einem Doppelpack von Stefan Kießling bereits auf drei Punkte hoffte. Die Punkteteilung war indes auch der Unerfahrenheit von Verteidiger Daniel Schwaab zuzuschreiben, der wegen rüden Foulspiels an Ümit Korkmaz bereits in der 49. Minute die Rote Karte sah. „Mit elf Spielern wären wir sicher als Sieger vom Platz gegangen“, analysierte Heynckes. „Ich sage ja immer, dass man mit elf Spielern eine Begegnung beginnen und sie auch zu elft beenden sollte.“

Doch so kann es für die Rheinländer, die zuletzt in fünf Partien vier Niederlagen kassiert haben, nur noch darum gehen, den dritten Platz abzusichern, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt. „Das wird jetzt schwer genug“, sagte Völler. Und Kapitän Manuel Friedrich, der nach Spielende als einziger Spieler Kontakt zu den mitgereisten Fans gesucht hatte, stammelte in die Mikrofone: „Wir sind auf dem besten Wege, uns wieder alles kaputt zu machen.“

Schon verzweifelt versuchte die Bayer-Delegation, die Wunden zu lecken, und bildete damit das Kontrastprogramm zu einem völlig außer Rand und Band geratenen Eintracht-Umfeld. „Selbstvertrauen versetzt Berge. Ich bin unglaublich stolz“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen vergnügt, während Vizepräsident Axel Hellmann davon erzählte, wie man das Frankfurter Team in Zaubertrank getunkt habe. Selbst besonnene Profis wie Patrick Ochs legten sich nach diesem Feiertag keinerlei Zurückhaltung mehr auf. „Wir greifen jetzt oben an“, sagte er. „Immer im Mittelfeld rumzuspielen, macht doch keinen Spaß.“

Anders als bei den Siegen zuletzt gegen Bayern und Bochum waren die Gastgeber nach einer forschen Anfangsphase diesmal selbst in Führung gegangen: Leverkusens Angreifer Eren Derdiyok nahm im Luftduell mit Marco Russ regelwidrig den Arm zur Hilfe, den von Schiedsrichter Wolfgang Stark folgerichtig verhängten Strafstoß verwandelte Selim Teber sicher. Adler hatte sich fürs falsche Eck entschieden. Nur fünf Minuten später glückte Kießling mit seinem 17. Saisontor jedoch der Ausgleich, wobei der Schweizer Nationalspieler Derdiyok mit seiner Vorlage den Fehler vor dem 0:1 wieder wett machte. In der zweiten Halbzeit nahm die Partie richtig Fahrt auf – nun ließen sich die Kontrahenten bisweilen auf einen offenen Schlagabtausch ein. Ein überlegtes Zuspiel vom bis dahin unauffälligen Toni Kroos brachte abermals Kießling in beste Position, der sich sein zweites Tor nicht nehmen ließ. Die zwei Highlights aber sollten erst noch folgen.

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