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Sport: Frankfurt muss für Barcelona leiden

Werder kontert die Kritik nach dem Aus in der Champions League mit einem 6:2 bei der Eintracht

Warum sich grämen? Warum sich schämen? Alle Beteiligten bei Eintracht Frankfurt unternahmen gestern erst gar nicht den Versuch, unerkannt durch die Hintertür zu flüchten oder unnötige Ausreden zu suchen. Artig klatschten die gerade von Werder Bremen mit 2:6 (1:3) gedemütigten Spieler noch ihrem Anhang Beifall, während in den Katakomben des Stadions die Frankfurter Verantwortlichen den Sieger mit Lob überhäuften. „Wir waren Bremen in vielen Dingen unterlegen“, gab Trainer Friedhelm Funkel zu, „das Tempo können wir einfach nicht mitgehen.“ Und sein Vorstandsboss Heribert Bruchhagen analysierte treffend: „Bremen hat in der Bundesliga eine Extra-Qualität – das ist schon imponierend. Dem hatten wir nichts entgegenzusetzen.“

Beinahe unaufgeregt hätte die Eintracht die Niederlage vor dem entscheidenden Uefa-Cup-Spiel am Mittwoch bei Fenerbahce Istanbul abgehandelt, wäre nicht Albert Streit gewesen, der beste Frankfurter, der gegen seine Mitspieler stichelte. „Bei uns im Training geht es kräftig zur Sache. Nur im Spiel hauen wir nicht dazwischen.“ Aber auch Streit erkannte an: „Wir hatten in dieser Partie keine Chance.“

Vielleicht kam der Tabellenführer auch zum falschen Zeitpunkt. Denn wer geglaubt hatte, Werder hätte von der Demütigung am Dienstag beim FC Barcelona Folgen davongetragen, sah sich getäuscht. Weder physisch noch psychisch waren Verschleißerscheinungen sichtbar – im Gegenteil. „Wir wollten eine Antwort geben auf die dumme und falsche Kritik“, sagte Sportchef Klaus Allofs. Generell fühlte sich Werder falsch bewertet – und in einem Fall gar beleidigt. Was Allofs konkret meinte: Die Kritik, die der frühere Bremer Profi Mario Basler an der internationalen Klasse von Miroslav Klose geäußert hatte, tat den Bremern mehr weh als Ronaldinhos Kunstschuss. „Wir sind die beste deutsche Mannschaft“, sagte Allofs, „eine andere Antwort mussten wir gar nicht geben.“

Torsten Frings erklärt nun die Herbstmeisterschaft für das abschließende Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg zum Muss: „Weil sich Weihnachten viel schöner feiert, wenn man sich in der Tabelle ganz oben sieht.“ Auch Frings bestätigte die Version, dass die Mannschaft mächtig gewurmt hätte, „wie schlecht wir nach dem Barca-Spiel weggekommen sind“.

Mit Wut im Bauch schwang sich Werder also zu seiner Tore-Gala auf: Keine drei Minuten waren gespielt, da hatte Naldo bereits nach Doppelpass mit Ivan Klasnic das 1:0 erzielt. Marco Russ glückte im Gegenzug per Kopf nach einem der vielen gefährlichen Streit-Freistöße der Ausgleich, weil sich Torwart Tim Wiese arg verschätzte. Die Reaktion des Spitzenreiters ließ nicht lange auf sich warten: Erst Daniel Jensen aus der Drehung, dann Naldo per Kopf nach Frings’ Freistoß enttarnten die Defensiv-Taktik des Gastgebers mit zwei Dreierketten und einer Manndeckung gegen Spielmacher Diego als untauglichen Versuch. „Wir haben heute eine klasse Partie gesehen. Ich muss meiner Mannschaft ein sehr großes Kompliment machen, denn sie hat in dieser Saison auswärts schon dreimal sechs Tore gemacht“, lobte Thomas Schaaf.

In der zweiten Halbzeit ließen die Bremer – wie am Dienstag Barcelona – den Gegner besser ins Spiel kommen und kontrollierten doch das Geschehen. Abwehrspieler Naldo gelang per Freistoß sein drittes Tor. „Die widme ich alle meinem Sohn“, sagte der Brasilianer. Ohne Naldos Beteiligung fielen die finalen drei Tore an diesem unterhaltsamen Nachmittag: Erst köpfte Sotirios Kyrgiakos das 2:4, dann schraubten Jurica Vranjes und Diego das peinliche Resultat aus Eintracht-Sicht in peinliche Höhen. „Wir haben damals das Bremer 6:1 in Mainz gesehen“, sagte Heribert Bruchhagen. „Da dachten wir, statt mitzuspielen ist es besser, sich zu verbarrikadieren. Das war wohl nichts.“

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