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Sport: Frankfurter Trainerfrage: Staatsfeind Nummer 1

Zwei Spiele, zwei Siege, jede Menge Lob - und trotzdem ist ein Ende der kurzen Trainerkarriere des Rolf Dohmen beim abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt abzusehen. So wie es aussieht, wird der Interimscoach der Eintracht bereits in Kürze vom deutschen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus abgelöst - gegen erhebliche Widerstände in der Anhängerschaft des Klubs.

Zwei Spiele, zwei Siege, jede Menge Lob - und trotzdem ist ein Ende der kurzen Trainerkarriere des Rolf Dohmen beim abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt abzusehen. So wie es aussieht, wird der Interimscoach der Eintracht bereits in Kürze vom deutschen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus abgelöst - gegen erhebliche Widerstände in der Anhängerschaft des Klubs. Am liebsten würden die Eintracht-Fans Rolf Dohmen als Trainer behalten, auf jeden Fall wollen sie Matthäus verhindern. Auf Spruchbändern äußerten die Anhänger am Freitagabend beim 1:0-Sieg über Energie-Cottbus ihre Abneigung gegen den 39 Jahre alten früheren Nationalspieler. Zu den freundlichen Empfehlungen zählte noch der Vorschlag, Matthäus solle Trainer beim Lokalrivalen Offenbacher Kickers werden, der gerade in der Regionalliga gegen den Abstieg kämpft. In einer Umfrage sprachen sich drei viertel der Eintracht-Fans gegen Matthäus aus, der als "Staatsfeind Nummer 1" gilt.

Der Grund für die Abneigung gegen den designierten Eintracht-Teamchef liegt mehr als 20 Jahre zurück. Matthäus spielte in seiner ersten Profisaison bei Borussia Mönchengladbach, als er in der Begegnung gegen die Eintracht Linksaußen Jürgen Grabowski, dem Publikumsliebling der Frankfurter, von hinten derart brutal in die Hacken fuhr, dass Grabowski seine Karriere anschließend beenden musste.

Die Vereinsführung der Eintracht aber scheint sich von derart folkloristischen Vorbehalten ihrer Anhängerschaft nicht in ihrer Vorliebe für Matthäus beeinträchtigen zu lassen. "Wenn wir die Möglichkeit haben, eine solche Persönlichkeit wie Lothar Matthäus zu verpflichten, sollten wir wirklich alles daran setzen, dies zu tun", sagte Steven Jedlicki, der Vorstandsvorsitzende der Fußball-AG des Bundesligisten, nach dem 1:0 gegen Energie Cottbus. "Im Stadion ist es doch relativ ruhig gewesen", sagt Jedlicki.

Bereits heute soll es zu einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Jedlicki und Matthäus kommen, in dem beide Seiten ihre Vorstellungen über eine Zusammenarbeit erörtern. "Ich sehe Chancen für eine Einigung mit der Eintracht. An diesem Wochenende werde ich mir ein Bild über den Verein machen", sagte Matthäus.

Vieles spricht derzeit für eine Verpflichtung des Rekordnationalspielers, der zusammen mit Lizenz-Inhaber Armin Kraaz ab Montag das neue Trainergespann bilden könnte. Denn für den neuen starken Mann Jedlicki, der den hessischen Traditionsklub vor acht Monaten als Geschäftsführer des neuen strategischen Partners Octagon mit einer Finanzspritze von 50 Millionen Mark vor dem Bankrott bewahrte, scheint der medienwirksame Matthäus der Wunschkandidat schlechthin. Spekulationen über einen lancierten PR-Gag, der dem Eintracht-Partner weltweite Beachtung bringen soll, weist Jedlicki vehement zurück. "Es geht allein um sportliche Dinge." Interimstrainer Dohmen ergänzt: "Uns setzt niemand unter Druck. Allein sportliche Perspektiven sind ausschlaggebend."

Die entscheidende Aufsichtsratssitzung war zunächst für heute Abend angesetzt, wurde aber kurzfristig auf Dienstag verschoben. Offiziellen Angaben zufolge seien einige Mitglieder beim ursprünglich angesetzten Termin verhindert. Auf der Sitzung soll nach Ansicht von Jedlicki der "Matthäus-Coup" endgültig abgesegnet werden. "Natürlich soll es im Sinne der Mannschaft so bald wie möglich zu einer Entscheidung in der Trainerfrage kommen", sagte Dohmen, der auch in finanzieller Sicht einen Spielraum sieht: "Wenn zwischen Matthäus und uns alles andere passt, kann man sich auch in dieser Hinsicht noch bewegen."

Doch nicht nur die Eintracht-Fans, auch die Frankfurter Spieler sprechen sich mittlerweile für ein längeres Engagement von Interimstrainer Dohmen und seinem Assistenten Armin Kraaz aus. "Das sind zwei hervorragende Trainer. Da kann ein Fabio Cappello kommen, mehr als sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen hätte er auch nicht geholt", sagte der norwegische Stürmer Jan-Aage Fjörtoft.

Ein längeres Engagement kann sich mittlerweile auch der 48-jährige Dohmen selbst vorstellen. "Ich habe meinen Spaß als Trainer. Gerade, wenn der Erfolg stimmt", sagte der ehemalige Profi des Karlsruher SC, dem Torschütze Horst Heldt (65. Minute) das zweite Erfolgserlebnis binnen fünf Tagen sicherte.

Trotz einer mäßigen Vorstellung hat sich die Eintracht im Schatten der Spekulationen über Matthäus erst einmal aus der akuten Abstiegsnot befreit. Für Cottbus, das noch immer auf den ersten Auswärtssieg der Saison wartet, sieht Energie-Trainer Eduard Geyer schwarz. "Wenn man allein vier Chancen in der ersten Halbzeit nicht nutzt und einen möglichen Sieg verspielt, wird es ganz schwer, die Klasse zu halten", bilanzierte Geyer frustriert, der in der Schlussminute wegen Meckerns auf die Tribüne verbannt wurde.

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