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Franz Beckenbauer: Neuen Aufgaben als "Außenminister"

Als WM-Cheforganisator flog Franz Beckenbauer um die ganze Welt und entdeckte sein Herz für die Fußball-Diplomatie. Jetzt steht der "Kaiser" vor neuen, ihm bislang unbekannten Aufgaben auf internationalem Parkett.

Düsseldorf - Mit der als sicher geltenden Wahl in die Fifa-Exekutive beim Kongress des europäischen Kontinentalverbandes Uefa an diesem Freitag in Düsseldorf rückt der 61-Jährige in die Fußball-Weltregierung und damit in die höchste Funktionärsriege auf. "Es wäre eine Ehre für mich, den deutschen Fußball in der Fifa zu repräsentieren", sagte Beckenbauer. Erstmals in seiner schillernden Karriere gehen die Pflichten aber auch über nationale Interessen hinaus.

Im Kreise der erfahrenen Sport-Funktionäre in dem 24 Personen umfassenden Gremium muss selbst Beckenbauer noch seinen Platz finden. "Mal schauen, was mir die anderen Exekutivkomiteemitglieder übrig lassen", sagte er im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verriet sein Faible für "internationale Aufgaben und Missionen". Besonders Afrika ist dem eingefleischten Bajuwaren ans Herz gewachsen. "Ich kenne mich in der Welt halt aus und weiß, wo die Ärmsten der Armen sind. Da ein bisschen zu helfen, wäre mir eigentlich am liebsten."

Akribische Detailarbeit

Doch der selbst ernannte "Außenminister" Beckenbauer muss sich bei seiner neuen Betätigung nicht nur auf neue Transkontinental-Reisen einstellen. Die alle drei Monate abgehaltenen Sitzungen der Exekutive am Fifa-Sitz in Zürich verlangen von dem Instinkt-Menschen neue Qualitäten in Form akribischer Detailarbeit. Sein Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder stellt daher nicht ohne süffisanten Unterton fest: "Wenn jemand in einem internationalen Gremium sitzt, dann wird von ihm erwartet, dass er sich mit der Materie beschäftigt. Der Franz wird jetzt Akten zu lesen haben."

An nationaler wie internationaler Unterstützung inklusive großer Vorschusslorbeeren mangelt es Beckenbauer aber nicht. "Er ist für uns in der Fifa ein richtiges Pfund", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der ihn auf dem DFB-Bundestag im September als Kandidaten öffentlich ausrief. "Beckenbauer wird im internationalen Fußball immer eine Persönlichkeit verkörpern, die bei großen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielt." Auch Fifa-Präsident Blatter heißt seinen Freund willkommen. Zumal dieser nun mehrfach öffentlich bekundet hat - gerade wegen seiner Abneigung gegen zeitintensive Büroarbeit - keine Ambitionen auf den Chefsessel zu hegen.

"Kaiser" ohne Gegenkandidat

Uefa-Präsident Lennart Johansson hätte die deutsche "Lichtgestalt" zu gerne an seinen Verband gebunden und sah in ihm sogar einen potenziellen Nachfolger. "Er ist eine außergewöhnliche Figur im Weltfußball, und ich schätze ihn sehr", sagte der Schwede. Doch auf einen Zweikampf mit Herausforderer Michel Platini um den kontinentalen Verbandsthron mit völlig ungewissem Ausgang wollte sich Beckenbauer dann doch nicht einlassen, zumal er so auch seine lukrativen Werbeverträge behalten kann. Nun wird Johansson am Freitag in Düsseldorf selbst noch einmal zum mit Spannung erwarteten Duell mit dem Franzosen Platini antreten.

Eine böse Überraschung in Form einer Wahlniederlage muss Beckenbauer, der von den Abstimmungen zum Präsident-Job beim FC Bayern München an eine Zustimmungsquote von knapp unter 100 Prozent gewöhnt ist, nicht fürchten. Sein einziger Mitbewerber, der Spanier Angel Maria Villar Llona, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zuvor als Uefa-Vizepräsident bestätigt. Der "Kaiser" wäre somit wieder einmal ohne Gegenkandidat. (Von Arne Richter, dpa)

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