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Der Kunde muss ins Eckige. Beckenbauer mit Wjatscheslaw Krupenkow, Geschäftsführer von Gazprom in Deutschland.<

© dpa/Nietfeld

Franz Beckenbauer zur Fifa: „Der Fehler liegt im System“

Franz Beckenbauer äußert sich vor dem Finale in der Champions League in Berlin zur Fifa, zur Bedeutung des Jugendsports. Und überhaupt: „Fußball ist ein wunderbarer Sport, das Runde muss ins Eckige.“

Im Foyer des Adlon am Pariser Platz steht am Samstagmorgen ein Pokal aus Schokolade. Eine süße Nachbildung der Trophäe, die dann am späten Abend nach dem Finale der Champions League im Olympiastadion vergeben werden sollte. Doch schon am Sonnabendmorgen hatte ein großer Fußballmeister seinen Auftritt in Berlin. Seine ersten Worten auf seiner Pressekonferenz im Hotel Adlon: „Wir sind in Berlin, also im deutschsprachigen Raum, und da steht es mir zu, auf deutsch zu sprechen.“ Genial. Das kann nur der Franz.

Es ist inzwischen einfach, sich an Franz Beckenbauers Auftritten zu delektieren. Es ist schwerer, sie – zumal als Sponsorentermin – ernst zu nehmen. Aber das ist unfair, denn Beckenbauer ist viel origineller als seine Kopien. In Berlin schlägt ihm vom großen internationalen Journalistenaufgebot viel Wohlwollen entgegen. Der große Mann des deutschen Fußballs wird mit Applaus begrüßt. Auf einer Pressekonferenz. Der Werbeveranstaltung eines Gas-Giganten aus Russland, der sein Jugendprojekt „Football for Friendship“ promotet, mit „Botschafter“ Beckenbauer. Der bewegt sich dann zwischen seinen russischen Nebenleuten geschickt im Themendreieck Champions-League-Finale, Fifa und Football for Friendship.

Komplex eins ist schnell und beckenbauerlustig abgehakt. „Leider ein Finale ohne bayrische Beteiligung, aber Barcelona war zu stark.“ Und dann salbeidert der deutsche Geschäftsführer vom Sponsor: „Gazprom ist eine sozial arbeitende Firma.“ Vorlage an den ehemaligen Libero. Botschafterbeckenbauer räsoniert über das Sponsorenprojektturnier, an dem inzwischen 24 Jugendteams mit 12- bis 14-jährigen Jungen und Mädchen aus 24 Ländern teilnehmen. Das Finale wird am Sonnabend am Brandenburger Tor ausgetragen – zum dritten Mal vor und in der Stadt des Finales der Champions League. „Wir haben vor drei Jahren damit in London angefangen, dann waren wir in Lissabon, nun in Berlin.“

Der Botschafterbeckenbauer zitiert Nelson Mandela. Ganz plötzlich

Das Turnier sei ständig gewachsen, Berlin eine unvergessliche Erfahrung für die Jugendlichen. Beckenbauer räsoniert über Werte, ihre Bedeutung für den Jugendfußball. Dann wieder Werte. Jugendfußball. Werte im Allgemeinen. Werte im Jugendfußball. Plötzlich Nelson Mandela! „Leider schon gestorben.“ Aber sein Satz: „Sports has the power to change the world“, der bleibt. Obwohl, ob das nicht ein wenig übertrieben ist? Beckenbauer lehnt sich zurück. Er ist zu weit weg vom Mikrophon. Dann aber kommt aus dem Auditorium die Frage nach der Fifa, nach dem Tohuwabohu beim Weltfußballverband. Eher so nach dem Motto: Was ist denn nu mit die Fifa?

Die Inszenierung kulminiert, denn Beckenbauer ist überraschend zu gut vorbereitet: Die Fifa „hat mit unserer Kampagne hier“ nichts zu tun. Aber: „Was in der Fifa passiert, trifft uns alle. Es ist furchtbar schade für den Fußball. Aber es ist furchtbar schwierig.“ Beckenbauer zählt auf, 209 Mitglieder hat die Fifa, macht tausende Funktionäre. „Die alle zu kontrollieren, wie soll das funktionieren?“ Und dann sagt Beckenbauer, eher guter als schlechter Freund vom scheidenden Fifa-Präsidenten Joseph Blatter, seinen Kernsatz: „Der Fehler liegt nicht in den Personen, sondern im System.“ Es müsse ein Schlüssel gefunden werden, dass solche Dinge nicht wieder passieren.“ Aber, jo mei, „ich weiß auch nicht mehr als in den Medien steht“. Und damit ist das Thema Fifa erledigt, weitere Fragen nicht erwünscht (Beckenbauer) erlaubt (Gazprom?).

Dafür wieder Werte und Jugendfußball. Und Fußballphilosophie. Franz Beckenbauer sagt: „Fußball ist ein wunderbarer Sport, er ist ein einfacher Sport. Das Runde muss ins Eckige und das ist doch eine sehr simple Angelegenheit.“ Und im Foyer des Adlon ist es kühl. Dem Schokoladenpokal können die heftigen Außentemperaturen nichts anhaben.

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