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Französische Medien: 'Die Tour ist tot, es lebe der Zirkus auf dem Rad!''

Der dritte Dopingfall der Tour de France hat auch in Frankreich zu einer veränderten Berichterstattung geführt. Der Kreis jener Optimisten, die an eine Veränderung geglaubt haben, scheint auch in Frankreich immer mehr zusammenzuschrumpfen.

Der dritte Dopingfall der Tour de France hat auch in Frankreich zu einer veränderten Berichterstattung geführt. Der Kreis jener Optimisten, die an eine Veränderung geglaubt haben, scheint auch in Frankreich immer mehr zusammenzuschrumpfen. Selbst die Sportzeitung „L’Equipe“, Mitveranstalterin der Tour de France, hat am Freitag ihre Linie geändert und anlässlich des Falls Riccardo Ricco vier komplette Seiten zum Thema Doping gestaltet. Zuvor hatte L’Equipe äußerst zurückhaltend über Doping berichtet. Erstmals stand gestern der aktuelle Etappen-Bericht hinter dem Dopingfall zurück. Beklagt wurde vor allem der mangelhafte Anti-Doping-Kampf der einzelnen Länder, was auch die immer etwas kritisch berichtende „Le Monde“ als Problem sieht und ein einheitliches europäisches Vorgehen fordert. „Le Monde“ berichtet insgesamt sehr zurückhaltend und ohne Rücksicht auf die sportlichen Ereignisse. Während der konservative „Le Figaro“ sehr wertneutral berichtet, liest man in „Le Parisien“ noch die Hoffnung, das System könne sich selbst regulieren: „Jeder überführte Fahrer bringt einen Punkt für das Anti-Doping-System.“ Für die linke „Libération“ hingegen gibt es nur noch eine logische Schlussfolgerung aus den aktuellen Ereignissen: „Die Tour de France ist tot, es lebe der Zirkus auf dem Rad!“ Der aktuelle Fall ist ihr gleich vier Seiten im Hauptteil wert – alles um das Ende der Tour herbeizuschreiben. Die Berichterstattung gleicht eher der deutschen: Hoffnungslosigkeit ist in allen Beiträgen zu lesen. Einige Stimmen fordern nun bereits die Veränderung des „Monumentes“ Tour de France. So schreibt die konservative „La Croix“: „Die Tour ist zu lang, zu schnell und zu unmöglich für den Körper. Machen wir sie kürzer, langsamer und weniger fordernd. Sie wird dadurch nicht weniger mitreißend sein.“ Viele stellten gestern die Frage, was eine Veranstaltung noch für einen Wert habe, in der ständig betrogen wird. In einem waren sich alle einig: Die Tatsache, dass es nun mehr Überführte gibt als zuvor, heißt nicht, dass auch mehr gedopt wird. Am Ende also siegen die Kontrollen. amy/smo

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