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Sport: Frau vom anderen Stern

Die Norwegerin Bente Skari holt souverän das erste WM-Gold beim Langlauf im klassischen Stil

Val di Fiemme. Bereits 200 Meter vor dem Zielstrich konnte Bente Skari ihren jubelnden Fans im Skistadion von Lago di Tesero zuwinken. Als hätte sie keine anstrengenden 15 Kilometer im klassischen Stil zu absolvieren gehabt, legte die 30-jährige Norwegerin auch noch die letzten Meter bis zum WM-Gold scheinbar ganz ohne Kraftanstrengung zurück. Dem ersten in der Geschichte von Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, das nach einem Massenstart vergeben wurde. Die zweite Läuferin, Kristina Smigun aus Estland, konnte Skaris finale Doppelstock-Schübe wenigstens noch live erleben, denn sie hielt den Abstand zur großen Favoritin bis ins Ziel auf Blickweite. Aber bereits die Bronze-Gewinnerin, Olga Sawjalowa aus Russland, bekam davon bei der ersten Entscheidung der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val di Fiemme in Italien nichts mit. So groß war der Leistungsunterschied auf dem Beton-Schnee, der künstlich erzeugt wurde, in den Dolomiten. Dieser weiße Belag forderte von den Läuferinnen besonders viel Kraft, die zum Beispiel Manuela Henkel aus Oberhof schnell ausging. Sie war die einzige deutsche Starterin und kam mit einem Rückstand von 1:48 Minuten auf die Siegerin auf Rang neun ins Ziel.

Während sie noch verschnaufte, begrüßte der Moderator der Pressekonferenz die Norwegerin Bente Skari bereits als Läuferin von einem anderen Stern. Wie eine kleine Drohung klang daraufhin ihre Erwiderung, möglicherweise in allen fünf weiteren Wettbewerben, also auch im Skating, antreten zu wollen. Keine schöne Aussichten für die Konkurrentinnen, die bereits morgen über zehn Kilometer klassisch eine neue Chance haben werden. „Ich denke schon, dass es möglich ist, mich zu schlagen", sagte die ledige Norwegerin wohl aus purer Höflichkeit, wusste auf Anhieb aber nicht so recht, wann sie letztmals im klassischen Laufstil, ihrer Domäne, geschlagen worden war. Weltmeisterin 1999, Doppelweltmeisterin 2001, Olympiasiegerin 2002, 37 Weltcupsiege, davon allein neun in diesem Winter – eine Bilanz, die die anderen Läuferinnen entmutigen könnte.

Es gab aber auch Läuferinnen, die gegen Skari laufen wollten, aber nicht durften. Wegen überhöhter Blutwerte wurden die finnische Mitfavoritin Kaisa Varis und die Weißrussin Swetlana Nagejkina ausgeschlossen und mit einer Schutzsperre von fünf Tagen belegt worden. Eine Urinprobe soll Aufschluss darüber geben, ob es sich um Doping handelte. Das armenische Team durfte nicht teilnehmen, weil es mit zweieinhalbstündiger Verspätung zum Bluttest erschienen war. Ein überhöhter Hämoglobinwert kann durch die Höhenluft hervorgerufen werden. Allerdings besteht auch die Möglichkeit von Blutdoping. Die Kontrahenten stehen zu Varis und Nagejkina. „Es tut mir Leid für die beiden. Es waren überhöhte Blutwerte, aber kein Doping“, sagte Bente Skari.

Hartmut Scherzer

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