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Horst Hrubesch am Samstag in Osnabrück.

© REUTERS/Fabian Bimmer

Fußball-Nationalmannschaft der Frauen: Horst Hrubesch – Abschied eines Erfolgstrainers

Horst Hrubesch war erst nur eine Notlösung. Doch er hat die deutschen Fußballerinnen wiedererstarken lassen. Am Dienstag beendet er seine Trainerkarriere.

Aufhören, wenn es am schönsten ist, das schaffen im Spitzensport die Allerwenigsten. Horst Hrubesch könnte an diesem Dienstag nach Dekaden im Profifußball aber genau das gelingen. Der Interimstrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft kann seine Erfolgsbilanz kurz vor dem endgültigen Ruhestand auf ganze acht Erfolge aus acht Begegnungen ausbauen. Das ist Startrekord. Das Freundschaftsspiel in Erfurt gegen Spanien (Beginn 16 Uhr, live im ZDF) wird diesmal wirklich sein letztes sein. Danach ist Schluss für den 67-Jährigen. Martina Voss-Tecklenburg wird dann das Team übernehmen – ein wiedererstarktes Team, das ihr Horst Hrubesch mit Freuden überlässt.

Das Gastspiel des ehemaligen Junioren-Nationaltrainers war ziemlich unverhofft und überraschend zustande gekommen. Im Frühjahr hatte Horst Hrubesch die Frauen aus seiner Position als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) übernommen, nachdem eine überforderte Bundestrainerin Steffi Jones am Erbe der mit zahlreichen Titeln geschmückten Trainerikone Silvia Neid gescheitert war. Eigentlich wollte er da längst angeln und mit seiner Frau die Rente genießen.

Hrubesch hat dem Team wieder Mut gemacht. Unter ihm ist aus völliger Verunsicherung wieder Selbstbewusstsein geworden. Auch Spielfreude war zuletzt wieder da. „Das hat uns Horst in den letzten Wochen und Monaten vermittelt. Ich glaube, das haben wir mittlerweile auch verinnerlicht“, sagte etwa Torschützin und Gestalterin Lina Magull nach dem Italien-Spiel. Positiv denken und mit breitem Kreuz ans Werk – das seien neue Qualitäten, die die Mannschaft in den Wochen unter Hrubesch erlernt hat, sagt sie.

Neue Bundestrainerin wird Martina Voss-Tecklenburg

Die unter Steffi Jones zwischenzeitlich in Gefahr geglaubte WM-Qualifikation für Frankreich schafften die Frauen schließlich unter Hrubesch ohne Probleme. Der Startrekord mit bislang sieben Siegen spricht Bände – und könnte gegen die starken Spanierinnen sogar noch ausgebaut werden. Es wäre ein schönes Abschiedsgeschenk, das „die Mädels“, wie Hrubesch sie nennt, „ihrem Horst“, wie die Spielerinnen ihn nennen, auch gern machen möchten.

Horst Hrubesch sagt, er wird ohne Wehmut gehen. Aber „wenn ich 60 wäre, hätte ich bei den Frauen selber noch weiter gemacht“, erzählte er neulich dem ZDF. So aber wird die ehemalige Nationalspielerin Voss-Tecklenburg übernehmen – was eigentlich schon viel früher hätte passieren sollen. Doch aktuell kämpft sie als Trainerin der Schweiz in den Play-offs noch um eine WM-Teilnahme der Eidgenossen. Hrubesch blieb – und führte die Geschicke auch im Sinne seiner Nachfolgerin weiter. „Martina war über jeden Schritt informiert“, sagte Hrubesch, der die Zeit genossen zu haben scheint, so wie er in den letzten Wochen über die Mannschaft schwärmte.

Dabei hatte Horst Hrubesch jahrzehntelang immer nur mit Männern zu tun. Einst als Stürmer für Rot-Weiß Essen, den Hamburger SV, Lüttich und Dortmund und im Nationalteam, Deutscher Meister, Europapokalsieger und Torschützenkönig der Liga, später als Trainer, der irgendwie überall unterwegs war. Aber eben mit Männern und Junioren, nicht mit Frauen.

Hrubesch will mit seiner Frau auf Weltreise gehen

Zum Karriereende hat er nun nochmal seinen Horizont erweitert. Der erste Berührungspunkt kam schon bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016. Hrubesch trainierte da den deutschen Männer-Nachwuchs. Erst nach Elfmeterschießen gegen Brasilien verlor das Team im Maracana das Finale um Gold – und verpasste damit irgendwie den perfekten Schlusspunkt für Hrubesch. Gefeiert wurde in der Nacht trotzdem – mit den Frauen, die unter Silvia Neid in ihrem letzten Spiel als Trainerin tatsächlich den Olympiasieg geschafft hatten.

Nun ist auch für Horst Hrubesch Schluss. Zum Jahresende gibt er beim DFB dann auch seine Funktion als Sportdirektor auf. Er will jetzt erstmal mit seiner Frau auf Weltreise gehen. Neuseeland und Singapur stehen auf dem Plan, auch Las Vegas, Hawaii und noch einiges andere Stationen. Er hat es seiner Frau versprochen nach all den unruhigen Jahren als Allzweckwaffe des deutschen Fußballs. Am Ende der großen Tour könnte dann vielleicht Frankreich stehen. Und Fußball. Die deutschen Frauen bestreiten ab Juni im Nachbarland ihre Weltmeisterschaft. Horst Hrubesch will gern vorbeischauen. Aber dann bitte nur noch auf der Tribüne.

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