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Sport: Frauen in neuer Rolle

Wie der Veranstalter der German Open weibliche Tennis-Talente in Katar fördert

Berlin - Nawal Fouad ist im Moment wieder zu Hause, in Doha, Katar. Sie war jetzt acht Monate weg, aber sie kam nicht ganz freiwillig zurück. Die Schule zwang sie dazu, sie muss in Doha ihre Jahresabschlussprüfungen schreiben. Andererseits, so sieht sie jetzt auch wieder ihre Mutter und ihre Freundinnen. Das ist wichtig, sie ist ja erst 14 Jahre alt.

Den Vater hat sie nicht vermisst, der ist die ganze Zeit bei ihr in Barcelona, in der Sergi-Brugera-Tennis-Academy, der berühmten Adresse für Talente. Dort trainiert sie seit 2006, in Barcelona bereitet sie sich auch auf die Abschlussprüfungen vor. Eine Ehre, sie ist die einzige weibliche Spielerin aus Katar, die im Ausland für eine internationale Karriere geschult wird. Aber sie steht auch für den Aufstieg und die Bemühungen des Frauen-, besser: des Mädchentennis in Katar. Sie ist noch zu jung und nicht erfolgreich genug, um bei einem Turnier wie den German Open eine Wild Card zu bekommen, aber sie ist seit sechs Jahren in Katar in ihrer Altersklasse die Nummer eins. Und sie will eine große internationale Spielerin werden. Das hat sie schon oft erzählt.

Auch wegen Talenten wie Fouad haben die Katari Frauenturniere gekauft, die German Open zum Beispiel. Aber vor allem das T-2-Turnier in Doha. „Wir wollen die Kinder damit für Tennis begeistern und sie fördern“, sagt Scheich Mohamed Bin Faleh Al Thani, der Präsident des katarischen Tennisverbands. Der 43-Jährige ist der Motor des Tennisbooms in Katar. Er gründete ein komplexes Nachwuchsprogramm. Zuerst mit Jungen ab sechs Jahren. „Vor fünf Jahren haben wir mit dem Mädchenprogramm begonnen“, sagt er. 2005 schon belegte das Mädchenteam von Katar Platz drei bei den arabischen Meisterschaften unter zwölf Jahren und wiederholte diesen Erfolg ein Jahr später. Im vergangenen Jahr kam auch noch das U-14-Team bei diesen Titelkämpfen auf Platz drei. 13 Spielerinnen zwischen elf und 14 Jahren umfasst derzeit der Spitzenkader des katarischen Verbands. „Der Zeitplan sieht vor, dass wir in acht Jahren jemanden unter den Top 200 haben“, sagt der Scheich. „Und in fünf, sechs Jahren wollen wir ein Fedcup-Team.“

Die größte Hoffnungsträgerin ist Nawal Fouad. Sie blieb im engmaschigen Netz der Talentsucher hängen. 1200 Schulkinder werden jährlich von Tennislehrern getestet. Die besten kommen ins Nationalteam. Oder, zusätzlich, wie Nawal Fouad, zu einer Top-Akademie. In Katar ist sie ein bekanntes Gesicht. „Smash“, das Magazin des katarischen Verbands, schrieb schon 2003 über sie, im Fernsehen durfte sie in einer Talkshow auftreten, für die Kids ist sie ein Idol. Mamdoah Saad, Funktionär des katarischen Verbands, hatte einmal beim Frauenturnier in Doha beobachtet, wie im Klubhaus ein kleines Mädchen, kaum größer als ihr eigener Tennisschläger, ihrer Mutter zupiepste: „Ich möchte mal so werden wie Nawal.“ Sie ist, sagt Saad, ziemlich populär. „Alle wollen so werden wie Nawal.“

Die 14-Jährige spielt zwar mit langen Ärmeln und langen Hosen, ganz traditionell, aber die alten Strukturen über die Rolle der Frau in Katar brechen derzeit auf. „Frauentennis ist sehr populär bei uns“, sagt Scheich Mohamed. Um Eltern für Tennis (und damit für den potenziellen Sport ihrer Kinder) zu begeistern, erhalten sie Trainerstunden. Mit einigem Erfolg. „Gemessen an den Mannschaftserfolgen ist Tennis bei uns schon die Nummer eins“, sagt Scheich Mohamed. „In der Rangliste der populärsten Sportarten steht es an Platz drei.“

Noch gibt es an den Tenniscentern in Katar nur rund 20 ausländische Trainer, darunter eine Frau aus Marokko. Aber die Wende ist eingeleitet. „In ein paar Jahren, wird es eine Trainerin aus Katar geben“, sagt Scheich Mohamed.

Noch besser allerdings würde es ihm gefallen, wenn es eine Spitzenspielerin namens Nawal Fouad geben würde.

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