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Drahtseilakt. Die deutschen Fußballerinnen lassen ihre Mitspielerin Fatmire Bajramaj (rechts) beim Teambuilding auf Insel Scharfenberg im Tegeler See hängen.

© dpa

Frauen-Nationalmannschaft: WM-Auftakt: Das Kribbeln vor dem Spiel

Silvia Neid macht nach wie vor ein Geheimnis um ihre Startelf, ihre WM-Formation zeichnet sich aber ziemlich klar ab. Die Bundestrainerin wird wohl Okoyino da Mbabi den Vorzug vor Bajramaj geben.

Berlin - Melanie Behringer brachte die Stimmung auf den Punkt: „Es muss jetzt losgehen, sonst verzweifeln wir noch“, sagte die 25-Jährige am Donnerstag. Je näher der Sonntag rückt desto spürbarer wird die Anspannung im deutschen Team. Nicht nur, weil keine der Nationalspielerinnen je vor mehr als 73 000 Zuschauern gespielt hat. Bis auf wenige Positionen macht Bundestrainerin Silvia Neid noch immer ein Geheimnis darum, wen sie am Sonntag zum Eröffnungsspiel gegen Kanada (18 Uhr/ARD) auf den Platz schicken wird.

Melanie Behringer ist wohl eher nicht dabei. Allerdings, das könnte für sie eine gewisse Genugtuung sein, muss wohl auch Fatmire Bajramaj zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Zwischen den beiden Mittelfeldspielerinnen hatte man kurzzeitig eine leichte Verstimmung feststellen können, als Behringer Anfang Juni sagte, die Bundestrainerin stelle eben nach Leistung auf, und nicht danach, „wer am meisten in den Medien vertreten ist“. Ein klarer Seitenhieb auf Bajramajs viele Medientermine. Fortan haben die beiden sich demonstrativ gemeinsam warm gemacht. Von teaminternen Streitigkeiten will Silvia Neid nichts wissen. Bajramaj scheint sich davon allerdings nicht entmutigen zu lassen und sorgte kürzlich für Lacher, als sie sich auf einer Pressekonferenz im Publikum meldete, um selbst eine Frage zu stellen. „Wie lange braucht ihr denn so, um euch morgens fertig zu machen“, fragte sie Behringer und Kim Kulig. Letztere konterte: „Nicht so lange wie du.“

Dass die Bundestrainerin sich auf der linken Angriffsseite nun aber offenbar für Celia Okoyino da Mbabi entschieden hat, liegt aber eher an deren starker Leistung in den Testspielen. Während Bajramaj zuletzt die Leichtfüßigkeit gefehlt hatte, wie auch sie selbst und die Bundestrainerin feststellten, spielte Okoyino da Mbabi zuletzt unbeschwert und schoss bereits in der Vorbereitung drei Tore. „Celia hat im Moment die Nase vorn“, beschreibt auch Melanie Behringer ihr Gefühl aus den letzten Trainingseinheiten.

Im Hertha-Amateurstadion hatte die Bundestrainerin zuletzt vor allem das Kurzpassspiel auf engstem Raum trainieren lassen. Drei gegen sechs traten die Frauen an und spielten kurze Matches auf einem kleinen Feld, auf dem die Tore mit der unangefochtenen Nadine Angerer und ihrer Ersatzfrau Ursula Holl riesig wirkten. Immer zwei Abwehrspielerinnen mussten sich gegen ein Sturmduo behaupten. Dabei bildete Okoyino da Mbabi ein Team mit Alexandra Popp. Dass diese Rekordnationalspielerin Birgit Prinz in der Offensive ersetzt, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Silvia Neid hatte zuletzt mehrfach betont, Popp trotz ihrer fünf Tore in der Vorbereitung in der Jokerrolle belassen zu wollen. Prinz wird die Mannschaft auch am Sonntag als Kapitänin auf den Berliner Rasen führen. Als ebenso sicher gilt der Einsatz ihrer langjährigen Gefährtinnen Kerstin Garefrekes auf der rechten Mittelfeldseite und Inka Grings in der Sturmspitze.

Trainerin Silvia Neid behauptet zwar, erst 65 Prozent der Positionen festgelegt zu haben, ihre Favoritinnen werden jedoch immer deutlicher. Allein Simone Laudehr und Kim Kulig hatte die Trainerin als Doppelsechs vor der Abwehr quasi eine Einsatzgarantie gegeben. Auf die Frage ob die Abwehr im letzten Testspiel gegen Norwegen denn nun die Abwehr fürs Turnier gewesen sei, sagte sie „fast“, und grinste. Es gefiel Neid, um diese Fragen ein Geheimnis zu machen. Ihre Assistenztrainerin Ulrike Ballweg setzte dieses Spielchen am Freitag fort, als sie gefragt wurde, ob denn nun alle Positionen besetzt seien. „Viele“, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. Die Viererkette, bestehend aus Linda Bresonik, Annike Krahn, Saskia Bartusiak und Babett Peter, hat allerdings schon bei der EM 2009 gut harmoniert und sollte bei ausbleibenden Verletzungen so bestehen bleiben.

Derweil versucht sich die Mannschaft ein wenig abzulenken, damit die Aufregung vor dem wohl wichtigsten Sportereignis ihrer Karriere nicht zu groß wird. Am Donnerstagnachmittag machten sie sich im Zuge eines Teambuildings zur Insel Scharfenberg auf und sollten sich, geteilt in vier Gruppen, unter anderem mit Navigationsgeräten ausgestattet, in der Natur zurechtfinden und mit anderen Spielchen das Mannschaftsgefühl stärken. „Das ist eine tolle Abwechslung“, sagte Bajramaj. Am Freitagmorgen hatten die Spielerinnen dann Zeit, sich die Stadt anzuschauen oder zu entspannen. Die Bundestrainerin hat wenige Tage vor der WM nur noch eine Trainingeinheit täglich angesetzt.

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