zum Hauptinhalt

Frauenfußball: Auf der Ersatzbank kam das komische Gefühl

18 Frauen umfasst der Kader für die Olympischen Spiele in Peking. Sieben Fußballerinnen musste Bundestrainerin Silvia Neid nun aussortieren.

Irgendwann müssen es die Spielerinnen auf der Ersatzbank begriffen haben. Sechsmal wechselte Fußball-Bundestrainerin Silvia Neid beim 3:0 (1:0) im Testspiel gegen England ein und aus, 17 Spielerinnen traten am Donnerstagabend in Unterhaching für Deutschland an. 18 Frauen umfasst der Kader für die Olympischen Spiele in Peking – und so ahnten die Feldspielerinnen, die auf der Ersatzbank bleiben mussten, dass sie wohl nicht mit nach Peking fliegen würden. Endgültige Gewissheit hatten sie am späteren Abend, als Silvia Neid ihnen die Entscheidung „unter vier Augen“ mitteilte.

„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, sagte Neid nach der Streichung von gleich sieben Spielerinnen. „Ich finde es überhaupt nicht gut, dass man nur 18 mitnehmen darf. Das ist eine ziemlich dünne Personaldecke.“ Deshalb achtete Neid darauf, Spielerinnen mitzunehmen, die möglichst flexibel einsetzbar sind. „Wenn wir Ausfälle durch Verletzungen oder Sperren haben sollten, ist es wichtig, Spielerinnen dabei zu haben, die auf verschiedenen Positionen spielen können“, sagte die Bundestrainerin. Mit 16 Weltmeisterinnen will sie ihre Gold-Mission bei den Olympischen Spielen erfüllen, zudem nominierte sie die Frankfurterin Conny Pohlers und Celia Okoyino da Mbabi vom SC Bad Neuenahr. Angeführt wird die deutsche Auswahl, die nach zweimal Bronze endlich Gold holen will, von der erfahrenen Achse um Torhüterin Nadine Angerer, Abwehrchefin Ariane Hingst, Renate Lingor als Strategin im Mittelfeld und Spielführerin Birgit Prinz. Die Rekord-Nationalspielerin erzielte gegen England im 181. Länderspiel ihr 121. Tor. Außerdem trafen in Unterhaching Sturmpartnerin Sandra Smisek und Melanie Behringer per Foulelfmeter.

Nicht mit nach Peking reisen erwartungsgemäß die jungen Torhüterinnen Alisa Vetterlein (VfL Sindelfingen) und Lisa Weiß (SG Essen-Schönebeck), außerdem die Abwehrspielerinnen Navina Omilade (VfL Wolfsburg) und Bianca Rech (FC Bayern), die Mittelfeldspielerinnen Lena Goeßling und Isabell Bachor (beide Bad Neuenahr) sowie Martina Müller (VfL Wolfsburg), die im Angriff aussortiert wurde. Omilade und Rech traf es besonders hat, waren sie doch von Neid schon im Herbst 2007 aus dem WM-Kader gestrichen worden. Omilade hatte mit ihrem Freund, dem Hockey-Nationalspieler Florian Keller, Olympia erleben wollen, nun fährt er alleine.

Für die Nominierten stand am Freitag in Mainz die Olympia-Einkleidung auf dem Programm. Nach einem freien Wochenende trifft sich der Kader am Montag in Heusenstamm bei Frankfurt zum letzten Lehrgang. Zwei Tage später findet in Sandefjord gegen Norwegen die Generalprobe für Peking statt. Am 30. Juli fliegt die DFB-Auswahl nach China, wo Vize-Weltmeister Brasilien am 6. August in Shenyang erster Gegner sein wird. Weitere Vorrunden-Kontrahenten sind Nigeria und Nordkorea. „Eine Hammergruppe“, kommentierte Neid.

Gegen England erfreute sie sich vor allem am „hervorragenden Mittelfeld-Pressing“ und dem geglückten Comeback von Renate Lingor. Die 32-Jährige, für die Peking zum krönenden Schlusspunkt ihrer Karriere werden soll, absolvierte drei Monate nach ihrer schweren Schulter-Verletzung einen 70-minütigen Härtetest. „Renate hat das Spiel sehr gut organisiert“, lobte Neid. Verbesserungsbedarf sah sie trotz der drei Tore in der Offensive: „Im Spiel nach vorne lief noch nicht alles rund.“ dpa

Zur Startseite