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Frauenfußball: Potsdamer Aderlass geht weiter

Der Zerfall beim deutschen Meister und Pokalsieger Turbine Potsdam nimmt immer drastischere Züge an. Mit Torjägerin Conny Pohlers verliert Turbine bereits die fünfte Nationalspielerin innerhalb von neun Monaten.

Potsdam - Potsdams Trainer und Manager Bernd Schröder will trotz des gewaltigen Aderlasses nicht in Panik verfallen. "Wir werden auch in der nächsten Saison eine Spitzenmannschaft haben. Wir greifen wieder an", sagte der 64-Jährige.

Der Weggang von Pohlers zum Liga-Konkurrenten 1. FFC Frankfurt im Sommer sei sogar zu verschmerzen. "Sie wird ihre Gründe haben. Wir hätten ohnehin nicht mehr langfristig mit ihr geplant. Sie ist 28 Jahre alt und sucht eine neue sportliche Herausforderung", sagte der Turbine-Trainer. Er habe erst gar nicht versucht, sie aufzuhalten. Dass Pohlers bald für den langjährigen Rivalen und Bundesliga-Spitzenreiter stürmt, schmeckt Schröder freilich nicht: "Dass es ausgerechnet Frankfurt ist, ist nicht schön."

Andere Philosophie als Frankfurt

Auch die Abgänge von Ariane Hingst, die zu Djugarden Stockholm geht, der Neu-Wolfsburgerin Britta Carlson sowie Petra Wimbersky und Karolin Thomas, die bereits in Frankfurt spielen, sieht Schröder sportlich und finanziell begründet. Dass er die Leistungsträgerinnen durch seinen stark autoritären Stil vergrault haben könnte, bestreitet er. Man hätte doch in der Vergangenheit nicht die großen Erfolge gefeiert, "weil wir einen schlechten Umgang untereinander hatten". Der Aderlass beim Uefa-Cup-Sieger von 2005 sei nicht aufzuhalten gewesen. "Wir haben eine ganz andere Philosophie als etwa Frankfurt", meinte der Turbine-Manager. Man könne sich nicht wie der Konkurrent aus Hessen kurzfristig den Erfolg einkaufen.

Pohlers wollte von einem zerrütteten Verhältnis ebenfalls nichts wissen, auch wenn sie einräumte: "Wir sind auch mal miteinander angeeckt." Die Torschützenkönigin der Vorsaison hat in dieser Spielzeit erst sechs Mal getroffen und will nach zwölf Jahren Potsdam eine neue Herausforderung suchen. "Ich brauche diese Veränderung", sagte Pohlers. Der Abschied falle ihr indes sehr schwer: "Mein Herz hängt an dieser Stadt, ich liebe Potsdam über alles."

Pohlers nimmt Konkurrenzkampf an

Beim Spitzenteam aus Frankfurt könne sie international spielen, was bei Turbine, das nicht mehr im DFB-Pokal vertreten ist und auch im Uefa-Pokal ausschied, nicht mehr der Fall sei. Der 56-maligen Nationalspielerin sei bewusst, dass die Konkurrenz im Sturm mit Birgit Prinz und ihrer alten Teamkollegin Petra Wimbersky enorm groß ist. "Ich riskiere das jetzt einfach", gab sie sich kämpferisch.

In Potsdam soll nun ein radikaler Schnitt erfolgen. "Wir haben sechs U-19-Nationalspielerinnen in der Warteschleife, diesen jungen Spielerinnen wollen wir eine Chance geben", sagte Schröder. Zudem hätten noch mehrere wichtige Akteure über die Saison hinaus Verträge. Schröder widerspricht der Darstellung, auch die Nationalspielerinnen Navina Omilade und Jennifer Zietz würden den Absprung suchen und mit Liga-Konkurrent VfL Wolfsburg in Kontakt stehen. Schröder: "Bei Zietz gehe ich von aus, dass sie auf jeden Fall bleibt." (Von Matthias Bossaller, dpa)

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