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Sport: Freiburg tanzt nicht mehr

Das System von Volker Finke ist in der Bundesliga längst Allgemeingut

Es war im Frühjahr 1997, der SC Freiburg stieg gerade das erste Mal aus der Bundesliga ab, da hielt Volker Finke sich an den schönen Momenten des Freiburger Fußballs fest: „Wenn wir richtig drin sind und alles stimmt, dann ist unser Spiel wie ein Tanz.“ Acht Jahre später kommt das Freiburger Spiel eher als ungelenker Schuhplattler daher.

An Finkes Prinzipien hat sich seitdem nicht viel verändert. Hohe Laufbereitschaft, sich geschickt über den Platz verschieben, Überzahl in Ballnähe herstellen und den Ball nach der Eroberung mit nur einem Kontakt weiterleiten, auf die Grundlinie und damit in den Rücken der gegnerischen Abwehr gelangen – das ist noch immer Finkes Ideal.

Doch der einstige Systemvorteil ist längst von der Konkurrenz aufgeholt. Die Freiburger Prinzipien sind in der Bundesliga zum Allgemeingut geworden. Was die Auffassung von anderen noch unterscheidet, ist höchstens, dass im Moment des Ballbesitzes allen vor der Abwehrreihe alles erlaubt ist. Ein striktes Positionsspiel gibt es dann beim Sport- Club nicht. „Da geht alles ineinander, und wir haben alle sechs, sieben Minuten eine Torchance. Die Chancen können auch der rechte Verteidiger oder die defensiven Mittelfeldspieler haben, während die Sturmspitzen vielleicht eine halbe Stunde lang nicht aufs Tor schießen.“ Auch dieser Satz ist acht Jahre alt, gilt aber nach wie vor.

Dass es in dieser Saison nicht funktioniert, dass das Spiel auch in den besseren Momenten viel zu selten von Erfolg gekrönt war, liegt an der persönlichen Entwicklung einzelner Spieler, deren Potenzial massiv überschätzt worden ist. Eine Reihe von Verletzungen kam hinzu. Vor allem die Defensive musste so oft zwischen Viererkette und Dreierblock (dann mit Halbpositionen im Mittelfeld) variiert werden. Die Not bestimmte somit die Taktik.

Eine stabile Mischung hat Volker Finke deshalb nie hinbekommen. Auf diese Weise wurde die Improvisation zum Freiburger Unwort dieser Saison. An dieser Ausgangslage hat sich auch vor dem heutigen Spiel in Berlin nichts geändert.

Volker Finke

ist seit 1991 Trainer des SC Freiburg. In dieser Zeit ist er dreimal mit dem Klub aufgestiegen. Am Ende dieser Saison aber wird er wohl auch zum dritten Mal absteigen.

Christoph Kieslich

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