zum Hauptinhalt

Sport: Freiwillige Selbstkontrolle Die Eisbären sitzen zu oft auf der Strafbank – nun sollen die Spieler dieses Problem lösen

Berlin - Die Woche begann für Peter John Lee unerfreulich. Am Montag habe er sich „die Finger wund gewählt“, erzählt der Manager der Eisbären.

Berlin - Die Woche begann für Peter John Lee unerfreulich. Am Montag habe er sich „die Finger wund gewählt“, erzählt der Manager der Eisbären. Die meisten Telefonate habe er mit dem Schiedsrichterbeauftragten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geführt. Grund: Thomas Schurr hatte Eisbären-Stürmer Kelly Fairchild in Nürnberg nach Spielschluss mit einer Spieldauerstrafe belegt. Der Schiedsrichter hätte Fairchild aber nur mit zwei Zehn-Minuten-Strafen nachträglich ausschließen können, die dann eine Spieldauerstrafe bedeutet hätten. Auf Lees Initiative wurde Fairchilds Strafe nun in eine Zehn-Minuten-Strafe umgewandelt. Somit ist Fairchild nicht für das heutige Spiel der Berliner gegen den EHC Wolfsburg gesperrt (19.30 Uhr, Sportforum).

Ihr Hauptproblem in dieser Saison haben die Berliner damit aber nicht gelöst: In den Top 50 der Spieler mit den meisten Strafzeiten in der DEL finden sich zurzeit gleich sechs Spieler der Eisbären. Und gerade in Unterzahl offenbart die Mannschaft doch Schwächen: 27 Gegentore in 22 Spielen – nur drei Teams in der DEL sind schlechter. Am Sonntag gab es wohl nur deshalb eine Niederlage für die Eisbären, weil sie gegen Ende des Spiels in Unterzahl waren – der Siegtreffer der Nürnberger fiel zehn Sekunden vor Schluss. Wenig später sah sich der Schiedsrichter von Fairchild und anderen wütenden Berlinern bedrängt. „Die letzten Strafen im Spiel waren vielleicht fragwürdig“, sagt Lee. „Aber das ist noch kein Grund, so auszuflippen, wie das einige unserer Spieler gemacht haben.“

Und so war vor dem Spiel gegen die Wolfsburger denn auch Disziplin das beherrschende Thema bei den Eisbären. „Geldstrafen bringen nichts“, sagt Lee. Und seine Predigten über mangelnde Disziplin könne er auch nicht mehr hören. „Prediger brauchen Jünger, die zuhören.“ Damit hätte es das spielende Personal zuletzt nicht so gehabt. Also gibt es jetzt den psychologischen Versuch. „Die Mannschaft muss sich selbst kontrollieren.“ Wenn ein Spieler der Eisbären wieder mal einen unnötigen Ausflug auf die Strafbank mache, müsse er von seinen Kollegen dafür auf der Auswechselbank zurechtgestutzt werden, sagt Trainer Pierre Pagé. „Das ist freundschaftlicher Druck, und den nimmt man immer ernst“. Natürlich, gibt er zu, würde auch diese Aktion irgendwann ihre Wirkung verlieren. „Dann müssen wir uns wieder etwas anderes ausdenken. Wenn du immer das Gleiche erzählst, hört irgendwann sowieso keiner mehr zu.“

Eines stehe fest, sagt Peter John Lee. „Wenn wir so undiszipliniert weitermachen wie in Nürnberg, brauchen wir nicht von der Meisterschaft zu sprechen.“ Pagé sieht es ähnlich. „Wir müssen uns mehr kontrollieren.“ Allerdings hatte es auch der Trainer zuletzt nicht so mit der von Lee geforderten freiwilligen Selbstkontrolle: Auch Pagé fühlte sich in Nürnberg ungerecht behandelt, strickte sogar in seiner Erregung kurz nach Spielschluss an einer seltsamen Verschwörungstheorie: Pagé meinte, dass die Ice Tigers bevorteilt wurden, weil deren Trainer Greg Poss auch der Bundestrainer sei. „Da habe ich sicher übertrieben“, sagt Pagé nun. „Aber es stimmt: Auch ich muss mich mehr zusammenreißen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false