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Knapp war's. Nadal (li.) und Brands.

© AFP

French Open: Brands ärgert Nadal und verliert knapp

Es gibt dankbarere Aufgaben, als in der ersten Runde der French Open gegen Rafael Nadal spielen zu müssen. Daniel Brands hatte das undankbare Los erwischt, doch der Hüne aus Deggendorf verkaufte sich gut, auch wenn er die Sensation verpasste.

Es gibt sicherlich dankbarere Aufgaben, als in der ersten Runde der French Open gegen Rafael Nadal spielen zu müssen. Gegen die meisten Gegner kann man zu Beginn eines Grand-Slam-Turniers zumindest auf eine vage Siegchance hoffen, sogar als Außenseiter. Doch bei Nadal hofft man da vergebens, vor allem in Paris. Erst ein einziges Match hat der Spanier überhaupt auf der roten Asche von Roland Garros verloren, und das ist auch schon vier Jahre her. Und in der Auftaktpartie eines Grand Slams ist der Weltranglistenvierte ohnehin noch nie ausgeschieden. Nadals Gegner hoffen daher meist nur, sie mögen sich so gut wie möglich verkaufen und bloß nicht vorgeführt werden. Daniel Brands hatte dieses Mal das undankbare Los erwischt, doch der Hüne aus Deggendorf verkaufte sich nicht nur gut, er ärgerte Nadal mächtig. Auch wenn Brands am Ende die Sensation mit 6:4, 6:7, 4:6 und 3:6 verpasste.

"Daniel, Daniel", riefen die Zuschauer von den Rängen des Court Philippe Chatrier. Sie hatten vermutlich nie zuvor von diesem Daniel Brands gehört, dem 25 Jahre alten Bayer, der auf Platz 59 rangiert. Doch nach diesem frechen und abgeklärten Auftritt gegen Nadal werden sie sich seinen Namen wohl künftig merken. 36 Minuten hatte es nur gedauert, da lag Nadal bereits mit 4:6 zurück. Vollkommen unaufgeregt hatte Brands den Beherrscher der Sandplätze mit krachenden Aufschlägen und kluger Taktik ins Wanken gebracht. Das Pariser Publikum schlug sich sofort auf die Seite des Außenseiters und bejubelte und beklatschte alles, was Brands versuchte. So wurde der eigentlich so schüchterne Deutsche immer sicherer.

Nadal mochte sich in diesem Moment vielleicht an seine Achtelfinalpartie gegen Robin Söderling erinnert haben, damals im Jahr 2009. Da war der Schwede gerade dabei, ihn aus seinem Reich zu vertreiben, als die Zuschauer begannen, bei jedem Fehler Nadals zu applaudieren. Den Spanier hatte dieser Affront tief geschmerzt. Ganz verwunden hatte er nie, dass die Franzosen ihn auch trotz seiner historischen sieben Titel nicht so lieben, wie sie es bei Roger Federer tun. So schlimm wie damals wurde es nicht, dennoch war Nadal die Anspannung gegen Brands deutlich anzumerken. Er monierte Kleinigkeiten beim Schiedsrichter, wirkte ungeduldig. Und ihm unterliefen mehr Fehler, als gewöhnlich. Mit diesem schwierigen Auftakt hatte Nadal sicher nicht gerechnet, zu dominant spielte er in den letzten Wochen seines Comebacks. Nur zwei der letzten 33 Matches auf Sand hatte Nadal verloren, dabei schon fünf Titel gewonnen und sogar zuletzt Federer sehr blass aussehen lassen. Und dann kam plötzlich dieser Daniel Brands und wollte bei diesem Drehbuch einfach nicht mitspielen.

Und Brands war dicht davor, ein Novum in der Geschichte der French Open zu schaffen. Denn der Titelverteidiger war noch nie in Runde eins gescheitert. Im Tiebreak des zweiten Satzes führte Brands bereits mit 3:0, die Zuschauern witterten die Sensation. Ein leichter Vorhandvolley, der im Netz landete, brachte Nadal wieder heran. Das nächste Ass des Spaniers, ein weiterer Fehler Brands', und es stand 3:3. Nadal wusste, was ein 0:2-Satzrückstand bedeuten würde, und spielte nun voll auf Risiko - es wurde belohnt. Der Spanier kam ins Rollen, doch Brands gelangen dennoch teils spektakuläre Punkte. Manchmal konnte Nadal nur anerkennend nicken. Es musste Brands schließlich als Lohn reichen, denn zwei frühe Breaks genügten Nadal, um das Match doch noch für sich zu entscheiden. "Daniel hat unglaublich gespielt, ich kann ihm nur gratulieren", lobte Nadal, "er hat mich in eine sehr heikle Situation gebracht. Ich bin sehr froh, dass ich durchgekommen bin."

Brands wurde mit tosendem Applaus vom Court Philippe Chatrier verabschiedet, es dürfte nicht sein letzter großer Auftritt gewesen sein. Vor drei Jahren stand Brands schon einmal im Achtelfinale von Wimbledon, danach rutschte er aber wieder ab. "Der Erfolg kam zu früh für mich", sagt er heute, "es war zu schwer im Kopf." Mittlerweile zeigt die Formkurve wieder deutlich nach oben. "Ich habe jetzt wieder Vertrauen in mein Spiel und in mich", sagt Brands. Nadal hatte das zu spüren bekommen.

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