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French Open - Philipp Kohlschreiber

© dpa

French Open: Kohlschreiber schlägt Djokovic - Haas nun gegen Federer

Überraschend besiegt der deutsche Tennisprofi Philipp Kohlschreiber in Paris den Weltranglistenvierten Novak Djokovic. Auch Thomas Haas erreicht erstmals seit 2002 das Achtelfinale der French Open. Dort wartet Roger Federer.

Die Frage nach dem Warum ist oft eher eine rein rhetorische, die Offenheit, mit der sie Philipp Kohlschreiber dennoch anging, verblüffte: „Manchmal reicht es nicht, nur ein guter Sandplatzspieler zu sein. Hier muss man alles geben und dafür war ich vom Kopf her bisher nie bereit.“ Dass sich der 25-Jährige bei seinen bisherigen Auftritten bei den French Open in Paris eben nicht genug reingehängt hatte und daher nie über die zweite Runde hinausgekommen war, haftete Kohlschreiber immer ein wenig an. Besonders ihm war auf dem bei deutschen Spielern eher unbeliebten Sandbelag weit mehr zugetraut worden, doch Kohlschreiber versagte stets und fiel danach eher durch großspuriges Geplauder als durch selbstkritische Töne auf.

Dass Kohlschreiber nun die richtige Einstellung für das wichtigste Sandplatzturnier der Welt gefunden hat, demonstrierte er in der dritten Runde mit einem Überraschungstriumph über den Weltranglistenvierten Novak Djokovic. Ein Satzgewinn gegen den Serben wäre für ihn schon wie ein Lotteriegewinn, hatte Kohlschreiber vorher noch mehr im Spaß ob seiner geringen Chancen gesagt. Dass er Djokovic nun mit 6:4, 6:4 und 6:4 bezwingen konnte, zeugte von einer konzentrierten Leistung des Augsburgers. Diese wurde nur ein wenig davon geschmälert, dass Djokovic an diesem Tag kraftlos wirkte und nie zu seiner Form fand.

„Ich bin von meiner Leistung sehr enttäuscht, vielleicht war ich ausgelaugt. Ich habe keinen Rhythmus gefunden und er hat solide gespielt. Das muss ich anerkennen“, erklärte Djokovic. Kohlschreiber befand dagegen: „Das war das Match meines Lebens. Vom ersten bis zum letzten Punkt hat alles gepasst.“ Es muss für ihn noch nicht das letzte Erfolgserlebnis in Paris gewesen sein, auch wenn im Achtelfinale Tommy Robredo, der 17. der Weltrangliste, wartet. Vor vier Wochen zwar verlor Kohlschreiber beim Masters in Rom gegen den Spanier, doch er hätte nicht verliefen müssen und zeigte er sich hinterher sehr zufrieden mit seiner Leistung.

Dass bei Kohlschreiber in den letzten drei Wochen ein Umdenken stattgefunden hat, muss man wohl der Trennung von seinem Trainer Thomas Hogstedt zuschreiben. Der Schwede habe versucht, seine Persönlichkeit auf dem Tennisplatz zu formen, offenbar stimmten Hogstedts Vorstellungen nicht mit denen von Kohlschreiber überein. „Ich fühle mich jetzt wieder freier auf dem Platz, ich bin mehr wieder ich selbst“, begründete er seinen überraschenden Schritt.

Thomas Haas zieht seinen Nutzen aus Kohlschreibers Entscheidung, denn Hogstedt, der ihn bereits bis vor zwei Jahren betreute, arbeitet in Paris wieder mit ihm zusammen. Und zumindest Haas hat einen Draht zu ihm, denn er steht ebenso durch seinen 7:5, 6:3, 4:6 und 6:4-Sieg gegen den Franzosen Jeremy Chardy zum zweiten Mal in seiner Karriere im Achtelfinale der French Open. Auch der 31-jährige Haas musste eingestehen, dass das Siegen in Paris wohl doch Kopfsache sei. Der Erfolg aber mindere seine Abneigung zu den French Open nur bedingt.

Auf das Achtelfinale gegen Roger Federer freut er sich trotzdem, denn der sei immer der Gradmesser für sein eigenes Leistungslevel. Auch wenn er von zehn Duellen bisher nur zwei gewinnen konnte, hofft er, denn: „Roger ist derjenige, der sich immer beweisen muss. Ich habe gar nichts zu verlieren.“

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