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Sport: Frentzen will Spaß

Der frühere Formel-1-Pilot strebt auf dem Lausitzring nach seinem ersten DTM-Sieg

Berlin - Neulich hat Heinz-Harald Frentzen die Auswirkungen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr ignorieren können. Beim Hochheben einer seiner drei Töchter hat sich der fast 39-Jährige einen Hexenschuss geholt. „Dabei wiegt sie doch nur zwölf Kilo“, sagt er und fügt lächelnd an: „Zum Glück ist Tourenwagenfahren nicht ganz so belastend.“

Am Wochenende wird Frentzen wieder dazu Gelegenheit haben, seinem Körper ein wenig Entspannung vom zermürbenden Familienalltag zu verschaffen. Der frühere Formel-1-Pilot fährt im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM), das am Wochenende seinen zweiten Saisonlauf auf dem Lausitzring austragen wird. Auf dem Eurospeedway will er endlich seinen ersten DTM-Sieg holen.

Nach dem Ausstieg seines Arbeitgebers Opel ist Frentzen vor dieser Saison zu Audi gewechselt und hat nun erstmals realistische Chancen, dieses Ziel auch zu erreichen. Beim Auftakt in Hockenheim wurde er Dritter und war davon selbst ein wenig überrascht. „Für mich war ja alles neu: die Mannschaft, das Auto, die Art der Zusammenarbeit“, sagt er. „Aber es ist direkt von Anfang an gut gelaufen.“

Schwieriger ist Frentzen der Einstieg in die DTM gefallen. 2004 wechselte er in die Serie, weil er nach zehn Jahren in der Formel 1 kein Cockpit mehr fand. Die vergangenen zwei Jahre des Hinterherfahrens haben an ihm genagt – dass suggeriert zumindest seine Bemerkung, dass ihm das Fahren bei einem Sieg „endlich wieder Spaß“ machen würde. „Ans Aufhören habe ich aber nie gedacht“, sagt Frentzen. Er wollte eine neue Herausforderung und die hat er auch gefunden. Schnell musste er die Erfahrung machen, dass die DTM „schon etwas anderes als die Formel 1“ ist, aber sicher keine Altherren-Rennserie: „Die Leistungsdichte ist viel höher; da braucht es ein bisschen Zeit, sich umzugewöhnen.“ Im Cockpit ist es dazu wesentlich heißer, außerdem haben die Piloten weniger technische Hilfen zur Verfügung. „Dafür sind die Fliehkräfte nicht so hoch und man braucht nicht so eine dicke Nackenmuskulatur.“

Da Frentzen allerdings selbst im Angesicht der ersten grauen Haare noch recht vage Vorstellungen von einer Zukunft ohne den Rennsport hat, kommen ihm die vergleichsweise geringen körperlichen Anforderungen in der DTM durchaus gelegen. So hat sich der 38-Jährige zwar hin und wieder mit der Zeit danach beschäftigt, sieht sich aber längst nicht dazu gezwungen, sich zeitlich festzulegen. „Ich fahre, so lange es mir Spaß macht und ich mich fit fühle“, erklärt Frentzen, „das kann bis 45 sein.“ Vorher will er unbedingt noch einen Sieg, um seiner Karriere „einfach einen schönen Abschluss“ zu verschaffen. Den ersten Schritt dahin könnte er am Sonntag auf dem Lausitzring unternehmen. Doch Frentzen ist sich der drohenden Gefahr im Falle eines Erfolgs durchaus bewusst: „Wenn ich jetzt auch noch gewinne, komme ich vielleicht gar nicht mehr davon los.“

Christian Hönicke

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