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Sport: Freudlose Sieger

Wie freudvolle Sieger sahen diese Herren nun wirklich nicht aus. Als müssten sie ein Bollwerk durchbrechen, zogen die Profis des FC Bayern München den Kopf ein, beugten den Oberkörper leicht nach vorne und brausten schweigend los.

Wie freudvolle Sieger sahen diese Herren nun wirklich nicht aus. Als müssten sie ein Bollwerk durchbrechen, zogen die Profis des FC Bayern München den Kopf ein, beugten den Oberkörper leicht nach vorne und brausten schweigend los. Am Eingang vor den Kabinen stand Münchens Pressesprecher Markus Hörwick und bat grinsend um Verständnis: "Die haben einen Hals, weil sie halt so einen Scheiß gespielt haben." Auch Bayern-Manager Uli Hoeneß verweigerte leicht gereizt die Aussage und wedelte abweisend mit der Hand. "Wenn ich was sage, dann wird es gefährlich", sagte er. "Dann müßte ich die Wahrheit sagen, und die verträgt die Mannschaft derzeit nicht." Trainer Ottmar Hitzfeld blinzelte in die Kamera: "Tja, bei uns liegen die Nerven blank, wir brauchen diesen Platz in der Champions League unbedingt."

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Der FC Bayern München hatte in Nürnberg zwar niemanden von den Sitzen gerissen, aber immerhin mit einem 2:1-Erfolg drei wichtige Punkte gewonnen und, was an diesem Abend der düsteren Gesichter fast noch wertvoller erschien, den FC Schalke 04 von Platz drei verdrängt. Harmonie aber verbreitete der Sieg bei den Bayern nicht. "Es ist eben eine große Enttäuschung, wenn man als FC Bayern in einer Saison keinen Titel holt", sagte Hitzfeld drei Tage nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League beim spanischen Rekordmeister Real Madrid.

Beweis der Untauglichkeit

Man stellt sich lieber nicht vor, was passiert wäre, hätte der abstiegsbedrohte 1. FC Nürnberg noch den Ausgleich geschossen oder gar gewonnen. Der Kampfeslärm aus der Kabine der Bayern hätte noch die heimströmenden Massen unterhalten. So aber blieb es beim einen Treffer für die Nürnberger, die sich fürchterlich ungeschickt anstellten und den 45 000 Zuschauern eindrucksvoll bewiesen, dass sie eigentlich in der Bundesliga nichts verloren haben. Als Jacek Krzynowek den von Robert Kovac an Paulo Rink verschuldeten Foulelfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer verwandelte, keimte kurz Hoffnung auf. Von der Videotafel strahlte das Debakel des Konkurrenten aus Freiburg aufs Spielfeld hinunter, "aber wir haben die große Chance vergeben, den FC Bayern zu schlagen", sagte Nürnbergs Torwart Dariusz Kampa. Club-Verteidiger Tomasz Kos sah kurz vor Schluss noch die Gelb-Rote Karte, und "mit zehn Mann hatten wir keine Chance". Die hatten sie streng genommen nur ein paar Minuten lang. In der 15., 16., 17. und 26. Minute - vier Chancen, die eigentlich ins Tor gemusst hätten. "Wir können uns bedanken, dass wir mit Oliver Kahn einen Weltklassetorwart hinten drin haben", sagte Paulo Sergio.

Die Angst vor dem Untergang

Als die Nürnberger sich die Haare rauften angesichts dieses Teufelskerls, stand es schon 1:0 für die Bayern. Wolf köpfte Giovane Elber den Ball im eigenen Strafraum in die richtige Position. Im Frankenstadion machte sich die Angst breit, obwohl Club-Chef Michael A. Roth genau das mit seinem kernigen Vorwort "Keine Angst, Jungs" hatte vermeiden wollen.

Das nächste Geschenk der bibbernden Nürnberger nutzte der Peruaner Claudio Pizarro noch vor der Pause zum 2:0. Mitten in die Trauer hinein rief der Stadionsprecher: "Danke, 1860 München, danke." In Nürnberg wusste man, bei wem man sich zu bedanken hatte. "Irgendwann aber müssen wir mal was holen", sagte Dieter Frey und lächelte verlegen. Die Laune der Nürnberger war trotz der Niederlage um einiges besser als die der Bayern. Immer noch haben sie vier Punkte Vorsprung vor Freiburg, und "jetzt hoffen wir darauf, dass Leverkusen schon Meister ist, wenn sie in 14 Tagen zu uns kommen", sagte Nürnbers Trainer Klaus Augenthaler. "Vielleicht sind dann noch ein paar Punkte drin."

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