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Sport: Frostige Freundschaft

Eisbären gegen Freezers, das ist auch das Duell zweier Trainer

Berlin . Man stelle sich vor: Ottmar Hitzfeld wird Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Otto Rehhagel sein Assistent. Erfahrung und Renommee der Fußballlehrer sprechen wohl gegen eine derartige Zusammenarbeit mit verschiedenen Ebenen. Doch was im Fußball nicht geht, soll im Eishockey funktionieren. Im November sollen Dave King und Pierré Page beim Deutschland-Cup in Hannover das Team Kanada betreuen. Gemeinsam, aber nicht gleichrangig: King ist Chefcoach, Pagé sein Assistent.

Nun sind die beiden Mittfünfziger in der Szene nicht irgendwer: Sie waren lange in der nordamerikanischen Profiliga NHL tätig. Dazu kommt, dass Pagé 1995 von King den Posten des Cheftrainers bei den Calgary Flames in der NHL übernahm. Das Verhältnis King und Pagé leidet seitdem unter gewissen atmosphärischen Störungen – auch wenn das beide nicht gern thematisieren. „Pierre ist ein hervorragender Trainer, keine Frage“, sagt King. Und Pagé findet es „schön, dass Dave jetzt in der Deutschen Eishockey-Liga tätig ist“. Nun gut, wer glaubt, dass es heute im Sportforum um 18.30 Uhr ein fröhliches Wiedersehen geben wird, der dürfte im falschen Stadion sein: King und Pagé werden nur ein paar Meter voneinander getrennt ihrem Job nachgehen, mit verschiedenen Interessen: King als Trainer der Freezers , Pagé als Coach der Eisbären.

Seit dieser Saison ist King in Hamburg. Noch in der vergangenen Spielzeit arbeitete er in der NHL bei den Columbus Blue Jackets. Bislang lief es für die Freezers ordentlich, sie sind als Tabellendritter einen Rang hinter den Eisbären. „Natürlich ist es schon von daher für mich in Berlin ein besonderes Spiel“, sagt King. Und Pagé, der weist sein Team seit Tagen darauf hin, „dass am Sonntag gewonnen werden muss“. Die Tatsache, dass beide Klubs der Anschutz-Gruppe gehören, bringt eben Brisanz in die Begegnung: Die Eisbären sind bei Anschutz das geliebtere Kind, weil Vehikel zum Bau einer Arena am Ostbahnhof. Die Freezers haben schon so eine Arena. Nur gehört die eben nicht Anschutz, sondern dem Finnen Harry Harkimo, der auch noch 30 Prozent der Freezers-Anteile hält.

Pagé findet es „ gut, dass sich da eine Rivalität aufgebaut hat. So ein Derby ist doch erfreulich“. Wie erfreulich findet er es denn eigentlich, dass er im November als Assistent von King arbeiten darf? Pagé schluckt. „Ich sollte Kanada im Dezember bei einem Turnier betreuen, da wäre Dave mein Assistent gewesen. Leider habe ich da keine Zeit.“ In Ordnung. Wie groß ist bei King – der sechs Jahre Coach vom Team Kanada war – die Vorfreude auf Hannover? „Das ist eine Entscheidung des kanadischen Verbandes“, sagt der. „Die suchen immer noch nach einer Lösung.“ Hoppla. Zusammenarbeit unerwünscht? „Nein, nein“, sagt King. „Ich wäre natürlich erfreut, wenn ich mit so einem erfahrenen Coach wie Pierre...“ Schon gut, auch Pagé verkündet, dass er sich auf Hannover freut. Und ihre Aussagen garnieren die Trainer nicht etwa mit einem ironischen Unterton – die Herren wissen eben, was sich gehört.

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