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Einst Lenker, nun Denker. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger galt als Förderer des Frauenfußballs in Deutschland.

© Wolfgang Kumm/dpa

Früherer DFB-Präsident: Theo Zwanziger fordert mehr Unterstützung für Frauenfußball

Theo Zwanziger wünscht sich mehr Angebote für Fußballerinnen in Deutschland. Der DFB könne diesen Prozess aber nur von oben begleiten.

Von David Joram

Nach der aus deutscher Sicht enttäuschend verlaufenen Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich fordert der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger mehr Unterstützung für den Frauenfußball und sieht vor allem Bedarf bei den Landesverbänden. „Jeder Landesverband muss von der Entwicklung des Frauenfußballs begeistert werden. Er muss in die Pflicht genommen und unterstützt werden, dass die Zahlen und Bereitschaft wieder größer werden“, sagte Zwanziger dem Tagesspiegel (Sonntagsausgabe). Die deutschen Fußballerinnen waren bei der WM schon im Viertelfinale gegen Schweden ausgeschieden und verpassten damit auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Zwanziger glaubt, dass es den Vereinen in Deutschland schwer falle, Mädchen und Frauen entsprechende Angebote zu machen. „Deshalb müssen die Landesverbände die Aufgabe sehen, in jedem Fußballkreis mehrere Stützpunkte für Mädchen anzubieten.“ Zwanziger galt während seiner Amtszeit als großer Förderer des Frauenfußballs in Deutschland. Zwar ist er auch weiterhin überzeugt, dass der DFB das Thema ernst nimmt, fordert aber einen neuen Ansatz. „Natürlich muss der DFB bereit sein – und das ist er ja auch –, diverse Konzepte zu finanzieren. Unentgeltlich geht das alles nicht. Das muss wieder neu gesehen und verstärkt werden“, sagte er. Der Verband könne dies aber nur von oben begleiten.

Zwanziger forderte zudem eine stärkere Fernsehpräsenz und eine bessere Vermarktung der Fußball-Bundesliga der Frauen. „Bisher ist sie ein reines Anhängsel des DFB“, sagte Zwanziger, der sich auch ein höheres Engagement der Männer-Profiklubs erhofft.

Von Fußballspielerinnen wünsche er sich mehr Mut. Es sei der gesellschaftliche Auftrag von Frauen und Mädchen, „Mut zu haben in einer Gesellschaft, in der nach wie vor dieses patriarchalische Denken steckt.“ Der Auftritt der US-Spielerin Megan Rapinoe habe ihm bei der WM deshalb sehr gefallen, betonte Zwanziger.

Einen konkreten Wunsch, wer künftig den DFB als Präsident anführen soll, äußerte Zwanziger nicht. „Ich wünsche mir jemanden, der die gesamte gesellschaftliche Breite des Fußballs richtig einzuschätzen weiß. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Zwanziger. Er selbst präsidierte beim DFB von 2004 bis 2012, die ersten beiden Jahren zusammen mit Gerhard Mayer-Vorfelder als Doppelspitze.

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