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Sport: Frühstart im Juli

Die schönen Zeiten sind vorbei: Dortmund entdeckt mit dem neuen Trainer van Marwijk den UI-Cup

Mit dem Slogan „Das schöne Leben“ wirbt der „Steirerhof“ in Bad Waltersdorf. Es war, als hätten die Verantwortlichen von Borussia Dortmund das Hotel in Österreich genau deswegen für das Trainingslager, das am vergangenen Sonntag endete, ausgesucht. Um das schöne Leben noch einmal aus nächster Nähe zu sehen. Denn das ist beim Fußball-Bundesligaklub bis auf weiteres vorbei. Der Klub hat in der Vergangenheit weit über seine Verhältnisse gelebt, Millionengagen an seine Stars bezahlt und dafür seine Zukunft verpfändet. Nun versucht er, einfach nur zu überleben.

Der Neuanfang in Dortmund lässt sich vor allem an einem Mann festmachen: Bert van Marwijk hat in Dortmund die Trainerstelle von Matthias Sammer übernommen. Er soll die Mannschaft nach der enttäuschenden vergangenen Saison zurück zum Erfolg führen. Dabei geht der Holländer durchaus radikal vor. „Er hat alte Zöpfe abgeschnitten“, sagt Dortmunds Manager Michael Meier. „Er lässt intensiv ein neues System erarbeiten.“

In Zahlen ausgedrückt heißt das 4-3-3. Es ist das System mit drei Angreifern, das in den Niederlanden so beliebt ist und in Deutschland so schwer vermittelbar. Doch van Marwijk probiert es. Er will offensiver agieren lassen, in der Trainingsarbeit legt er größten Wert auf Ballsicherheit. Die Spieler loben das neue Übungsprogramm, und dadurch verraten sie indirekt, was sie an van Marwijks Vorgänger vermisst haben: Matthias Sammer ging davon aus, dass seine Profis diese technischen Grundlagen beherrschen. Folgerichtig glichen Sammers Vorbereitungsmaßnahmen Lauf-Trainingslagern.

Das hat sich geändert, van Marwijk hat sein Training individuell auf die einzelnen Akteure zugeschnitten. Einer wie David Odonkor weiß das zu schätzen. „Früher hat doch niemand mit uns jungen Spielern gesprochen“, sagt der talentierte Angreifer. Auch Meier findet die Arbeit des neuen Mannes „überzeugend“. Aber der Manager weiß auch, „dass es Rückschläge geben wird“.

Schließlich hat sich die personelle Situation in Dortmund ein wenig verändert. Teure Stars müssen abgegeben werden, wie jüngst Torsten Frings an Bayern München. Auch ein Verkauf von Tomas Rosicky steht noch im Raum, selbst wenn Dortmunds Präsident Gerd Niebaum weiter mit ihm rechnet. Meier allerdings hat Rosicky zugesichert, „dass er gehen kann, wenn die Ablösesumme stimmt“.

Das Geld könnte der BVB gut gebrauchen. Van Marwijk möchte seinen Schwiegersohn, den holländischen Nationalspieler Mark van Bommel, nach Dortmund holen. Doch die vom PSV Eindhoven geforderten vier Millionen Euro kann der Klub nicht zahlen. Es gebe eine Differenz „im siebenstelligen Bereich“ bezüglich der Vorstellungen über die Ablösesumme, sagt Niebaum. Verwunderlich ist vor diesem Hintergund die Absicht, Marcio Amoroso zurückzuholen. Der Großverdiener hatte Dortmund nach seiner Knieverletzung monatelang vorgeführt und sich dabei den Ruf eines Abzockers erworben. Niebaum bezeichnet die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr Amorosos mit „fünfzig zu fünfzig“.

Die Stärke des reduzierten Kaders einzuschätzen, fällt den Entscheidungsträgern im Vorfeld der neuen Spielzeit schwer. Niebaum formuliert die Ziele „moderat“: Unter die ersten fünf soll der Klub kommen. Ganz verinnerlicht hat der Präsident die neue Bescheidenheit indes noch nicht. Innerhalb der nächsten zwei Jahre, sagt Niebaum, „streben wir eine Spitzenstellung an“.

Der erste Schritt auf diesem weiten Weg ist der UI-Cup, durch den sich Dortmund für den lukrativen Uefa-Cup qualifizieren möchte. Am Samstag geht es zum RC Genk nach Belgien. „Wenn wir Glück haben, bekommen wir unsere Reisekosten raus“, sagt Meier. Das schöne Leben ist erst mal vorbei.

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