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Sport: Frust an Bord

Deutsche Crews segeln der Konkurrenz hinterher

Sie verloren nicht viele Worte, die drei Berliner Frauen, als sie ihren Yngling gestern im Olympiahafen der Segelstadt Qingdao aus dem Wasser kranten. Ein achter Platz nach vier von zehn Wettfahrten, das entspricht nicht den eigenen Erwartungen – und es war mehr drin, viel mehr. „Das ist schon frustrierend“, sagte Steuerfrau Ulrike Schümann und brach das eisige Schweigen, „wir haben vor dem Wind schon insgesamt zwölf Plätze verloren.“ Was die Aktivensprecherin der deutschen Segler so ärgert, ist der schlechte Trimm ihres Spinnakers, jenes ballonförmigen Segels, das die Mannschaft bei Rückenwind schneller vorantreibt. Dafür ist Julia Bleck, mit 23 Jahren die jüngste deutsche Seglerin, als Mittelfrau zuständig. Das Trio, zu dem auch Ute Höpfner gehört, hat nun mit der gemeinsamen Fehlersuche begonnen. „Wir werden das mit unser Trainerin Lee Icyda analysieren und besprechen“, sagte Schümann.

Immerhin legte die deutsche Yngling-Crew bei ihrer Olympiapremiere die Anfangsnervosität des ersten Regattatags etwas ab. „Es ist so eng in unserem Feld, da musst du einfach cool bleiben, sonst hast du vorn vornherein keine Chance“, meinte die 32-Jährige.

Bei schwierigen Bedingungen mit plötzlichen Windlöchern und Stromkanten fuhren auch die Gegnerinnen nicht überragend, aber erfolgreicher. So schafften die Favoritinnen Ayton/Webb/Wilson aus Großbritannien vom 15. und damit letzten Platz nach der Startkreuz zum Auftakt noch Rang zwei. Sie führen die Gesamtwertung an, haben aber auch schon 16 Punkte. Das Boot aus Finnland folgt mit 23 Zählern. Die Schümann-Crew, die im vierten Rennen an der Luvtonne führte, aber nur Siebte wurde, hat 32.

Noch schlimmer erging es den Brüdern Jan und Hannes Peckolt (Hamburg/Kiel) im 49er. Nach schweren Fehlern sind sie unter 19 Startern nur Zwölfte. Es führen mit Morrison/Rhodes ebenfalls Briten. „Wir haben die starke Strömung in Verbindung mit den Abwinden der Gegner falsch eingeschätzt“, sagte Vorschoter Hannes Peckolt, „wir müssen vorausschauender agieren.“ Bootsgeschwindigkeit und Zusammenhalt stimmten aber zumindest.

Die Deutschen müssen nun aufpassen, dass der Fehlstart ihnen nicht zu lange nachhängt. Heute greifen die vielleicht größten Medaillenkandidatinnen im Segeln für Deutschland, Steffi Rothweiler aus München und die Berlinerin Vivien Kussatz, im 470er ins Geschehen ein.

Andreas Kling[Qingdao]

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