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Mit voller Wucht. Colja Löffler ist nach seiner langen Verletzung wieder zurück im Kader der Füchse Berlin. Dank seiner Vielseitigkeit erweitert er damit die taktischen Varianten des Handball-Bundesligisten.

© imago

Füchse Berlin gegen HBC Nantes: Colja Löffler: Auf Umwegen zur Identifikationsfigur

Linksaußen Colja Löffler ist bei den Handballern der Füchse Berlin zur Identifikationsfigur gereift. Seine Rückkehr kurz vor dem heutigen EHF-Qualifikationsspiel gegen Nantes ist ein gutes Zeichen für den Berliner Bundesligisten.

Im Grunde hat alles in Island angefangen. Genau genommen in der Blauen Lagune, diesem riesigen Geothermalbad, das zu den großen Touristenattraktionen zählt. „Das war ein unfassbares Erlebnis für uns junge Kerle: diese Insel, diese Leute, diese Abgelegenheit“, sagt Colja Löffler im Rückblick, „einfach Wahnsinn.“ Ziemlich genau sieben Jahre ist es nun her, dass Löffler von einem gewissen Dagur Sigurdsson im Rahmen eines Austauschprogramms der Füchse Berlin zum Probetraining in dessen Heimat eingeladen wurde.

Seinerzeit arbeitete der heutige Trainer der Füchse Berlin noch als Geschäftsführer und Trainer bei Valur Reykjavik, dem bedeutendsten Handball-Klub des kleinen Landes. „Dagur sollte uns testen, sportlich wie menschlich“, sagt Löffler. Deshalb führte Sigurdsson dem Besuch nicht nur die Handballhallen vor, sondern auch die Sehenswürdigkeiten. Obwohl Island in einer schweren Finanzkrise steckte, verließ Löffler die Vulkaninsel mit einer guten Nachricht. „In diesen Tagen ist mir klar geworden, dass es klappen kann mit einer Karriere als Profisportler“, sagt er.

Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause

Mittlerweile besitzt der 25-Jährige einen festen Platz im Kader der Füchse Berlin. Im heutigen Qualifikationsspiel zur Gruppenphase des EHF-Pokals gegen HBC Nantes wird Löffler zwar womöglich noch nicht wieder spielen, nach einer schwerwiegenden Verletzung inklusive Knie-OP hat er am vergangenen Sonntag in Hamburg erstmals seit drei Monaten wieder ein paar Einsatzminuten erhalten. Seine Rückkehr ist aber eine gute Nachricht für den personell so angeschlagenen Bundesligisten: Weil Löffler dank seiner Vielseitigkeit die taktischen Varianten erweitert. Und weil er eines der Gesichter des Klubs geworden ist.

Löffler gehört neben Johannes Sellin und Gabor Langhans zur ersten Generation von Nachwuchsspielern, die von den Berlinern zum Profi ausgebildet worden sind. Sellin spielt inzwischen in Melsungen und zählt zum Stamm der Nationalmannschaft, Langhans wirft in Lübbecke zuverlässig seine Tore, „und ich habe meine Rolle auch gefunden“, sagt Löffler. Es ist keine sonderlich spektakuläre, als Linksaußen respektive Kreisspieler ist Löffler auch immer abhängig von den Anspielen seiner Teamkollegen. Dafür bringt er andere Tugenden mit, die ihn zu einem überdurchschnittlich guten Abwehrspieler machen: Wille und Leidenschaft. „In den Nachwuchsteams, die ich durchlaufen habe, gab es ein paar Spieler, die mehr Talent hatten als ich“, sagt Löffler, „aber ich bin ein Arbeitstier und habe mich durchgebissen.“ Island, Reykjavik und die Blaue Lagune sollten nicht seine einzigen Umwege bleiben.

Entscheidung zwischen Handball oder Kanusport

Bis ins jugendliche Alter hinein stand sogar eine Karriere in einer Individualsportart zur Diskussion. Löffler, geboren in Lübeck, kam mit sechs Jahren mit seinen Eltern nach Berlin und schloss sich wenig später sowohl einem Handball- als auch einem Kanuverein an. Für den KC Haselhorst und den VK Berlin erreichte er vordere Platzierungen bei deutschen Meisterschaften. Zudem spielte er erfolgreich Handball für die SG Spandau. „Eines Tages ist mein damaliger Trainer Bob Hanning auf mich zugekommen und hat mir klar gemacht, dass ich mich für eine Sache entscheiden muss“, erzählt Löffler. Er entschied sich für den Teamsport.

„Aber auch da musste ich ein paar Umwege gehen“, sagt Löffler und lacht. Eineinhalb Jahre spielte er in der Reservemannschaft, nebenher absolvierte er eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker. „Das war mir wichtig“, sagt Löffler, „man weiß ja nie, wie es im Sport kommt.“ Dass er eines Tages eine der Berliner Identifikationsfiguren bei den Füchsen sein würde, „daran hätte ich jedenfalls nicht geglaubt.“ Ist er aber längst.

Wenn Löffler in Heimspielen ein Tor wirft, ertönt die immer selbe Melodie über die Lautsprecher: „Dickes B“ von Seeed, eine Hommage an Berlin.

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